Die Kirche soll aktiv im Dorf bleiben
Mehr als 150 Menschen folgten der Einladung des Bistums nach Bitburg zu einem Forum zur Synodenumsetzung im ländlichen Raum.
„Wir leben kirchlich in einer unglaublich spannenden und irgendwie auch privilegierten Zeit!“, so habe ich in Otzenhausen gesagt. Müsste man nach den Meldungen der vergangenen Tage zu sexueller Gewalt durch Kleriker nicht sagen: Wir leben in einer spannenden, aber auch für die Kirche bedrückenden Zeit? Auch das wäre richtig. Aber sind nicht gerade die Dinge, unter denen wir alle zurzeit leiden – insbesondere aufgrund der nun wissenschaftlich zusammengetragenen Zahl der Fälle von sexuellem Missbrauch – Belastungen und Lasten, die der Leib der Kirche gerade auch in den Gliedern, die Opfer von Gewalt geworden sind, in sich trägt? Und das nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahrzehnten, also schon seit der Zeit der Volkskirche, seit der Zeit, in der die kirchliche Welt scheinbar noch in Ordnung war? Jetzt kommen die dunklen Seiten ans Licht und werden spürbar für alle, nicht nur für die unmittelbar Betroffenen und ihr Umfeld.
All das setzt eine ungeheure Dynamik frei und drängt zur Veränderung, gerade auch zu einem neuen Miteinander. Deshalb möchte ich für den Moment noch bei meinem Satz vom Anfang bleiben. Denn wir dürfen erleben, wie sich die Kirche verändert, wie sie weiterwächst durch die Zeit hindurch und dürfen diese Situation mitgestalten. Wir dürfen dabei sein in dem Moment, in dem die Kirche eine neue Epoche der Glaubensgeschichte betritt:
Diesen Moment dürfen wir erleben und mitgestalten: „Moment“ nicht im Sinne einer Sekunde, sondern im Sinne eines Ereignisses, einer Wegmarke. Dieses Momentum bahnt sich schon länger an, ist schon länger diagnostiziert und vorhergesagt worden(1). Aber meines Erachtens hat es in den letzten Jahren deutlich an Fahrt gewonnen und vollzieht sich in beschleunigter Weise. Die Kräfte, die dabei wirken, sind unterschiedlich. Um nur schlaglichtartig einige zu nennen:
Positiv-bestärkende Kräfte
Bedrängend-hinterfragende Kräfte
Und weil das so ist, empfinden Sie möglicherweise meine Interpretation unserer aktuellen Situation als einer spannenden und zugleich privilegierten Kirchenstunde als viel zu positiv, weil Sie selbst eher den Eindruck haben, dass wir umgeben sind von Krisenzeichen. Und das ist ja auch so! Die Frage ist aber, ob wir diese Krise gewissermaßen als ein letztes Aufbäumen vor dem drohenden Ende sehen oder als eine Krise im Sinne von Wachstumsschmerzen. Je nachdem, wie unsere Interpretation ausfällt, werden wir reden und handeln …
Diese Frage prägt auch unser heutiges Zusammensein: Geht Ihre persönliche Einschätzung der aktuellen Kirchensituation dahin, dass wir kurz vor dem Abgrund stehen und alles daransetzen müssen, das Ruder herumzureißen, weil sonst alles verloren ist und die Kirche ans Ende kommt? Oder sehen Sie in dem, was wir jetzt erleben, einen Prozess des Wachsens und Reifens in eine neue Epoche hinein? Ich persönlich bin der Überzeugung, wir haben die Chance zu einer neuen Epoche der Wahrhaftigkeit: dass wir uns nicht über den Zustand der Kirche hinwegtäuschen, ihn nicht übertünchen, nicht vertuschen – weder Straftaten (wenn wir an den Missbrauch im Raum der Kirche denken) noch andere Realitäten. Unsere Kirche ist in vielen Bereichen arm, mitten im Reichtum … Von daher ist meine Option, meine Interpretation klar: Wir befinden uns in einem Prozess des Wachsens und Reifens. Das hängt natürlich auch mit meiner Glaubensüberzeugung zusammen, dass der lebendige Christus der Kirche seine Nähe zugesagt hat.
