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Predigt bei der bundesweiten Eröffnung der Sternsinger-Aktion 2017/2018

Von Gott gesandt - heute!

Liebe Sternsinger, liebe Königinnen und Könige, liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Jesus ist in Betlehem geboren worden, das hören wir und das feiern wir in diesen weihnachtlichen Tagen. Überall stehen noch die Krippen mit der Familie, mit Maria und Josef, mit den Hirten ... Die Könige werden in der nächsten Woche dazukommen, Eure Vorbilder sozusagen, Eure Vorfahren.

Und vor allen Dingen ist da das Kind in der Krippe. Aber wenn Ihr aufmerksam auf das Lukas-Evangelium gehört habt, dann habt Ihr gemerkt: Das Evangelium hat schon einen Sprung gemacht. Da ist nicht mehr vom Kind in der Krippe die Rede. Was wir eben gehört haben, das ist eine Geschichte, die schon eine ganze Reihe von Jahren später spielt. Da ist von Nazaret die Rede, nicht von Bethlehem.

In der Gemeinde: jeder kann ein Glaubenszeugnis geben

Wir wissen ja: Jesus ist zwar in Betlehem geboren, aber groß geworden ist er in Nazaret. Und deshalb sagt man ja auch nicht: „Jesus von Betlehem“, sondern „Jesus von Nazaret“. Nazaret ist sein Heimatdorf, so können wir sagen. Und das, was wir da gerade gehört haben, ist eine ganz wichtige Begebenheit. Jesus ist inzwischen ein junger Mann; er gehört zur Gottesdienstgemeinde, und wie das die frommen Juden getan haben und tun, geht er in die Synagoge, in das Gebetshaus, zum Gottesdienst. Und Ihr habt es gehört, man hat damals jemandem in der Gemeinde das Buch gegeben und gesagt: „Schlag auf, wo du es aufschlagen möchtest. Lies uns daraus vor, und erklär es uns!“

Hier vorne sehe ich schon ein paar skeptische Gesichter. Wie wäre das? Wir würden das große Evangelienbuch nehmen, ich würde hier durch die Reihen gehen und sagen: „Du komm, schlag das Buch auf! Lies etwas vor, und dann darfst du es uns allen erklären.“ Nicht nur der Bischof und der Pastor, auch andere Menschen, die zur Gemeinde dazugehören, sollen ein gutes Wort sagen. Also: „Jesus, sag uns ein gutes Wort.“

Jesus: Mein Auftrag!

Und dann schlägt Jesus das Buch auf. Das war aber damals natürlich eine Schrift-Rolle, die musste er auseinanderrollen. Und dann trifft Jesus diese Stelle beim Propheten Jesaja, wo der Prophet sagt: Der Geist des Herrn ruht auf mir. Der Herr hat mich gesalbt, (gesalbt wurden die Könige und die Priester!); er hat mich gesalbt und mich mit einem Auftrag ausgestattet: nämlich, dass ich hingehe und denen, die arm sind die Botschaft Gottes verkünde; dass die in Freiheit gesetzt werden, die gefangen sind und unter Knechtschaft leiden; und dass die Geschlagenen neuen Mut schöpfen.

Diese Stelle schlägt Jesus auf, und die liest er vor, und dann hält er seine Predigt. Aber das Besondere an dieser Geschichte ist: Eigentlich wissen wir überhaupt nicht, was Jesus denn gesagt hat. Wie ging denn seine Predigt? Wir kennen aus ihr nur einen einzigen Satz. Und darin ist ein Wort das wichtigste in dieser Stelle. Jesus sagt: „Heute“! Heute hat sich das erfüllt, was ihr da gehört habt.

Gottes Wort wird Wirklichkeit - heute

Gottes Wort ist nicht ein Wort, das nur von der Vergangenheit redet. So haben die Menschen damals wohl gedacht. Die Bibel berichtet uns von der großen Zeit: Da hat man noch die Taten Gottes gesehen, da hat er uns geholfen, da war er anzutreffen, aber das ist schon lange her. Und andere Propheten haben gesagt: „Am Ende der Tage, da wird es ganz anders sein. Da wird Gott kommen, und da werden Himmel und Erde versöhnt, aber das kommt erst später.“ Dagegen sagt Jesus in der Synagoge in Nazaret: „Nicht damals, nicht irgendwann … Nein: Heute erfüllt sich das, was da geschrieben steht.“

Wir kennen das von uns doch auch, liebe Sternsinger, liebe Schwestern und Brüder: Dass wir oft denken: Was da vorgelesen wird in der Kirche, das erzählt von irgendwelchen uralten Zeiten; die sind schon lange vorbei. Oder es ist die Rede von irgendwann einmal – wer weiß, ob das überhaupt kommt. Jesus sagt: „Heute! Das ist mein Auftrag. Ich bin gesendet von Gott, um den Gefangenen zu helfen, um die Armen zu stärken und zu trösten; um denen zu helfen, die geschlagen sind, sie aufzurichten. Ich soll die Ausgestoßenen wieder in die Gemeinschaft zurückholen. Heute ist das Wirklichkeit.“

Die Menschen staunen. Sie sagen „Was? Soll das wahr sein? Tatsächlich? Nicht damals, nicht irgendwann, sondern heute?“ Und „Das ist doch toll, wunderbar, dass das geschieht; dass du der bist, der sagen kann: Ja, das fängt jetzt an!“ Und wir wissen ja, wie Jesus das gemacht hat: Er hat die Blinden geheilt. Er hat die Ausgestoßenen wieder in die Gemeinschaft aufgenommen, während die Menschen damals eher gesagt haben: „Lass die schreien. Lass die Aussätzigen am Rande, die stecken uns nur an. Das ist gefährlich für uns…“. Jesus sagt „Nein, kommt. Ihr sollt alle hier Platz haben; denn ihr seid aufgenommen bei Gott“.

