Damit Sie unsere Internetseite optimal nutzen können, setzen wir nur technisch notwendige Cookies (kleine Textdateien, die auf Ihrem Rechner abgelegt werden). Zur Reichweitenmessung der Seiten nutzen wir eine anonymisierte Statistik, die keine personenbezogenen Rückschlüsse auf Sie zulässt. Näheres finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Datenschutzerklärung

"Die eigene politische Verantwortung wahrnehmen"

Aufruf der Bischöfe zur Landtags-Wahl in Rheinland-Pfalz am 27. März 2011


Liebe Schwestern und Brüder in den Bistümern von Rheinland-Pfalz,

die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger des Landes sind am 27. März 2011 aufgerufen, den 16. Landtag zu wählen. Für die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen unseres Landes werden auch in den nächsten fünf Jahren wichtige Entscheidungen zu treffen sein. Durch die Beteiligung an der Wahl kann jeder Wähler die politischen Lösungen beeinflussen. Daher bitten wir alle katholischen Christen, wählen zu gehen und durch eine kluge, besonnene und verantwortungsbewusste Wahlentscheidung die eigene politische Mitverantwortung wahrzunehmen.

Die Wählerinnen und Wähler erwarten von den Parteien im Wahlkampf erkennbare, unterschiedliche politische Auffassungen und Ziele, aber auch, dass diese nach den Wahlen Bestand haben. Natürlich ist es in einer Mehr-Parteien-Demokratie auch notwendig, Kompromisse zu finden und gegebenenfalls auf die uneingeschränkte Durchsetzung eigener Ziele zu verzichten.

Bei der Vielzahl von politischen Zielen sowie bei vielen Gründen und Motiven der Wahlentscheidung des Einzelnen sollten nach unserer Auffassung folgende Überlegungen mitbedacht werden:

Werte: Solidarität - Soziale Gerechtigkeit...

Nachhaltige und gerechte Lösungen für die anstehenden Probleme können nur auf der Grundlage einer festen Wertordnung gefunden werden, die das Grundgesetz und die rheinland-pfälzische Verfassung bieten. Die katholische Soziallehre enthält zusätzliche Kriterien wie Personalität, Solidarität und Subsidiarität aber auch Soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohl, die auch in den nächsten Jahren bei der Suche nach Lösungen Orientierung geben können.

Menschenwürde und Schutz des Lebens

Zu einer Kultur der Menschenwürde gehört vor allem der Schutz des menschlichen Lebens. Er gilt für jede Lebensphase und insbesondere dann, wenn der Mensch am schwächsten ist. Er gilt von der Zeugung, der Schwangerschaft bis zur Pflege im Alter, zur Sterbebegleitung und zum Lebensende.

Ehe und Familie

Unser Augenmerk gilt weiterhin Ehe und Familie. Diese zu fördern und zu stützen sowie insbesondere die Eigenverantwortung zu stärken, bleibt eine politische Aufgabe. Dabei ist es notwendig, die Gefahr von Familienarmut abzuwenden bzw. zu verringern, für die Familien allgemein gute Bedingungen zu schaffen bzw. zu erhalten, das Wohl der Kinder zu sichern, ohne dabei die Interessen der Eltern zu übersehen.

Arbeitslosigkeit und Armut

Arbeitslosigkeit ist eine zentrale Quelle von Armut – sie trifft Familien, junge wie auch ältere Menschen und schließt sie von wichtigen Teilen gesellschaftlichen Lebens aus. Die Politik sollte alles unternehmen, womit die bedrückende Situation der Arbeitslosigkeit nachhaltig verbessert werden kann.

Bildung

Eine gute Bildung ist für alle jungen Menschen notwendig. Sie schafft die Voraussetzung, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und sein Leben  eigenständig zu gestalten. Gleichzeitig ermöglicht und stärkt sie die Mitarbeit am Gemeinwohl. Bildungs- und Chancengerechtigkeit sind wichtige Maßstäbe für die Weiterentwicklung unseres Bildungs- und Erziehungswesens.

Gerechtigkeit für die nächsten Generationen

Auch das allgemeine Ziel der Generationengerechtigkeit darf nicht übersehen werden. Sie bedeutet den Erhalt einer Umwelt, die zukünftigen Generationen gute Lebensbedingungen ermöglicht. Sie bedeutet aber auch, unseren Kindern und Kindeskindern nicht über Gebühr materielle und finanzielle Belastungen zu hinterlassen.

Nächstenliebe - Hilfe zur Selbsthilfe

Neben dieser staatlichen Solidarität für alle mit der Zielsetzung, dass niemand durch das soziale Netz fällt, bedarf es auch weiterhin einer unmittelbaren Solidarität zwischen den Bürgern. Diese wurzelt für uns Christen im Gebot der Nächstenliebe, die aus der Gottesliebe ihre Kraft schöpft. Wo allerdings der Einzelne, die Familie, aber auch die kleine Gruppe eine Unterstützung braucht, muss es vor allem um eine Hilfe zur Selbsthilfe gehen.

An die jungen Leute: Wählen und Einfluss nehmen!

Wir wenden uns insbesondere an die jungen Mitmenschen, die zum ersten Mal zur Wahl aufgerufen sind: Nutzen Sie die Chance, mit Ihrer Stimme Einfluss auf die Politik unseres Bundeslandes zu nehmen.

Unser Dank gilt den Abgeordneten des bisherigen Landtags, die für menschliche Werte und Überzeugungen eingetreten sind. Unser Land braucht auch weiterhin Frauen und Männer, die sich in Verantwortung vor Gott und den Menschen im nächsten Landtag engagieren und so dem Gemeinwohl dienen. Sie bedürfen der Unterstützung durch die Wählerinnen und Wähler.


Trier, 14. März 2011

Für das Bistum Trier
Dr. Stephan Ackermann
Bischof von Trier

Weiteres:

"Die eigene politische Verantwortung wahrnehmen"

bei anderen Anlässen