Liebe Mitbrüder im geistlichen Amt,
liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Zu den Ritualen am Ende des Jahres gehören auch die Umfragen, die wissen wollen, wie die Menschen in Deutschland die vergangenen zwölf Monate bewerten. Nach einer vor zehn Tagen veröffentlichten Emnid-Umfrage sagen 71 Prozent der Bundesbürger, 2015 sei für die Welt ein schlechtes Jahr gewesen. Im Blick auf unser eigenes Land ist die Meinung geteilt: 45 Prozent glauben, 2015 war gut für Deutschland, 46 Prozent sehen das umgekehrt. In einem deutlichen Kontrast dazu steht die Beurteilung des Jahres 2015 für das eigene Leben: Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent der Befragten sagt, für sie persönlich sei das Jahr gut gewesen.
War das Jahr 2015 nun für die Welt ein schlechtes Jahr, gar ein Rückschlag? Ich möchte nicht das pessimistische Klagelied singen, das viele anstimmen, wenngleich es im zurückliegenden Jahr unbestreitbar erschütternde Katastrophen gab. Viele von ihnen – wenn nicht gar die meisten – waren menschengemacht. Aber wir müssen doch zugeben, dass der islamistische Terror z. B. uns schon seit mehr als zehn Jahren begleitet. Freilich, Paris liegt für uns näher als New York, Madrid oder London und wurde in diesem Jahr gleich zweimal von abscheulichen Attentaten heimgesucht.
Auch das Problem der griechischen Staatsverschuldung, das in der ersten Jahreshälfte die Berichterstattung in den Medien beherrschte, war nicht neu. Inzwischen erscheint uns die Herausforderung, die die griechische Staatsschuldenkrise für Europa bedeutet, angesichts der Belastung durch die einsetzenden Flüchtlingsströme kaum noch erwähnenswert.
Schließlich will ich noch den schrecklichen Krieg in Syrien nennen. Er steht inzwischen bereits im fünften Jahr und bedeutet für Millionen Menschen schon seit langer Zeit einen Kreuzweg. Neu war in 2015 lediglich, dass sich viele von denen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, nun zu uns hin aufmachen. Wenn also etwas neu war im Blick auf die großen Schreckensnachrichten in der Welt, dann ist es die Tatsache, dass diese Schmerzpunkte uns in Deutschland näher zu Leibe rücken und nicht mehr bloß erschreckende Bilder aus entfernten Regionen sind, die unsere Spitzenpolitiker in Atem halten.
In meiner Sicht fällt die nationale und internationale politische und menschliche Bilanz des zurückliegenden Jahres gemischt aus. Denn zusammen mit den Krisen und den Schreckensnachrichten hat das Jahr 2015 auch gezeigt, dass es eine steigende Bereitschaft gibt, globale Verantwortung wahrzunehmen. Dabei denke ich nicht nur an die großartige Hilfsbereitschaft unzähliger Menschen in unserem Land. Ich denke auch an die Verabschiedung der sog. Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen: Mit dieser Vereinbarung hat sich die internationale Staatengemeinschaft dazu verpflichtet, nicht nur die Armutsbekämpfung weiter voranzutreiben, den Hunger zu verringern und die Gesundheitsversorgung in den weniger entwickelten Ländern zu verbessern. Auch die reichen Länder lassen sich im Blick auf ihre eigene Lebensgestaltung in die Pflicht nehmen. Denn viele Probleme in den Ländern des Südens hängen direkt mit unserem Lebensstil im reicheren Norden zusammen. Soll die Welt gerechter und stabiler werden, dann müssen auch wir uns verändern. Deshalb ist mit der Agenda der Vereinten Nationen eine wirklich umfassende Veränderung angezielt.