Die Kirche in unserem Land, in Europa erlebt nicht zum ersten Mal eine (notwendige) Krise ihrer sozialen Gestalt. Aber das Besondere unserer aktuellen Situation besteht darin, dass vielleicht zum ersten Mal ein friedlicher Übergang, ein friedlicher Wachstumsschritt möglich ist: nicht ausgelöst durch äußere Gewalt, durch Krieg und Revolution (wie etwa in der Säkularisation mit all ihrer Brutalität!). Frühere Veränderungen kamen eher wie Naturgewalten über das Volk Gottes. Der heutige Umbruch ereignet sich – selbstbestimmter als je zuvor – als innerer Prozess, der freilich auch nicht schmerzfrei ist angesichts der Kräfte, die von außen auf uns einwirken.
Liebe Damen und Herren! Mir war es wichtig, zunächst diesen großen Horizont aufzuzeigen. Denn für unser Gespräch und für die Entscheidungen, die wir treffen, erscheint mir der Horizont wichtig, von dem her wir denken. Das beeinflusst uns bis hinein in die ganz konkreten Überlegungen zum kirchlichen Leben vor Ort. Und wir werden nichts ausrichten und bewirken, wenn wir die großen Entwicklungen ignorieren anstatt sie anzunehmen und positiv zu sehen als „Zeichen der Zeit“. Die Synode hat sich für den Weg der Annahme dieser „Zeichen der Zeit“ entschieden. (3)
(1) Vgl. etwa E. Biser: Die glaubensgeschichtliche Wende. Eine theologische Positionsbestimmung, Graz 1986.
(2) Dabei habe ich manchmal den Eindruck, dass die Aggression, auch Wut, die mir als Bischof bisweilen in der öffentlichen Auseinandersetzung entgegenschlägt, mit der Tatsache zu tun hat, dass viele Menschen – auch solche, die sich selbst nicht als kirchennah bezeichnen – auf den gesellschaftlichen Beitrag der Kirche setzen, d. h. ihre orientierende Stimme im gesellschaftlichen Diskurs hören wollen, und deshalb enttäuscht sind, wenn die Kirche selbst ihre Glaubwürdigkeit durch Fehlverhalten, Enge, Dialogunfähigkeit u. Ä. schwächt.
Interessant ist dazu auch eine aktuelle Studie des Washingtoner Pew Research Center, bei der zwischen April und August 2017 mehr als 24.000 Telefoninterviews mit zufällig ausgewählten Erwachsenen durchgeführt wurden. Die Studie zeigt, dass „die christliche Identität immer noch ein bedeutsamer Marker in Westeuropa ist, auch für diejenigen, die nur selten in die Kirche gehen. Sie ist nicht nur eine ‚nominelle‘ Identität ohne praktische Bedeutung“ (vgl. http://www.pewforum.org/2018/05/29/christ-sein-in-westeuropa [24. September 2018]).
(3) Um diesen Schmerz, den wir erleben, angemessen zu erfassen, erscheint es hilfreich, das zu bedenken, was Rainer Bucher für die Situationsanalyse zusammengetragen hat: dass einerseits der Rückgang der Kirchenmitgliederzahlen in Deutschland seit 1950 kontinuierlich verläuft; dass andererseits die Hälfte der heute bestehenden Kirchbauten nach 1950 errichtet wurde! In Zahlen: 1950: 11 Millionen Kirchgänger bei 23 Millionen Mitgliedern; 2009: 3 Millionen Kirchgänger bei gesamtdeutsch 25 Millionen Mitgliedern. Das bedeutet einen Rückgang von 72 %, wenn wir die Frage einmal nur vom Gottesdienstbesuch her anschauen. R. Bucher nennt dies „eine Entwicklung, die bereits ab 1950 einsetzte, praktisch bruchlos und ausgesprochen stetig verlief, offenbar durch nichts und niemanden aufhaltbar war und deren untere Sockelbildung bei dem gegenwärtigen 13 % Sonntagskirchgang noch nicht erreicht sein dürfte“ (R. Bucher: Liquidierung. Der Verkauf von Kirchen und die aktuelle Neukonstellation pastoraler Orte, in: Angelika Büchse u.a. (Hg.), Kirchen. Nutzung und Umnutzung: Kulturgeschichtliche, theologische und praktische Reflexionen, Münster 2012, 31-45).
