Damit Sie unsere Internetseite optimal nutzen können, setzen wir nur technisch notwendige Cookies (kleine Textdateien, die auf Ihrem Rechner abgelegt werden). Zur Reichweitenmessung der Seiten nutzen wir eine anonymisierte Statistik, die keine personenbezogenen Rückschlüsse auf Sie zulässt. Näheres finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Datenschutzerklärung

Hinkehr zu Jesus Christus – Einladung zur Heilig-Rock-Wallfahrt 2012

Hirtenbrief zur österlichen Bußzeit 2012 - "Fastenhirtenbrief" von Bischof Stephan Ackermann


Liebe Schwestern und Brüder im Bistum Trier!

Am vergangenen Mittwoch haben wir die österliche Bußzeit begonnen. Die heiligen Vierzig Tage wollen für die Kirche eine intensive Zeit der Besinnung und der Erneuerung sein. Wie dies gelingen kann, sagt Jesus selbst, als er sich zum ersten Mal öffentlich an die Menschen wendet: »Kehrt um und glaubt an das Evangelium!« (Mk 1,15) An das Evangelium glauben heißt aber nichts anderes, als an Jesus Christus glauben. Denn er ist das Evangelium, die Frohe Botschaft in Person. Bei ihm gibt es keine Kluft zwischen dem, was er verkündet, und dem, was er lebt. Worte und Taten sind bei ihm eins. Deshalb heißt Umkehr christlich immer Hinkehr zu Jesus Christus. Die vierzig Tage der Fastenzeit sind deshalb ein Weg auf Christus zu. Sie laden dazu ein, dass wir mit allem, was uns bewegt, bewusster noch und intensiver als sonst auf ihn zugehen.

Für uns Christen im Bistum Trier findet dieser Intensivweg des Glaubens diesmal nicht mit dem Ende der Fastenzeit in den Kar- und Ostertagen seinen Abschluss. Nein, der Weg setzt sich in diesem Jahr fort in der großen Heilig-Rock-Wallfahrt, die wir vom Freitag in der Osterwoche bis zum Sonntag vor Christi Himmelfahrt feiern.

Herzliche Einladung

Im Grunde hat die Wallfahrt schon längst begonnen. Sie nahm ihren Anfang in dem Augenblick, als mein verehrter Vorgänger im Bischofsamt, Reinhard Kardinal Marx, sie am Ende der Heilig-Rock-Tage 2007 ankündigte. Inhaltlich und organisatorisch haben wir uns intensiv in den vergangenen fünf Jahren auf dieses Ereignis vorbereitet. Ungezählte Akzente sind in unseren Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften, in Verbänden, Gruppen und Einrichtungen schon gesetzt worden. Viele Kooperationen konnten über den Raum der Kirche hinaus geknüpft werden und haben uns mit ihren Ideen bereichert.

Nun trennen uns nur noch wenige Wochen vom Eröffnungstag, an dem der Heilige Rock enthüllt wird. Deshalb möchte ich Sie alle, liebe Schwestern und Brüder, mit diesem Hirtenbrief noch einmal ausdrücklich und herzlich zur Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 einladen. Kommen Sie zwischen dem 13. April und dem 13. Mai nach Trier und erleben Sie die bestärkende Kraft des Glaubens! »Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe«, so ruft Jesus im heutigen Evangelium den Menschen zu. Die Heilig-Rock-Wallfahrt bietet eine wunderbare Gelegenheit, die bleibende Aktualität dieser Worte zu erfahren. Das nahe gekommene Reich Gottes, das Jesus verkündet hat, ist nicht in die Ferne gerückt, sondern lebendige Gegenwart.

Bei der letzten Wallfahrt im Jahr 1996 durfte ich das ganz persönlich erleben. Damals war ich in unserem Priesterseminar als Ausbilder tätig. Die Wochen der Wallfahrt kamen mir vor »wie ein Eintauchen in die Wirklichkeit Gottes«. So jedenfalls habe ich es mir damals in meinem geistlichen Tagebuch notiert. Was sonst in dieser Dichte ganz selten spürbar ist, wurde in dieser Festzeit der Wallfahrt erfahrbar. Und, das ist mir ganz wichtig: In diesen Wochen zeigte die Kirche deutlicher als sonst, wofür sie letztlich da ist: die Menschen auf Jesus hinzuweisen und sie mit Ihm in Berührung zu bringen.

Die Chance des Leitworts

Liebe Mitchristen! Wie Sie wissen, ist das Leitwort der Wallfahrt diesmal eine Bitte, die sich an Jesus selbst richtet: »und führe zusammen, was getrennt ist«. Diese Worte bilden den Schluss des »Kleinen Pilgergebetes« der Wallfahrt von 1959 und sind seitdem in den Gebetsschatz unseres Bistums eingegangen. Wir mussten nach diesem Leitwort nicht mühsam suchen. Im Gegenteil: In einer Vielzahl von Meldungen wurde es wörtlich oder sinngemäß vorgeschlagen. Es lag sozusagen in der »Luft«, in der wir in diesem Fall sicher das Wehen des Heiligen Geistes sehen dürfen.