In die selbe Richtung weist auch das Klimaabkommen, das vor wenigen Wochen in Paris geschlossen worden ist: 195 Staaten haben den Vertrag unterzeichnet, der vorsieht, den Anstieg der Erderwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten. Damit hat das Abkommen die hohen Erwartungen, die an die Konferenz geknüpft waren, voll erfüllt. Natürlich kann man all dem kritisch entgegenhalten, Papier sei geduldig, und man werde jetzt abwarten müssen, ob es auch zu einer konsequenten Umsetzung kommt. Aber warum sollte man die beiden globalen Abkommen von vornherein schlechtreden? Eine derart breite Zustimmung auf der Ebene der Weltgemeinschaft hat es bisher nicht gegeben. Hier sind doch positive Signale einer gemeinsamen Willensanstrengung erkennbar!
Gleichzeitig ist es nicht verwunderlich, dass in dem Maß, in dem die Völker verbindlicher zusammenrücken, auch die unterschiedlichen Kulturen und Interessenslagen deutlicher spürbar werden, mitunter hart aufeinanderprallen und mühsam miteinander vermittelt werden müssen. Stärker noch als auf der Ebene der Völkergemeinschaft erleben wir das für den europäischen Kontinent. Die kritischen Punkte sind hier insbesondere die Finanz- und die Flüchtlingspolitik. Mehr als einmal wurde von Beobachtern darauf hingewiesen, dass die Europäische Union sich aktuell in der größten Bewährungsprobe seit ihrem Bestehen befinde und sich nun zeigen müsse, ob sie nur eine „Schönwetterveranstaltung“ sei oder tatsächlich so etwas wie eine Werte-, ja Schicksalsgemeinschaft, die einen Auftrag für die Welt wahrnehmen will. Im Ringen um diese Frage treten die unterschiedlichen kulturellen und geschichtlichen Prägungen sowie die Unterschiede im Selbstverständnis der einzelnen Nationen zutage. So sehr es stimmt, dass sich keine Nation aus den internationalen Zusammenhängen ausklinken kann, so sehr zeigt sich aber auch, dass es eine stärkere Gemeinsamkeit nur gibt im Respekt vor den einzelnen Völkern auch in ihrer Unterschiedlichkeit.
Für den kirchlichen Bereich war das anschaulichste Beispiel für diese Verbindung von wachsender Gemeinsamkeit und Unterschiedlichkeit wohl die Bischofssynode in Rom: Freimütiger als jemals zuvor konnten die aus aller Welt angereisten Synodenväter über das Thema der Familie diskutieren. Dadurch wurden aber auch die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede, in denen die einzelnen Ortskirchen stehen, sehr deutlich. Diese Unterschiede sind zu respektieren, auch wenn uns dies aus deutscher Sicht manches Mal als Hemmschuh vorkommt. Wollte man aber versuchen, einfach darüber hinwegzugehen, wird keine tiefere Gemeinschaft wachsen. Papst Franziskus urteilt bekanntlich scharf über die Versuche, anderen Völkern und Kulturen von außen bestimmte Vorstellungen aufzuerlegen. Er nennt sie „ideologische Kolonisierung“.
Ich glaube, dass die große Herausforderung in unserer globalisierten Welt darin besteht, die richtige Balance zu finden zwischen immer größerer Einheit und bleibender Unterschiedlichkeit, zwischen wachsender Gemeinschaft und dem Respekt vor dem Anderssein der Anderen, zwischen Zentralität und Dezentralität. Gesellschaftlich und kirchlich müssen wir mehr denn je lernen, was wir intellektuell längst wissen: dass nämlich Einheit nicht Uniformität bedeutet und dass Verschiedenheit nicht bedrohlich, sondern bereichernd ist.
Wenn meine These stimmt, liebe Schwestern und Brüder, dann ist es nicht verwunderlich, dass die Frage nach der Identität des einzelnen Individuums, aber auch nach der Identität ganzer Gemeinschaften, ja Völker, eine neue Aktualität erhalten hat. So stehen wir vor der Frage: Wer wollen wir als Deutsche sein? In welchem Deutschland wollen wir leben? Wie verstehen wir uns im Konzert der Völker und Nationen? Und wir fragen: Wie wollen wir heute Kirche sein in unserem Land? Wie verstehen wir uns als Christinnen und Christen in einer pluralen Gesellschaft?
