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Nachruf von Bischof Dr. Stephan Ackermann auf Papst em. Benedikt XVI.

„Kirche und Welt haben einen großen Lehrer des Glaubens verloren“

Mit dem Tod von Papst Benedikt XVI. haben Kirche und Welt einen großen Lehrer des christlichen Glaubens verloren. Wie kaum ein Zweiter hat Papst Benedikt es schon als Theologieprofessor, Bischof und Kardinal vermocht, Menschen unabhängig von ihrem Zugang zur Theologie die Botschaft des Glaubens aufzuschließen und sie dafür zu faszinieren. Auch als Papst blieb Benedikt XVI. ein Gelehrter, der zugleich mit einer hohen menschlichen Sensibilität begabt war. Sein großes Anliegen war es immer wieder, Glaube und Vernunft miteinander zu verbinden. Deshalb war auch der von ihm gewählte Name „Benedikt“ Programm: Der heilige Benedikt, der Vater des abendländischen Mönchtums, hat die Geistigkeit und Kultur Roms verbunden mit der Botschaft des Evangeliums. Aus dem Reichtum, den er uns mit seinen Schriften und Predigten hinterlassen hat, wird die Kirche noch lange schöpfen können.

Wenn es im Rahmen der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche auch Kritik am Vorgehen des Verstorbenen in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising gab, so hat er in seiner Verantwortung als Präfekt der Glaubenskongregation wichtige Maßnahmen zu einer wirksameren Bekämpfung von sexuellem Missbrauch in der Kirche auf den Weg gebracht. Diesen Weg hat er als Papst Schritt um Schritt weiter fortgesetzt.

Als Benedikt XVI. spürte, dass seine Kräfte nachließen, hat er mit seinem freiwilligen Verzicht auf das Papstamt im Februar 2013 einen ebenso außergewöhnlichen wie mutigen Schritt gesetzt. Er hat damit einen nicht unwesentlichen Beitrag für ein menschlicheres Verständnis des höchsten Amtes in der Kirche geleistet. Ich bin davon überzeugt, dass man die Bedeutung des Pontifikats von Benedikt XVI. im Abstand noch stärker erkennen wird als dies schon heute der Fall ist.

Persönlich danke ich dem verstorbenen Papst für das große Vertrauen, das er mir mit der Ernennung zunächst zum Weihbischof und dann zum Bischof von Trier entgegengebracht hat.

„Alle Menschen wollen eine Spur hinterlassen, die bleibt. Aber was bleibt?“, so hat Benedikt XVI., damals noch als Kardinal Joseph Ratzinger, in der heiligen Messe zur Papstwahl gefragt. Seine Antwort auf die Frage „Was bleibt?“ lautete: „Das Geld nicht. Auch die Gebäude bleiben nicht; ebenso wenig die Bücher. Nach einer gewissen, mehr oder weniger langen Zeit verschwinden alle diese Dinge. Das einzige, was ewig bleibt, ist die menschliche Seele,  der von Gott für die Ewigkeit erschaffene Mensch. Die Frucht, die bleibt, ist daher das, was wir in die menschlichen Seelen gesät haben – die Liebe, die Erkenntnis; die Geste, die das Herz zu berühren vermag; das Wort, das die Seele der Freude des Herrn öffnet.“

Die Ortskirche von Trier trauert um einen großen Glaubenszeugen. Sie tut es in Dankbarkeit für das, was Papst Benedikt XVI. in seinem Leben und seinem Dienst für Kirche und Welt in die Seelen von Menschen gesät hat, um sie für die Freude an Jesus, dem Herrn, zu öffnen. Sie betet darum, dass sich nun das, was er zeitlebens in faszinierender Sprache verkündet hat, an ihm erfüllt.“


Trier, 31. Dezember 2022

Dr. Stephan Ackermann
Bischof von Trier

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