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15 Thesen von Bischof Dr. Stephan Ackermann zur Synodalität aus Sicht der Ortskirche von Trier

Zur Vorbereitung der Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023

Erfahrungen zur Synodalität aus der Diözese Trier

Im Bistum Trier sind wir in den vergangenen acht Jahren einen intensiven Weg synodaler Beratungen gegangen. Am Anfang stand die Heilig-Rock-Wallfahrt des Jahres 2012, die nicht nur für die einzelnen Pilgerinnen und Pilger, die nach Trier kamen, ein geistliches Erlebnis waren, sondern auch zu einer Glaubenserfahrung und Identitätsstärkung des Bistums beigetragen hat. Hier wurde Synodalität im ursprünglichen Sinn des Wortes als gemeinsames Unterwegssein im Glauben erfahren.

Auf der Grundlage dieser positiven Glaubenserfahrung und angesichts der epochalen aktuellen Herausforderungen für den Glauben und das kirchliche Leben – verstärkt durch die Aufdeckung der Fälle sexuellen Missbrauchs seit 2010 – fiel die Entscheidung zur Durchführung einer Diözesansynode, die Bischof Stephan Ackermann am 29. Juni 2012 ankündigte. Wesentlicher Auslöser für die Einberufung einer Synode waren auch die Erfahrungen aus der pastoralen Arbeit, die die Bistumspriester in Gesprächen mit dem Bischof auf Dekanatsebene zwischen 2009 und 2011 mitteilten.

Diese Elemente führten zur Einberufung einer Diözesansynode gemäß cann. 460-468 CIC, die in den Jahren 2013-2016 in sieben Vollversammlungen durchgeführt wurde. Synodalität fand hier ihren Ausdruck „in der gemeinsamen Suche dessen, was der Geist im gegenwärtigen Moment von der Teilkirche verlangt." (Kongregation für die Bischöfe – Kongregation für die Evangelisierung der Völker: Instr. über die Diözesansynoden (19. März 1997), I, 2) Ihre Arbeit ist breit dokumentiert. (Vgl. insbesondere A. Uzulis (Hg.): Als Volk Gottes auf den Weg geschickt. Die Trierer Bistumssynode 2013-2016,Trier 2016; C. Heckmann/ D. Mohr-Braun (Hg.): Synode geht. Ansprachen, Predigten und Briefe von Bischof Stephan Ackermann zur Synode im Bistum Trier, Freiburg im Breisgau 2017 [Synode geht]; heraus gerufen – Schritte in die Zukunft wagen. Abschlussdokument der Synode im Bistum Trier, Trier 2. Aufl. 2016; S. Ackermann: Die Diözesansynode gibt zu denken. Ekklesiologische und ekklesiopraktische Reflexionen zur Trierer Diözesansynode 2013-2016, in: Trierer Theologische Zeitschrift 125 (2016), 169-183.)

Seit Mai 2016 hat die Verwirklichung der Synodenbeschlüsse begonnen, zunächst mit der Beauftragung von verschiedenen Arbeitsgruppen, die die Synodenbeschlüsse konkretisierten, damit diese Zug um Zug zur Umsetzung gebracht werden können. (Zum aktuellen Stand vgl. www.bistum-trier.de/heraus-gerufen)

15 Thesen von Bischof Dr. Stephan Ackermann

Folgende grundlegende Erfahrungen mit Synodalität lassen sich aus der Ortskirche von Trier mitteilen:

  1. Synodalität, die ernst gemeint ist und auf eine breite Beteiligung des Volkes Gottes setzt, braucht Zeit.
  1. Die Erfahrung im Bistum Trier zeigt auch, dass es Vertrauen in den synodalen Beratungsprozess selbst braucht. Synodale müssen die Erfahrung machen können, dass sich in den Gesprächsprozessen Wege finden werden, die für die Beteiligten annehmbar sind und mitgetragen werden können.
  1. Zeitdruck oder Erwartungsdruck, der von außen auf die Beteiligten einwirkt oder den sich die Beteiligten selbst machen, kann zu Überforderungssituationen führen. Hier braucht es selbstkritische Wachsamkeit. Denn Gottes Geist will herausfordern, aber nicht überfordern.
  1. Synodalität bedarf einer hohen Bereitschaft, einander aufrichtig zuzuhören und die Vielfalt der Erfahrungen und Positionen, die im Volk Gottes vorhanden sind, zu respektieren.
  1. Soll Synodalität gelingen, so braucht es eine gute Achtsamkeit auf Barrieren, die zwischen den Beteiligten stehen können. Das Bemühen um Barrierefreiheit unter den am synodalen Prozess Beteiligten sollte sich nicht nur auf Menschen mit Behinderung beziehen, sondern auch sensibel sein für die Barrieren, die sich auftun aufgrund von Bildung, Sprachfähigkeit, kirchlicher und/ oder kultureller Prägung etc.
  1. Das Beratungsklima wie auch die Beratungsstrukturen müssen darauf angelegt sein, das freimütige Wort (Parrhesie) zu fördern (vgl. auch can. 465 CIC).
  1. Für das Gelingen synodaler Prozesse ist es wichtig, dass die Beteiligten wissen, welche Art von Mitwirkung ihnen von Rechts wegen zusteht bzw. von ihnen erwartet wird (grundlegende erste Beratung/ Anhörung/ Entscheidung …) und inwieweit sich die Entscheidungsträger an das Beratungsergebnis binden.
  1. Emotional geführte Kontroversen zwischen den Synodalen sind nicht per se ein Zeichen dafür, dass es sich bei den Beratungen um keinen geistlichen Prozess handelt. Ein falsches Streben nach Harmonie behindert synodale Beratungen. Entscheidend ist, ob bei allen Kontroversen der gemeinsam getragene Einsatz für das größere Ganze der Botschaft Jesu Christi spürbar wird. (Vgl. C. Heckmann/ M. Kirschner (2020): Krisenerfahrung und Transformationskonflikte in der katholischen Kirche. Erfahrungen im Synodenprozess des Bistums Trier, in: Konfliktdynamik 1/ 2020, 10-19.)
  1. Synodalität ist gefährdet, wenn sich abzeichnet, dass der Weg „Gewinner“ und „Verlierer“ produziert.
  1. Synodale Prozesse müssen offen sein für Korrekturen. Anders gesagt: Sie haben mit den Überraschungen des Heiligen Geistes zu rechnen. (Vgl. D. Mohr-Braun: Dem „Wir“ trauen. Zur pneumatologischen Dimension synodaler Kirchenprozesse, in: Synode geht (a.a.O.), 182-191.)
  1. Auf der Ebene der Diözese ist zu unterscheiden zwischen den synodalen Beratungen als solchen und der Umsetzung der Beratungsergebnisse bzw. Entscheidungen vor Ort. Diese bedarf einer ganz eigenen kommunikativen Anstrengung, die mehr ist als Information. Es ist dafür zu sorgen, dass es bereits während der synodalen Beratungen Formen der Einbeziehung des Volkes Gottes gibt. Ein Graben zwischen denen, die beraten, und denen, die von den Ergebnissen betroffen sein werden, ist nach Möglichkeit zu vermeiden.
  1. Im Nachgang zur Diözesansynode hat es sich im Bistum Trier bewährt, wenn bei anstehenden wichtigen Entscheidungen die diözesanen Gremien (Priesterrat/ Katholikenrat/ Diözesanpastoralrat/ Kirchensteuerrat/ Bistumsdechantenkonferenz/ Leitungsverantwortliche im Bischöflichen Generalvikariat/ Mitarbeitervertretung …) zu gemeinsamen Sitzungen (etwa über anderthalb Tage) zusammenkommen.
    Dabei besteht die Herausforderung, die Mitglieder der unterschiedlichen Gremien so über die Beratungsgegenstände zu informieren, dass eine Beratung möglich wird, die der Komplexität von Entscheidungen auf dieser Ebene gerecht wird.
  1. Synodalität ist aufgrund der Vielfalt der Perspektiven, die eingebracht werden, bereichernd und anstrengend zugleich. Eine breit angelegte Synodalität generiert Ideen und Einsichten, die eine kleine Gruppe alleine nicht hervorbringt.
  1. Gelingende Synodalität auf den unterschiedlichen Ebenen kann die Identität einer Ortskirche sowohl durch eine gemeinschaftliche Vision als auch durch gemeinsame Erfahrungen spürbar festigen.
  1. Das Gelingen eines synodalen Prozesses hängt entscheidend davon ab, dass die Beratungsergebnisse ernst genommen werden und Wirkung zeigen können.

Weiteres:

15 Thesen zur Synodalität

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