Es gibt Menschen, die für die Antwort vor allem auf Abgrenzung setzen. Sie wollen das „Abendland“ verteidigen, indem sie die Anderen draußen halten. Und auch im kirchlichen Raum gibt es diejenigen, die vor allem auf eine äußere Geschlossenheit setzen und die verbal und medial mit einer z. T. regelrechten Militanz die katholische Identität beschwören. Liebe Schwestern und Brüder, wir werden die Antwort auf unsere kirchliche Identität nur finden im Dialog mit Andersdenkenden, nicht in der Abschottung gegen sie.
Natürlich: ein solcher Dialog funktioniert nicht ohne Selbstbewusstsein. Damit meine ich aber ein Selbstbewusstsein, das nicht auftrumpfend und besserwisserisch ist, sondern bereit, auf den Anderen zu hören, sich der Mühe des Dialogs zu unterziehen und selbst in diesem Dialog weiter zu wachsen. Wie hieß es eben so schön in der Lesung aus dem Kolosserbrief: Eure Worte seien immer freundlich, doch mit Salz gewürzt; denn ihr müsst jedem in der rechten Weise antworten können! (Kol 4,6)
Liebe Schwestern und Brüder, ich habe diesen großen Bogen bewusst gespannt, weil ich auch die Situation unseres Bistums und ganz konkret unsere Diözesansynode in diesen großen Entwicklungsprozessen verortet sehe. Der große Horizont kann uns helfen, eine größere Gelassenheit zu entwickeln.
Unsere Synode tagt ja nicht auf einer abgeschiedenen Insel, sondern sie findet im konkreten Hier und Heute unserer Welt statt. Immer wieder haben die Synodalen bei unseren Beratungen nach den „Zeichen der Zeit“ gefragt. Ich bin froh, dass die vier grundlegenden Richtungs-Entscheidungen, für die sich die Synode ausgesprochen hat, nicht auf Abgrenzung und äußere Geschlossenheit setzen, sondern auf innere Erneuerung und auf Dialog. Es sind vier sogenannte Perspektivwechsel, die die Synode mir aller Voraussicht nach mit großer Einmütigkeit vorschlagen wird. Ich will sie im Folgenden kurz benennen und mit einigen persönlichen Überlegungen versehen.
Als mich Journalisten nach der letzten Vollversammlung gefragt haben, was unter diesem Perspektivwechsel zu verstehen sei, habe ich etwas salopp geantwortet: Bisher fragen wir in unserem pastoralen Vorgehen eher, ob und wie die einzelnen Menschen zur Kirche passen. Passen sie nicht so recht, dann überlegen wir, wie wir sie passend machen können …
Der Perspektivwechsel hingegen setzt darauf, stärker den einzelnen in seiner persönlichen Situation zu sehen und zu respektieren. Das entspricht durchaus der Weise, wie Jesus sich den Menschen zugewandt hat: Er sagt den Jüngern, die Fischer waren: „Kommt her! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ (vgl. Mk 1,17) Das heißt: Jesus setzt bei dem an, was die Jünger persönlich mitbringen, um es dann für die Verkündigung des Evangeliums fruchtbar zu machen. Bei seinen Heilungen fragt er häufig zuerst, was die Menschen von ihm erwarten, bevor er an ihnen handelt (vgl. etwa Mt 20,32/ Mk 10,51/ Joh 5,6). Wenn Jesus sich dem einzelnen Menschen mit großer Aufmerksamkeit und Sympathie zuwendet, so übersieht er doch nicht die Schwäche und die Sündigkeit des Menschen. Jesus gibt auch den Anspruch seines Evangeliums nicht auf.
Es bleibt die Notwendigkeit, sich zu Jesus und seiner Botschaft zu bekehren. Doch vor allem anderen steht Jesu barmherziger Blick der Liebe und der Annahme. Alles andere ist eine Folge davon.
In den Texten unserer Synode heißt es dazu: „Das Gesicht der Kirche wird geprägt von den Gaben, die der Heilige Geist den Getauften schenkt. Die Zukunft der Kirche im Bistum Trier liegt darin, dass die Getauften ihr Christsein entdecken und leben. Im Unterschied dazu geht ein aufgabenorientiertes Verständnis des kirchlichen Handelns (bislang) eher von festgelegten Tätigkeiten und Aufgaben aus und sucht dafür Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Hinter dem vorgeschlagenen Perspektivwechsel liegt die Erfahrung, dass heutzutage „die Menschen […] immer weniger für vorgegebene Aufgabenfelder angeworben und ehrenamtlich eingesetzt werden [möchten], sie wollen umgekehrt ihre persönlichen Gaben entdecken, einbringen und entfalten.“
Selbstverständlich ist dabei zu bedenken, dass die Charismen nicht einfach gleichbedeutend sind mit natürlichen Begabungen, also mit dem, was wir umgangssprachlich Charisma nennen. Charismen in der Kirche sind „Zeichen der Evangelisierung“. Sie „werden vom Wirken des Heiligen Geistes gegeben und hervorgebracht. Sie entzünden sich ursprünglich an der Begegnung mit Jesus Christus und seinem Evangelium“, und sie können erst dann wirklich „wirksam werden, wenn sie zum subjektiven Ausdruck des Menschen werden, der das Evangelium gehört und persönlich angenommen hat und darauf antworten will.“ Die Charismen sind also vor allem Gaben an die Kirche.
Schon Paulus sagt, dass die Charismen daran zu erkennen sind, dass sie anderen nützen (1 Kor 12,7). Für dieses Erkennen spielt das kirchliche Amt eine wesentliche Rolle. Das Amt kann nicht den Charismen entgegengesetzt werden. Vielmehr stellt es selbst auch ein Charisma dar: Es dient dazu, Charismen zu entdecken, zu fördern und die Einheit der Charismen sicherzustellen. Die Charismen, um die es hier geht, sind also „ganz persönliche und zugleich kirchliche Weisen, wie die einzelnen Getauften, Gefirmten, Gesandten und Geweihten die Evangelisierung weitertragen.“
Bisher ist die bestehende pastorale Landschaft in unserem Bistum weithin durch Pfarreien von überschaubarer Größe bestimmt. Sie stellen die wesentlichen Orte der kirchlichen Beheimatung dar. Wir spüren aber, an wie vielen Stellen die Pfarreien (trotz der schon bestehenden Gemeinschaften) in ihren Möglichkeiten an Grenzen stoßen. Das wurde auch bei den Pfarrgemeinderatswahlen in diesem Jahr sichtbar: In deutlich mehr Pfarreien als noch im Jahr 2011 gab es Schwierigkeiten, eine ausreichend große Zahl an Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Wir müssen erleben, dass überschaubare Nahräume nicht mehr Nähe vermitteln, sondern eine Enge, die kirchliche Vitalität mehr verhindert als ermöglicht. Deshalb gibt es in der Synode den Vorschlag, die pastoralen Räume zu vergrößern.
Die Synodalen sind sich dabei wohl bewusst, dass in größeren Räumen auch die Gefahr einer (noch) größeren Ferne zu den Menschen besteht. Die größeren Räume sollen aber nicht Ferne, sondern Weite in das kirchliche Leben bringen. Deshalb stellt sich die Synode eine netzwerkartige Zusammenarbeit vor. Innerhalb des größeren seelsorglichen Raumes soll es unterschiedliche Knotenpunkte des kirchlichen Lebens geben. Im Unterschied zu den bisher bestehenden Pfarreien, in denen (oft mit großer Anstrengung) versucht wird, überall ein mehr oder weniger gleiches pastorales Angebot zu gewährleisten, sollen die kirchlichen Knotenpunkte in den größeren Räumen durchaus unterschiedliche Akzente haben: So soll es Orte geben, die stärker gottesdienstlich geprägt sind, andere könnten einen diakonisch-caritativen Schwerpunkt haben, andere stärker von Aktivitäten der Kinder- oder Jugendarbeit geprägt sein, wieder andere sich stärker auf das Engagement einer bestimmten Gruppe von Gläubigen stützen. Das Prinzip der pastoralen Räume soll heißen: Nähe und Weite statt Enge und Ferne!
Es wird gesagt, die Synode habe schon jetzt das Miteinander von Haupt- und Ehrenamt, von Laien und Priestern, von den in der pfarrlichen Pastoral Engagierten und denen, die in Bereichen wie der Caritas, der Schule, der Kindertageseinrichtungen, der Jugendarbeit etc. arbeiten, in positiver Weise verändert. Das gemeinsame Sehen, Hören, Diskutieren und Entscheiden habe zu einer neuen Qualität der Kommunikation beigetragen. Natürlich gilt diese Erfahrung bisher vor allem für diejenigen, die direkt an der Synode beteiligt sind. Aus dieser guten Erfahrung ist die Anregung entsprungen, dass das synodale Prinzip zukünftig die Kirche im Bistum Trier auf allen Ebenen prägen soll.
Ich verstehe dieses Votum zunächst einmal so, dass wir keine Angst haben sollen, in größeren Beratungsformen als bisher zusammenzukommen. Dadurch sollen die verschiedenen Ebenen des kirchlichen Lebens im Bistum mehr als bisher zusammenwirken. Angesichts der Herausforderungen, in denen wir stehen, ist dies ohnehin ein Gebot der Stunde. Zum anderen gehört zum synodalen Prinzip in der Kirche das Element der „Unterscheidung der Geister“. Ob und wie sehr sich kirchliche Gremien von Räten in weltlichen Firmen und Vereinen unterscheiden, wird wesentlich davon abhängen, inwieweit dieses Element tatsächlich in unseren Beratungen praktiziert wird, mit anderen Worten, wie hoch unsere Bereitschaft ist, auf das zu hören, „was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offb 2,7 u.ö.).
Liebe Schwestern und Brüder, wenn die Synodalen - und später wir alle - es ernst meinen mit dem Perspektivenwechsel, dann wird er uns ein gehöriges Maß an Veränderungsbereitschaft abverlangen. Wir werden uns von Gewohntem und Liebgewordenem – auch wenn es schon jetzt mehr in unserer Erinnerung lebt als in der Realität – verabschieden müssen. „Von der Volkskirche zur Kirche des Volkes Gottes“ könnte das Leitmotiv lauten. Das klingt gut und ist leicht gesagt, aber der Weg dorthin ist mühsam, abschiedsreich und braucht langen Atem. Ich habe großes Verständnis dafür, dass diejenigen von uns, die die Volkskirche noch zu ihren Hoch-Zeiten erlebt haben, die aktuelle Entwicklung nur als Verlustgeschichte lesen können. Insofern wird es in der Zeit nach der Synode auf allen Ebenen eine gute Kultur des Umgangs und des Austauschs miteinander brauchen.
Ein wirklicher Perspektivenwechsel wird aber selbst dann nicht gelingen, wenn wir ihn nicht auch verstehen als Anstoß zur Umkehr. Wie soll ich eine Perspektive wechseln, wenn ich nicht bereit bin, den eigenen Standpunkt zu verändern? In der Sprache unseres Glaubens nennen wir das Umkehr. Das Ziel unserer Umkehr ist Jesus Christus und sein Evangelium. Immer wieder haben wir es nötig, uns neu auf ihn hin auszurichten, weil so vieles uns von ihm wegtreibt, unser Leben lang.
Dabei brauchen wir keine Bedenken zu haben, dass uns eine bewusste Ausrichtung auf Jesus Christus hin von den Menschen entfremden würde. Wer auf Jesus zugeht, kommt bei den Menschen an. Gut, dass die Endphase unsere Synode in das Heilige Jahr der Barmherzigkeit fällt! Denn wir werden die Gabe der Barmherzigkeit sehr brauchen.
Beten wir darum, dass wir in unseren Bemühungen die barmherzige, das heißt die zuvorkommende und großzügige Liebe Gottes in Jesus Christus erfahren, damit sie uns prägt und uns verwandelt und uns mehr die Kirche sein lässt, die der Herr sich für diese Welt wünscht. Amen.