Lieber erst morgen?!

Als die Leute spüren, was das bedeutet, da werden sie dann auch kritisch. Erst haben sie sich gefreut und gesagt „Toll, das gilt heute. Das gilt für uns“. Und dann sagen sie „Was? Heute schon? Wir haben gedacht: später. Sollen wir denn heute dem glauben, was du sagst? Sollen wir auch so handeln? Sollen wir auch so mit den anderen umgehen, dass wir keinen ausstoßen, dass – wenn wir uns gestritten haben – wir uns wieder vertragen? Dass wir uns nicht spinnefeind bleiben? Aber noch nicht heute, lieber Morgen!“ Aber Jesus sagt „Nein, heute. Heute soll sich Gottes Wort erfüllen“.

Was Jesus da sagt, das ist eine große Herausforderung! Ihr wisst, was sie mit Jesus gemacht haben: Am Ende haben sie ihn ausgestoßen, haben sie ihn ans Kreuz gehängt. Die Leute haben schließlich gesagt: Es ist doch schöner, zurückzugucken in die gute alte Zeit oder auf irgendeinen Nimmerleinstag zu warten, Jesus. Also lass uns heute noch nicht anfangen. Lass uns heute noch nicht Ernst machen! …

Euer Auftrag beim Sternsingen

Wenn Ihr als Sternsinger unterwegs seid, liebe Königinnen und Könige, dann tut und tragt Ihr weiter, was Jesus gesagt hat. Ihr geht an die Häuser und sagt: „Heute gilt euch, die ihr hier wohnt, Gottes Segen!“

Die Botschaft gilt heute, und wir sollen handeln wie Jesus: Wir sollen uns um die anderen kümmern, sollen nicht sagen, die Kinder in Indien, die sind Tausende Kilometer entfernt, was haben wir mit denen zu tun? Nein! Die sind Kinder so wie Ihr; und deshalb ist es wichtig, auch für sie ein Herz zu haben, sich einzufühlen und zu sagen: „Wie kann das sein? Zehn Stunden am Tag am Webstuhl sitzen müssen oder stundenlang, den ganzen Tag Glasringe schmelzen oder im Steinbruch arbeiten!?“ Es ist wichtig und richtig, zu sagen: „Ihr, Kinder in Indien, seid uns nicht egal! Ihr gehört zu uns! Denn Ihr seid Kinder wie wir auch. Ihr seid Menschenkinder, Geschöpfe Gottes. Deshalb setzen wir uns für euch ein. Und zwar nicht irgendwann, später wenn wir groß sind, erwachsen, wenn wir mehr zu sagen haben. Nein, heute schon.“

Dass Ihr das tut und sagt, das ist wunderbar. Und dazu können wir uns, kann ich Euch, kann ich der Kirche, kann ich den Menschen nur gratulieren. Dass es Kinder und junge Leute gibt wie Euch, die dieses „Heute“ Wirklichkeit werden lassen, von dem Jesus spricht. Die sagen: Das gilt auch in unserer Zeit. Das gilt auch jetzt.

"Gott hat uns gesandt"

Ich bitte Euch und wünsche Euch: Wenn Ihr in den nächsten Tagen unterwegs seid, geht mit diesem Bewusstsein. Ihr sollt wissen: Gott hat uns gesandt! Wir gehen in Gottes Auftrag. Wir gehen in der Nachfolge Jesu. Und wenn’s mal kalt ist und wenn die Füße weh tun und wenn Ihr hungrig seid, dann könnt Ihr Euch sagen: „Wir denken einfach an die Kinder, die da irgendwo auf der Welt den ganzen Tag schuften müssen, die wie Kindersklaven sind, so können wir das hier auch aushalten.“ Oder wenn die Türen nicht geöffnet werden, sagt Euch vielleicht: „Vor wie viel verschlossenen Türen und Herzen stehen Kinder heute an anderen Orten dieser Welt! – Okay, wir nehmen das auf uns. Denn wir sind solidarisch mit all den anderen Kindern.“
Und wenn Ihr an die Häuser kommt, und die Leute machen Euch auf und Ihr singt den Segen und schreibt ihn über die Türen, dann schaut den Leuten ins Gesicht, schaut bewusst die Leute an. Guckt ihnen ins Gesicht – und dann dürft Ihr wirklich sagen: „Heute bringen wir euch Gottes Segen. Der gilt damals so wie heute. Der Segen soll euch geschenkt sein; Gott ist euch nahe und wir kommen und richten euch das aus!“ Und das soll Eure Würde und Euer Stolz sein. Dafür braucht man nicht 50 Jahre alt zu sein. Das kann man auch acht, neun oder zehn Jahren oder noch jünger. Jede und jeder von Euch darf das sagen: „Wir kommen in Gottes Namen und bringen den Segen – und der gilt“.

Liebe Sternsingerinnen und Sternsinger! Geht in diesem Bewusstsein; und dann sind die Kronen und Eure Gewänder nicht bloß äußerer Schein, sondern dann kommt Ihr wirklich als vollmächtige Könige und Königinnen zu den Leuten. Und die Leute spüren, welche Würde ihnen und uns allen von Gott geschenkt ist. Amen.

Weiteres:

Sternsinger-Aktion 2017 / 2018

in der Predigt