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Predigt bei der Diakonenweihe 2018 im Trierer Dom

"Mit Gottes Kraft zum Heil der Menschen"

Liebe Mitbrüder im geistlichen Amt, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
liebe Familien und Angehörige unserer Weihekandidaten,
liebe Weihekandidaten selbst!

Wir feiern in diesem Jahr die Diakonenweihe am Gedenktag des sel. Br. Peter Friedhofen, einem der jüngsten seliggesprochenen Christen unseres Bistums: 1819 in Weitersburg geboren und schon mit 41 Jahren verstorben, gründete er die Gemeinschaft der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf, die heute zusammen mit vielen Mitarbeitern in unserem Bistum und weltweit engagiert sind im Bereich von Gesundheit und Pflege sowie in der Betreuung von hilfebedürftigen Menschen.

Unsere Weihekandidaten wollten den Gedenktag des sel. Bruder Peter nicht übergehen. Das ist verständlich. Denn wenn man sich die Lebensbeschreibung von Peter Friedhofen anschaut, dann könnte man sich vorstellen, dass er ein Ständiger Diakon geworden wäre, wenn es diesen Diakonat damals schon gegeben hätte. Den Ständigen Diakonat gab es zu seiner Zeit ja nicht. Der Dienst des Diakons, den es in der frühen Kirche einmal gab, existierte über Jahrhunderte nur als eine Art von Durchgangsstufe für die Kandidaten, die Priester werden wollten und vorher zum Diakon geweiht wurden. Erst das Zweite Vatikanische Konzil hat in den 1960er Jahren diesen Berufsstand wiederbelebt und für die Kirche möglich gemacht (vgl. LG 29). Der Diakonat ist sozusagen ein uralter und zugleich junger Beruf in der Kirche.

Peter Friedhofen: ein Mensch mit offenem Herzen

Diakon im Zivilberuf, das hätte etwas sein können für Peter Friedhofen, der lange gesucht hat, um seinen wirklichen Platz zu finden: Bei seinem Bruder in Ahrweiler macht er eine Schornsteinfegerlehre und ist dann unterwegs in Eifel, Westerwald und an der Mosel. Offensichtlich war er ein Mensch, der nicht bloß auf sein handwerkliches Können als Schornsteinfeger konzentriert war, sondern offen war für die vielfältigen Situationen der Menschen, mit denen er in seinem Beruf zusammentraf. Er war ein Mensch ohne Scheuklappen, geerdet, mit wachem Geist und offenem Herzen für die konkreten physischen Bedürfnisse und Nöte der Menschen seiner Zeit, aber auch sensibel für die geistige Not und Verarmung. Das wissen wir aus seinen Briefen. Er hat darunter gelitten, wenn Menschen keinen Zugang zum Glauben fanden; wenn ihnen der Reichtum des Glaubens verschlossen blieb.
Peter Friedhofen hatte keine Möglichkeit, im Diakonat den konkreten Einsatz für die Menschen, wie sie ihm auch in seinem beruflichen Umfeld begegneten, zu verbinden mit der Welt des Glaubens. Seine Antwort fand er in der Gründung einer geistlichen Brüdergemeinschaft, die sich der Armen und Kranken annehmen sollte. Dass es so gekommen ist, dafür sind wir heute noch dankbar …

Es ist kein Wunder, dass für die Messe an seinem Gedenktag die Rede Jesu aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums vorgetragen wird: Es ist ein Schlüsseltext für den diakonischen und karitativen Auftrag der Kirche, ja, jedes einzelnen Christen!
Zugleich ist er noch viel mehr: Denn er gibt Auskunft darüber, worauf es im christlichen Leben wirklich ankommt. Wenn am Ende Bilanz gezogen wird – das ist ja die Situation des Gerichts: Was wird in all dem Vielerlei des Lebens dann zählen? Was war wirklich wichtig, ja entscheidend? Was wird über die Schwelle des Todes hinweg gerettet? Die Antwort Jesu ist eindeutig: „Was ihr einem der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40) und was ihr unterlassen, was ihr nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. (Mt 25,45)
Die Antwort irritiert immer wieder aufs Neue und fordert heraus. Denn Jesus fragt die Menschen nicht, ob sie katholisch waren, ob sie der Kirche treu geblieben sind, ob sie regelmäßig am Gottesdienst teilgenommen haben. Er fragt nicht einmal nach dem Glauben. Nein, er fragt nur nach der Liebe, auf sie allein kommt es an. „Sie genügt, sie rettet den Menschen. Wer liebt, ist ein Christ.“ (J. Ratzinger)

Wenn das stimmt, dann kann man natürlich die Frage stellen: „Warum braucht es überhaupt die Kirche? Warum braucht es ihre Lehren und ihre Strukturen? Warum braucht es Ämter und Funktionen? Warum braucht es dann Diakone, die eigens zu diesem Dienst geweiht werden, der doch eigentlich eine Aufgabe aller ist? Die Kirche könnte sich, wenn sie dieses Wort Jesu ernster nehmen würden, viele Diskussionen und Missverständnisse ersparen und Ballast abwerfen auch etwa an Lehren, die so schwer zu verstehen sind …! Wäre das nicht unglaublich befreiend und viel einfacher?!“

Unser Auftrag: Den Menschen liebend zu begegnen

So könnte man denken. Denn in der Tat spricht Jesus irgendwie vom Einfachsten und Naheliegendsten: der Liebe. Sie ist nichts spezifisch Kirchliches. Wir wissen, wenn wir ihr mehr folgen würden, sähe die Welt ganz anders aus.
Das, was in guten Momenten das Einfachste ist, ist aber zugleich das Schwerste: Seien wir realistisch: „Wer von uns kann schon sagen, dass er nie an einem Hungernden oder Dürstenden oder sonst wie an einem Menschen, der ihn gebraucht hätte, vorübergegangen ist?“ (J. Ratzinger) Wer könnte von sich behaupten, dass er noch nie einen Krankenbesuch versäumt hätte, weil er uns zu lästig war, nicht in den Terminplan gepasst hat oder auch weil Angst mit im Spiel war? Und später war es dann zu spät ... Wer von uns müsste nicht zugeben, dass selbst in unserem besten Einsatz für andere nicht pure Selbstlosigkeit am Werk war, sondern es immer auch ein Schielen auf uns selbst gab?!

An diesem Punkt kommen uns der Glaube und die Kirche zu Hilfe. Denn sie lassen uns spüren, dass wir mit dem Auftrag, den Menschen liebend zu begegnen, nicht allein sind. Allein wären wir überfordert, wären unsere Kräfte zu schwach. Deshalb sind der Glaube und die Kirche so wichtig und wertvoll.
Deshalb ist es auch gut, dass es den Dienst der Diakone gibt. Ich meine dies nicht in dem Sinn, dass sie das für uns tun sollen, was uns schwer fällt, was wir oft versäumen. Nein, ich meine dies in dem Sinn, dass sie uns durch ihren diakonischen Dienst daran erinnern, dass Jesus nicht nur der ist, der im Anderen auf unsere Zuwendung wartet, sondern, dass er der erste ist und bleibt, der uns und unserem Hunger und Durst nach Zuwendung, nach Hilfe und Liebe entgegenkommt. Auch und gerade dafür stehen die Diakone: Sie machen den dienenden Christus sichtbar. Sie machen den sichtbar, der das Defizit unserer Liebe mit dem Überfluss seiner Liebe auffüllt.

Das können auch die Diakone nicht aus sich selbst heraus tun, natürlich nicht. Bei allen menschlichen Qualitäten, die wir von den Weihekandidaten erwarten, wäre dies eine pure Überforderung. Deshalb werden sie in dieser Feier mit sakramentaler Gnade gestärkt. Denn dafür stehen alle Sakramente in der Kirche, auch das Sakrament der Weihe: Sie stehen für das Mehr als Menschliche, für das, was nur Gott geben kann und das wir treuhänderisch verwalten und ausspenden sollen.
Deshalb stimmt das Wort aus dem 1. Petrusbrief, das sich die Kandidaten als Weihespruch ausgewählt haben: Wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. (1 Petr 4,11). Aus uns allein heraus hätten wir diese Kraft nämlich auf Dauer nicht. Dass unseren Mitbrüdern diese Kraft zuteilwird, ein Leben lang, zum Dienst an den Menschen, darum wollen wir jetzt beten.

Weiteres:

Diakonenweihe 2018

in der Predigt