Zur Realität unseres Bistums gehört es, dass sich die Prozesse der Veränderung nicht an allen Stellen gleichförmig und zeitgleich vollziehen: Es gibt regionale und lokale Unterschiede, die zum Teil erheblich sind. Das liegt an Mentalitäten, an der unterschiedlichen Geographie und Infrastruktur, an unterschiedlichen personellen und finanziellen Ressourcen … Zu den Unterschieden gehört auch der Unterschied zwischen dem städtischen und dem ländlichen Lebensraum. Das Bistum Trier ist diesbezüglich nicht homogen (wie vielleicht im Unterschied dazu das Ruhrbistum Essen oder Bistümer wie Passau oder Görlitz). Dem haben wir Rechnung zu tragen, wenn wir den Gläubigen und den Menschen insgesamt im Bistum Trier gerecht werden wollen.
Ich bitte, mich hier nicht falsch zu verstehen: Aus meiner Sicht stellen die ländlichen Regionen – gerade im Blick auf das kirchliche Leben – nicht die Problemzonen dar, während die Städte die Orte der Verheißung und der Zukunft wären. Die ländlichen Räume sowie die Städte haben ihre je eigenen Stärken, Potenziale und Schwächen, Herausforderungen … Und „Land“ ist auch nicht gleich „Land“! Dennoch gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land. Und wir beobachten gesamtgesellschaftlich, ja auch global, eine Konzentration hin auf die städtischen Gebiete. Natürlich: Wo viele Menschen auf überschaubarem Raum zusammenkommen, wo es kurze Wege gibt, besteht ein hohes Potenzial für Aktivitäten, Vernetzungen, Initiativen, Formen von Vergemeinschaftungen …
Umso wichtiger ist es, den ländlichen Raum nicht aus dem Blick zu verlieren, besser noch: einen bewussten Gegenakzent zu setzen und – ohne die Herausforderungen im Hinblick auf Demographie, auf Infrastruktur, auf Wirtschaft und damit verbunden auf Arbeitsplätze zu übersehen, anders gesagt: ohne falsche Romantik – die Potenziale des ländlichen Raums zu sehen. Das gilt ja gerade auch für das kirchliche Leben in diesem Raum: Der ländliche Raum ist im kirchlichen Leben ein starker Raum, ein wertvoller „Aktivposten“. In vielen Landgemeinden ist das kirchliche Leben nach wie vor wesentlicher und vitaler Bestandteil des Lebens der Dorfgemeinschaft – stärker als in den Städten. Das möchten wir mit der Verwirklichung der Synodenbeschlüsse nicht behindern oder zerstören, sondern wo möglich stärken und ausbauen!
Denn auch das ist klar (und das werden die Bürgermeister unter uns bestätigen): Die Zukunft des ländlichen Raums ist kein Selbstläufer – weder kirchlich noch zivilgesellschaftlich.
Als Bistum stehen wir also vor der Aufgabe, die Lebendigkeit des kirchlichen Lebens vor Ort zu stärken und zugleich einen strukturellen Rahmen zu schaffen, der auf Sicht zukunftsfähig ist. Diese zu schaffende Struktur muss so ausgelegt sein, dass sie auch an Orten mit ungünstigen Ausgangsbedingungen funktionieren kann. Die Synode nennt diese Struktur „Pfarrei der Zukunft“. Wenn sie, wie geplant zu Beginn des Jahres 2020 in Kraft tritt, haben wir (in den nächsten Jahren) nicht weniger Seelsorgerinnen und Seelsorger als wir sie sonst auch hätten. Ähnliches gilt für die Gläubigen und Aktivitäten vor Ort. Von einem Rückzug vom Land kann daher keine Rede sein. Auch ist nicht vorgesehen, dass wir die Pastoral in den Pfarreien der Zukunft zentralisieren.
