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Predigt von Bischof Dr. Stephan Ackermann am Heiligabend 2020

„Fürchtet euch nicht!“: Bischof Ackermann predigt in Christmette über Weihnachtsbotschaft als Mutmacher

 Die Verbindung von Himmel und Erde, von Göttlichem und Menschlichem in der Weihnachtsbotschaft hat das Potential, die Angst zu vertreiben: „Das macht sie so einzigartig und so glaubwürdig und so tröstlich, gerade auch für schwere Zeiten.“ Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann in der Christmette an Heiligabend (24. Dezember) im Trierer Dom betont.

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Das erste Wort, das in der Nacht von Betlehem laut gesprochen wird, heißt: Fürchtet euch nicht! Es ist die Botschaft des Engels an die Hirten. Eine Botschaft, die auch wir wahrhaftig in der Zeit der anhaltenden Corona-Pandemie gebrauchen können. So ist es in den letzten Tagen schon häufiger gesagt worden. Und es stimmt ja. Wir leben in einer Zeit gesteigerter Ängste: Da ist die Angst krank zu werden, die Angst, andere anzustecken; die Angst, etwas falsch zu machen; die Angst, in den wirtschaftlichen Ruin zu geraten; die Angst, zu vereinsamen … Gerade für uns hier in Trier hat die Amokfahrt vom 1. Dezember die Gefühle von Verunsicherung, Angst und Trauer noch verstärkt. Fürchtet euch nicht! ist da eine umso wichtigere Gegenbotschaft.

Fürchtet euch nicht!

Aber kann diese Botschaft die Wirkung entfalten, die wir uns von ihr erhoffen?

Ich weiß nicht, liebe Schwestern und Brüder, wie Sie das persönlich empfinden: Ist Ihnen dieser Satz Ermutigung? Oder kommt er doch irgendwie zu abrupt, zu unvermittelt? Eben wie ein Satz aus einer fernen Welt … Wir kennen es aus anderen Situationen: Oft ist es nicht einfach damit getan, jemandem zu sagen: „Hab‘ keine Angst! Du brauchst dich doch nicht zu fürchten! …“ Als junger Mensch hat es mich gestört, manchmal sogar regelrecht geärgert, wenn Menschen mir zum Beispiel vor Prüfungen gesagt haben: „Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Das schaffst du doch schon …!“ Der andere mag das noch so wohlwollend und aufmunternd gemeint haben, aber er/ sie steckte eben nicht in meiner Haut. Die hat gut reden, habe ich dann gedacht.

Für manch einen mag die weihnachtliche Botschaft des Engels ähnlich klingen; gesagt von jemandem, der gerade nicht in unserer Situation ist. Ein mutmachendes Wort hat nur dann eine wirklich positive Wirkung, wenn es auch Gründe anzugeben weiß. Welche guten Gründe hat die Weihnachtsbotschaft aufzuweisen? Was macht sie vertrauenswürdig und damit zu einem Wort der Ermutigung?

Das Leben ist ein Geschenk Gottes

Zunächst einmal: Auch wenn natürlich das, was sich da über den Hirten abspielt, spektakulär klingt, so ist doch die Botschaft selbst sehr geerdet: Denn das eigentliche Zeichen sind gerade nicht irgendwelche himmlischen Erscheinungen, sondern ein neugeborenes Kind. Im Grunde nichts Besonderes. Jeden Tag werden mehrere hunderttausend Kinder geboren. Und doch ist die Geburt eines Kindes jedes Mal ein Wunder, wird sie nie alltägliche Routine. Denn die Geburt eines Menschen spricht vom Wunder des Lebens überhaupt. Wir staunen, dass es die Welt gibt, dass es das Leben gibt, dass es uns gibt. Die biblische Botschaft sagt: Dieses Leben kommt von Gott. Es ist seine Erfindung, sein Geschenk. Gott liebt das Leben. Gott ist ein Freund des Lebens. Das ist die ursprünglichste Botschaft des Weihnachtsfestes. Das ist der erste Grund für die mutmachende Kraft, die in ihr wohnt.

Gott liebt das Leben

Und das Zweite: Gott liebt dieses Leben, das er geschaffen hat, so sehr, dass er selbst Mensch wird, dass er selbst in dieses Leben hineingeht. Gott bleibt nicht bloß der Urheber des Lebens. Und er bleibt nicht ein Zuschauer, der auf einer fernen Fan-Tribüne sitzt und zwar mit uns mitfiebert und -leidet, aber trotzdem außen vor bleibt. Nein, Gott selbst geht in Jesus von Nazaret in dieses Leben ein mit all den Schönheiten und Abgründen, die das menschliche Leben bereithält. Damit aber verändert sich die Situation vollständig: Der Urheber des Lebens ist nun mitten im Spiel mit seiner göttlichen Macht und zugleich in menschlicher Verletzlichkeit. Diese Verbindung hat das Potenzial, unsere Angst zu vertreiben.

Es ist gut, wenn es jemanden gibt, der weiß, wie wir fühlen und empfinden. Wenn derjenige aber nicht mächtiger ist als wir es sind, wäre das zu wenig. Es ist auch gut, wenn jemand da ist, dessen Macht all unsere Möglichkeiten übersteigt. Aber wenn der uns bloß von außen, aus sicherer Ferne zuruft: „Habt keine Angst! Fürchtet euch nicht! Am Ende wird alles gut“, dann wäre auch das zu wenig. Die Weihnachtsbotschaft verbindet beides: Himmel und Erde, Göttliches und Menschliches. Das macht sie so einzigartig und so glaubwürdig und so tröstlich, gerade auch für schwere Zeiten!

Christ, der Retter, ist da!

Also, liebe Schwestern und Brüder: Fürchtet euch nicht! – Freut euch! „Christ, der Retter ist da!“ Jede Strophe des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ endet mit diesem Ruf. Im Gottesdienst dürfen wir ihn zwar in diesem Jahr nicht gemeinsam aus voller Kehle singen. Umso bewusster wollen wir ihn hören und aufnehmen und mit nach Hause nehmen. Dort können wir dann lauthals singen und bekennen: „Ja, Christ der Retter ist da!“

Weiteres:

Heiligabend 2020

in der Predigt