Sehr geehrte Damen und Herren,
in diesen spätsommerlichen Tagen grüße ich Sie herzlich. Ich hoffe, dass Sie inmitten aller Turbulenzen, die wir in diesen Monaten gerade durch die Corona-Pandemie erleben, einen gangbaren Weg und Kraftquellen für sich gefunden haben und den Segen Gottes in Ihrem Leben spüren.
Turbulent geht es für uns gerade auch innerkirchlich zu. Wir stehen mitten in tiefgehenden Herausforderungen und Belastungen und sind intensiv auf der Suche nach Lösungswegen. In dieser Zeit ist es mir ein Anliegen, mich an Sie zu wenden.
Aus den Beratungen mit den Bischöfen der deutschen Diözesen Ende August kann ich Ihnen sagen, dass, mit kleinen Unterschieden, alle Bistümer in Deutschland in Veränderungsprozessen stehen. Das Ziel dabei ist immer, die Kirche als Ort gelebten Glaubens und als verlässliche Institution für die Menschen in ihren Lebenssituationen weiterzuentwickeln – eine Kirche, die für die Menschen da ist.
Eigentlich wollten wir bei der Umsetzung der Synodenergebnisse die Errichtung der neuen Pfarreien zügig umsetzen, um dann für längere Zeit frei von Strukturdebatten zu sein und bereit, uns vor allem der inhaltlichen Weiterentwicklung der Kirche von Trier zuzuwenden. Dieser Plan ist nicht aufgegangen. Die von uns entwickelten rechtlichen und zeitlichen Vorgaben wurden von Rom angemahnt und müssen angepasst werden. Die inhaltliche Grundausrichtung der Synode bleibt und wurde durch die Gespräche in Rom bekräftigt.
Jetzt sind wir dabei, gangbare Alternativen zu entwickeln. Dazu haben im Sommer Beratungsworkshops mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen stattgefunden. Am 5. September haben wir den diözesanen Räten zwei Modelle für die künftige Strukturentwicklung der Pfarreien vorgestellt und um Rückmeldung gebeten. (Die Modelle finden Sie in dieser Nachricht: https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/attraktive-alternative-zum-status-quo.) Mit diesen Voten kann ich nun die weiteren Schritte und erforderlichen Entscheidungen in den Blick nehmen. Nach fast vier Jahren der Planung der künftigen Gestalt der Pfarreien höre ich von vielen Menschen den Wunsch nach Klarheit. Die Schwebesituation, in der wir uns aktuell befinden, lähmt so manches ehrenamtliche Engagement, gerade auch wenn es um den Mut zu Neuem geht. Wir werden den Weg in die Zukunft aber nicht gehen können ohne Sie, d. h. ohne die Bereitschaft und die Vor-Ort-Kenntnis der gewählten Ratsmitglieder. Die sind uns wichtig und kostbar! Sobald sich daher im Herbst die nächsten Schritte abzeichnen, werde ich es Sie wissen lassen.
Liebe Damen und Herren, viele von Ihnen haben als Mitglied eines Gremiums bzw. Organs der Pfarrei, Pfarreiengemeinschaft, Kirchengemeinde und Kirchengemeindeverbands das „Übergangsmandat“ angenommen, das bis längstens 31. Dezember 2021 gilt. Dafür danke ich Ihnen herzlich. Wie ich jetzt höre, haben viele von Ihnen das Mandat jedoch mit der Erwartung angenommen, dass sich schon im Laufe dieses Jahres Neuerungen ergeben, die dazu führen, dass Sie Ende 2020 Ihre Gremientätigkeit abgeben könnten. Diese Veränderungen sind nicht eingetreten. Daher bitte ich Sie herzlich, das Übergangsmandat wie beschrieben bis Ende 2021 wahrzunehmen. Denn mit der Einrichtung dieses Mandates war beabsichtigt, die Arbeitsfähigkeit der Gremien ohne Neuwahlen bis zur Klärung der pfarrlichen Strukturen sicherzustellen. Daran hat sich nichts geändert. Gerne versichere ich Ihnen aber auch, dass eine Verlängerung des „Übergangsmandats“ über den 31.12.2021 hinaus auf keinen Fall in Betracht kommt. Dieses Signal von vielen von Ihnen habe ich gut verstanden.
Ende 2019/Anfang 2020 haben turnusgemäß nach geltendem Regelwerk Verwaltungsratswahlen stattgefunden, die in den Kirchengemeinden die Vermögensverwaltung in kollegialer Verantwortung sichern. Diese Wahlen sind in ihrer Gültigkeit nicht infrage gestellt. Die Amtsdauer der gewählten Mitglieder endet daher auch nicht mit dem 31. Dezember 2021.
Diese beiden Klarstellungen sind mir wichtig. Denn nach der Veröffentlichung der römischen Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ war vielerorts eine deutliche Verunsicherung darüber zu spüren, ob die Gremien ‚noch gebraucht werden‘ und ihre Mitverantwortung noch erwünscht ist.
Ausdrücklich danke ich Ihnen, dass Sie in diesen krisenhaften Zeiten Mitverantwortung übernommen haben. Die Corona-Krise mit ihrem zeitweiligen Versammlungsverbot hat das Handeln der Räte zusätzlich erschwert. Dennoch waren viele Mitglieder gerade in der Organisation der Schutzmaßnahmen im Rahmen von Gottesdiensten (Empfangsdienste) und Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit den pastoralen Teams sehr aktiv.
Seien Sie versichert, dass wir die Formen der Mitverantwortung und die Legitimation der Mandatsträger und Mandatsträgerinnen für die Zukunft deutlich im Blick haben. Auch die diözesanen Gremien haben am 5. September betont, wie wichtig es ist, dass wir zu diesen Fragen bald konkreter werden und einen Zeitplan vorlegen. Über alle weiteren Schritte werde ich Sie persönlich informieren.
Ich danke Ihnen allen nochmals herzlich für Ihr Engagement, für Ihre Ausdauer und Geduld. Ich danke Ihnen, dass Sie die Unsicherheit aushalten, die mit der aktuellen Situation verbunden ist. Ich danke Ihnen dafür, dass ich mich mit Ihnen in einer gemeinsamen Verantwortung aufgehoben weiß. Uns eint die tiefe Sorge um unsere Glaubensgemeinschaft und die Relevanz der frohen Botschaft. Die Sorgen jener, die um die Umsetzung der Synode fürchten (und vielfach sehr enttäuscht, zum Teil sogar verletzt oder auch einfach ermüdet sind), und die Sorgen jener, die befürchten, dass Kirche vor Ort in den vertrauten Formen verlorengeht - beide „Richtungen“ verbinden sich in der einen Sorge um die Zukunft und die Lebendigkeit der Kirche vor Ort.
Verbunden in dieser Sorge und gleichzeitig in der Zuversicht, die uns Christen trägt,
grüße ich Sie und bitte um Gottes Segen für Ihr ehrenamtliches Wirken!
Ihr
+ Stephan Ackermann, Bischof von Trier