Dem Pfarr-Ort weisen wir z.B. nur ganz wenige, vor allem koordinierende und unterstützende Aufgaben zu. Was sich ändert, ist zum einen der organisatorische Rahmen. Es geht um langfristig lebensfähige Einheiten mit verringertem Verwaltungsaufwand (und mehr Verantwortung vor Ort). Und zum anderen gilt: Pastoral und im praktischen Leben sollen neue, zusätzliche Möglichkeiten entstehen. Und die brauchen wir auch. Denn bloßer Selbsterhalt ist zu wenig! Er entspricht auch nicht dem Evangelium: Kirche ist nicht Selbstzweck, sondern hat einen Auftrag für diese Welt! Die Überzeugung des Evangeliums ist doch: Wir wachsen und gewinnen in dem Maß, indem wir von uns selbst absehen! „Wer sein Leben gewinnen will (wer um sich kreist, wer klammert …), der wird es verlieren! Wer scheinbar verliert, wer nicht ängstlich bloß auf sich bedacht ist, der wird gewinnen!“ (vgl. Mt 16,25) Es geht darum, von sich abzusehen.
Damit hängt ein Zweites zusammen: Wer nicht wachsen will, der wird schrumpfen, ja der wird eingehen! Wachstum muss dabei nicht immer quantitativ-zahlenmäßiges Wachstum bedeuten, sondern kann auch qualitatives Wachstum sein. Hier denke ich besonders an das Wachstum im Glauben, anders gesagt: um das Wachsen in die Tiefe. Darauf müssen wir ein verstärktes Augenmerk legen und uns auch in dieser Hinsicht mehr anstrengen. Wenn für die Männer und Frauen in der Seelsorge, insbesondere die Priester, mit ihrem Auftrag der Verkündigung und der Feier der Gottesdienste zu wenig Zeit zur Vorbereitung ist, weil so viel zu verwalten und zu organisieren ist, dann leidet die Qualität. Und Menschen treffen ihre Entscheidung, sich woanders hinzuwenden, wo sie mehr Nahrung für ihre Seele und ihr Glück finden …
Aber das Wachstum ist nicht nur eine Herausforderung für die Hauptamtlichen, sondern für die Gemeinden insgesamt: Neue Formen, neue Möglichkeiten der Begegnung, neue Orte christlichen Lebens sind notwendig. Deshalb auch ein neuer Aufbruch, deshalb Orientierung am Sozialraum, wie die Synode es fordert.
Im Sinne des Evangeliums wäre es ein Trugschluss zu sagen: „Wir müssen zuerst für uns sorgen, uns konsolidieren, unsere Felder bestellen [„We first!“], dann können wir auch anderen helfen, uns ihnen zuwenden.“ Nein, die Logik des Evangeliums heißt: In der Zuwendung zu den anderen finden wir uns selbst, sehen wir klarer, wer wir selbst als Christen sind. Dies war bzw. ist doch z.B. die Erfahrung vieler Menschen in ihrem Engagement für die Flüchtlinge! Durch die Hilfe haben sich neue Gemeinschaften gefunden, wurden auch innerkirchliche Vernetzungen gestärkt, quasi als Frucht im Nebenher des Einsatzes für andere. Um diesen Blick von uns weg hin zu konkreten Bedürfnissen von Menschen, mit denen wir leben, geht es.
Als es um den Titel für unsere beiden Veranstaltungen ging, da stellte sich die Frage, ob man diesen Titel wählen kann, oder ob er zu rückwärtsgewandt klingt. Ich bin als Bischof mit dem Titel ganz einverstanden:
Ich wäre nicht einverstanden, wenn er bedeuten würde:
Aber ich bin damit einverstanden, wenn mit dem Slogan „Die Kirche bleibt im Dorf“ gemeint ist:
Insofern geht es tatsächlich darum, dass die Kirche im Dorf bleibt, auch unter den sich verändernden Rahmenbedingungen. Wir wollen, dass die Kirche im Dorf bleibt, nicht nur für uns, die wir der Kirche verbunden sind, uns in der Kirche engagieren, sondern als Dienst und Angebot für alle, die in unseren Gemeinden leben. Zugegeben: Die Schwierigkeit besteht darin, dass wir davon noch kein fertiges Bild haben. Auch wir in Trier nicht: Als Bistumsleitung haben wir kein fixes Bild in der Schublade, sondern sind auf Erfahrung, Anregung und Austausch angewiesen.
Auf der anderen Seite stehen wir an vielen, vielen Stellen schon heute nicht am Nullpunkt: Es gibt Pflänzchen und es gibt ausgewachsene Projekte und Initiativen für ein lebendiges Miteinander in unseren ländlichen Räumen. Einige davon präsentieren sich im Laufe des Tages in den Workshops. Sie können ja einmal den Test machen und sich fragen, ob und wie diese Initiativen möglich sind in der Pfarrei der Zukunft, ohne die bisher bekannte pfarrliche Struktur …!.
Der Fachvortrag des Humangeographen Prof. Dr. Gerhard Henkel beim ersten Forum zu diesem Thema in Otzenhausen hat uns für das Zusammenspiel von Dorf und Kirche, von dörflicher und kirchlicher Entwicklung manche hilfreichen Aspekte mit auf den Weg gegeben: So ist zum Beispiel die Vielschichtigkeit, manchmal geradezu Widersprüchlichkeit der dörflichen Entwicklung ins Auge zu fassen: Die Dörfer haben in den letzten Jahrzehnten nicht nur verloren, sondern sich auch sehr stark positiv entwickelt: Dorfbild-Gestaltung, multifunktionale Gemeindehäuser, generationenverbindende Sportstätten, Erhaltung historischer Ortskerne … Dies sind einige wenige Aspekte sehr positiver Entwicklungen, zu denen auch teilweise Kirchengemeinden ihren Beitrag leisten. Zugleich sind viele Dörfer ärmer geworden, vor allem in der dörflichen Infrastruktur: durch das Sterben von Läden, Postfilialen, von Handwerksbetrieben und Gaststätten …
Für uns als Kirche kann es in dieser komplexen Lage nicht bloß um die Stärkung der jeweiligen Dorfidentität gehen. Kirchlicherseits haben wir noch andere Anliegen und Aufträge zu berücksichtigen. Die Gemeinwesenarbeit für die Dörfer ist ein Aspekt kirchlicher Identität vor Ort. Vom Evangelium her kann es aber nicht heißen: Das Dorf immer zuerst! Natürlich müssen wir uns am Sozialraum des Dorfes orientieren – wie auch an den Sozialräumen der Städte –, aber diese Orientierung geschieht doch um der konkreten Menschen willen und im Hinblick auf die Begegnung des einzelnen Menschen mit dem Evangelium Jesu Christi.
Ein zweiter Aspekt, den Prof. Henkel in unsere Fragen eingetragen hat, ist der starke Wandel in der Verhältnisbestimmung zwischen Bürger und Staat im Laufe der Geschichte: vom Bürger als Untertan über den Bürger als Kunden (vielfaches Bild auch noch heute) zum Bürger als Partner im staatlichen Gebilde. Dieses Bild vom Bürger als Partner, als Gegenüber auf Augenhöhe verändert auch zunehmend das Verhältnis der vielen Christen zu ihrer jeweiligen Kirche und ihren Angeboten. Die beiden Foren zum ländlichen Raum sind ein Ausdruck dieses Wandels hin zum Dialog auf Augenhöhe – wie auch der gesamte synodale Prozess, in dem wir uns als Kirche im Bistum Trier befinden.
Ich danke all denen, die bereit sind, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen, ob aus dem direkt innerkirchlichen Bereich oder darüber hinaus. In ihrer bunten Vielfalt sind sie selbst schon ein gutes Zeugnis für die vielfältigen Ideen und Kooperationen, die es in unseren Dörfern gibt zwischen Kommunen und Kirchen, zwischen Caritas und Pfarrei sowie zwischen den verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften. Manche der Projekte kenne ich schon. Sie sind für mich Beispiele für das spezifische Potenzial, für die Ideen und das Engagement, die im ländlichen Raum gegeben sind. Herzlich darf ich Sie einladen, dass Sie Ihre eigenen Erfahrungen, Ihre Fragen, Ihre Anregungen, Befürchtungen und Ideen äußern und uns mitgeben.
+ Stephan Ackermann