Denken wir nur an die Diskussionen, die wir in den letzten Jahren in unserem Bistum geführt haben um die Frage, wie wir unsere pastoralen Strukturen zukunftsfähig machen angesichts sinkender Mitgliederzahlen und knapper werdender Mittel. Immer wieder wurde von verschiedenen Seiten die verständliche Kritik laut, wir beschäftigten uns viel zu viel mit Strukturen statt mit den Inhalten des Glaubens. Die Wallfahrt gibt uns nun eine außerordentliche Gelegenheit, intensiv auf den innersten Glutkern des Glaubens zu schauen: Jesus Christus, der in seiner Liebe zu uns alles hergab, selbst sein »letztes Hemd«. Die Wallfahrt könnte ein Schritt sein, der uns dazu hilft, die Kluft zwischen dem Mühen um tragfähige Strukturen und dem zentralen Inhalt des Glaubens zu überwinden. Sie bietet darüber hinaus die Chance, das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserem Bistum zu stärken.

Die Wallfahrt ist aber nicht nur eine Chance für unser Bistum. Ich sehe in ihr sogar eine Chance für die Kirche in Deutschland. Schon jetzt haben sich viele Pilgergruppen aus ganz Deutschland, aus unseren europäischen Nachbarländern und den Partnerländern aus der Weltkirche angemeldet. Sie erhoffen sich geistliche Ermutigung.

Wie sehr ringen wir gegenwärtig um den richtigen Weg der Kirche in unserer Gesellschaft und unserer Zeit. Zum Teil gibt es heftigen Streit darüber, wie Jesus seine Kirche gewollt hat und was wahrhaft katholisch ist. Die Tonlage der Auseinandersetzung verschärft sich. Das macht mir Sorgen. Umso dringlicher klingt da die Bitte des Leitwortes: »und führe zusammen, was getrennt ist«.

Wie sehr das Leitwort bereits seine inspirierende Kraft entfaltet hat, zeigt der Blick auf die Schwestern und Brüder der anderen christlichen Konfessionen. Besonders dankbar bin ich dafür, dass die Evangelische Kirche im Rheinland meine Einladung zur Wallfahrt angenommen hat. Ich weiß sehr wohl, dass dies für das protestantische Glaubensverständnis bis heute durchaus nicht selbstverständlich ist, zumal Martin Luther selbst die Heilig-Rock-Wallfahrten seiner Zeit mit herber Kritik bedacht hat. Umso mehr berührt es mich, dass der Präses der rheinischen Landeskirche die Heilig-Rock-Wallfahrt als »eine Gabe des Bistums Trier« auch an seine Kirche bezeichnet hat.

Pilger und Gastgeber

Liebe Schwestern und Brüder, als Trierer Katholiken sind wir bei der bevorstehenden Wallfahrt Pilger und Gastgeber zugleich. Dass wir Pilgernde sind, versteht sich von selbst. Wir wollen schließlich die Ersten sein, die sich von der Reliquie des Heiligen Rockes neu zu Christus führen lassen. In der uns anvertrauten Gabe des nahtlosen und unzerteilten Gewandes steckt zugleich eine Verpflichtung.

Darüber hinaus sind wir Gastgebende für die vielen Pilgerinnen und Pilger, die zu uns kommen. Dieses »Wir« beschränkt sich nicht auf die Stadt Trier und ihr Umland, sondern umfasst tatsächlich die ganze Bistumsgemeinschaft. Dabei denke ich an die Vielen, die sich aus dem ganzen Bistum als Helferinnen und Helfer gemeldet haben, und diejenigen, die in den verschiedenen Regionen unseres Bistums auf irgendeine Weise in der Vorbereitung der Wallfahrt engagiert sind. Ihnen allen sage ich schon heute ein herzliches Dankeschön!

Die letzte Wallfahrt hat gezeigt, dass gerade die Gäste ein besonderer Segen für uns waren: durch ihre Glaubensstärke, durch ihre Bereitschaft, lange Wege bis nach Trier zurückzulegen, durch ihre Neugier, ihre interessierten Fragen, aber auch schlicht durch ihre Geduld, die sie in den Warteschlangen vor dem Dom bewiesen. Manch einer, der als »Zaungast« kam, ist als Pilger heimgefahren. Es wäre schön, wenn es auch diesmal wieder so wäre.

Deshalb: Laden Sie Menschen zum Mitpilgern ein! Ziehen Sie den Kreis nicht zu klein! Denken Sie nicht nur an sich selbst und die Kerngemeinde! Warum nicht auch Menschen in den Blick nehmen, mit denen wir in guter Nachbarschaft leben! Es wäre großartig, wenn sich das Leitwort der Wallfahrt schon auf dem Pilgerweg selbst bewahrheitet, indem es Menschen zusammenführt, die sonst eher in getrennten Milieus nebeneinander her leben. Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Wir wollen niemanden überrumpeln oder zur Wallfahrt nötigen. Aber wir wollen den Menschen auch nicht den Schatz vorenthalten, der uns in Jesus Christus und seiner Botschaft anvertraut wurde. Er wurde uns ja dazu anvertraut, damit wir ihn mit allen Menschen teilen.

Liebe Schwestern und Brüder! Schon die frühen Christen haben sich auf wichtige Ereignisse des kirchlichen Lebens durch Gebet und Fasten vorbereitet. Ich lade Sie ein, ja, ich bitte Sie, die kommenden Wochen der Fastenzeit nicht nur zu verstehen als Weg auf Ostern zu, sondern auch hin zur Heilig-Rock-Wallfahrt 2012. Auf diesem Weg segne Sie der dreifaltige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Ihr
+ Stephan
Bischof von Trier

Weiteres: