Die Presse bezeichnete Papst Franziskus schon früh als „Reformpapst“. Seit Jahren arbeitet er zusammen mit einem Kreis von Kardinälen eine neue Verfassung für den Apostolischen Stuhl aus. In der diözesanen kirchlichen Verwaltung hat er die Ehenichtigkeitsprozesse beschleunigt, indem er die vorher bindende zweite Instanz aufgehoben hat. Dies ermöglicht Eheleuten schneller Klarheit darüber zu gewinnen, ob ihre Ehe nichtig ist und sie noch einmal kirchlich heiraten können. Auf der anderen Seite enttäuscht Papst Franziskus viele Menschen, die beispielsweise nach der Amazonas-Synode darauf gehofft haben, dass die Weihe verheirateter Männer nun endlich möglich sei. Vielen gehen die Reform in der Kirche nicht weit und nicht schnell genug. Papst Franziskus macht immer deutlich, dass er Reform in erster Linie als geistlichen Prozess sieht. In einer Videobotschaft von Mai 2021 erklärt er, dass Reform viel mit Aufbruch und mit Mission zu tun hat. „In den Geistlichen Übungen (des hl. Ignatius von Loyola) steht Reform nicht nur in Spannung zu dem, was im Lauf der Zeit deformiert worden ist – nein. Reform ist auch das Sich-Anfügen (con-formarsi) an das, was neu ist. Eine neue Form annehmen: Sich-Anfügen an das, was neu ist, was Leben hat… an die Entscheidungen des Herrn. Reform hat keinen funktionalen Charakter; sie bedeutet nicht, sich selbst zu perfektionieren. Vielmehr hat sie die Mission im Auge, die Berufung eines jeden von uns im Leben.“ Mit Sicherheit hat Papst Franziskus neue Akzente in der Kirche, vor allem in der Pastoral gesetzt. Ob er ein Reformpapst ist, unter dem die Kirche erneuert wurde im Sinn neu aufbrechenden kirchlichen Lebens, das wird die Kirchengeschichte zu beurteilen haben.
Von Dr. Barbara Engel-Ries
Guter Gott,
im Vertrauen darauf, dass Du Deine Kirche durch den Heiligen Geist stärkst und leitest und sie nicht verlässt,
bitten wir Dich um die Gnade und die Kraft, Dein Wort zu hören und zu verstehen,
damit sich die Kirche reformieren, zeitgemäß Dein Evangelium leben und neue Wege zu den Menschen gehen kann.
Sei mit uns und Deiner Kirche alle Zeit bis zum Ende der Welt.
Amen
Spätestens seit der Corona-Pandemie, der Zeit des Homeschoolings, Fernunterrichts und der geschlossenen Kitas wissen Eltern, was sie an Erziehern und Erzieherinnen, Lehrerinnen und Lehrern haben, was diese für die Familien leisten. Vielen Eltern fällt es schon schwer, ihre Kinder unter „normalen“ Bedingungen im Hinblick auf Schule und Hausaufgabenbegleitung zu unterstützen. So waren auch viele Kinder froh, nach Monaten des Zu-Hause-Lernens endlich wieder in die Schule zu dürfen, und nicht nur, weil sie ihre Klassenkameradinnen und –kameraden schmerzlich vermisst haben. Schule und Kita sind nicht nur ein Lern- sondern auch ein Lebensraum. In der am 10. Juli 2020 veröffentlichen Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurden über 1000 Kinder und Jugendliche und über 1500 Eltern zu Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit befragt. Zwei Drittel der Befragten gaben eine verminderte Lebensqualität und ein geringeres psychisches Wohlbefinden an. Das Risiko für psychische Auffälligkeiten sei von 18 auf 31 Prozent gestiegen. Lernen sei für zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen anstrengender geworden. Finanzielle Probleme, beengter Wohnraum und eine fehlende Tagesstruktur seien Risikofaktoren und der Grund, weshalb Unterstützungskonzepte für Familien eingefordert wurden. Die Studie verdeutlicht, dass Schule und Kitas sozialkommunikative Räume sind. Dies wird sich seit Juli 2020 noch deutlicher gezeigt haben. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen ihre Gruppe in Schule und Kita als Raum unmittelbarer Interaktion und sozialen Lernens und sie brauchen Menschen, die dieses Lernen begleiten.
Von Dr. Barbara Engel-Ries
Herr Jesus Christus,
Du hast Kinder in Deine Arme genommen und sie gesegnet.
Schenke allen, die in Kinderbetreuung, Erziehung und Schule die Eltern unterstützen und entlasten,
Geduld und Einfallsreichtum im Umgang mit den ihnen anvertrauten Kindern,
damit diese in einem Klima der Geborgenheit und des guten Miteinanders zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten heranwachsen können.
Denn Du bist ein Freund der Kinder.
Amen.
Wenn wir eine gotische Kathedrale wie den Kölner Dom betreten, öffnet sich der Raum vor uns. Wir treten in eine dem Alltag enthobene Wirklichkeit, werden emotional berührt. Kunst schafft Emotionen. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Kunstwerke zeugen vom Erfindungsgeist, von der Phantasie und von der Gestaltungskraft des Menschen. Kunst nutzt die Freiräume, die die Natur gelassen hat. Die Kunstschaffenden sind häufig innovative, ideenreiche Menschen, sensibel für gesellschaftliche Strömungen, gleich ob Malerin, Bildhauer, Musikerin oder Schauspieler. Kunst spricht vor allem die Sinne an. Religiöse Kunst, ars sacra, verweist den Betrachter oder die Zuhörerin auf ein Transzendentes. Sie lädt ein, sich mit dem Spirituellen auseinanderzusetzen. So ermöglichen Künstler und Künstlerinnen Erfahrungen mit Gott und dem Glauben und laden ein zur Deutung des eigenen Lebens.
Von Dr. Barbara Engel-Ries
Guter Gott,
Du hast jedem Menschen Talente geschenkt, die er zur Entfaltung bringen soll.
Wir bitten Dich für alle Künstlerinnen und Künstler:
Schenke ihnen Ideen und Kreativität, davon zu erzählen, wie schön und wertvoll das Leben ist,
damit sie den Menschen durch die Kunst einen Zugang zu Gott und zum Glauben ermöglichen.
Denn Du bist der Schöpfer aller Dinge.
Amen.
Die Kirche ist etwas Lebendiges. Und wie alles Lebendige verändert sie sich. In diesem Prozess der Veränderung mag sie auf Schwierigkeiten stoßen, aber sie vergisst nie ihre evangelisierende Identität. Die Erneuerung der Kirche, so sagt uns der Heilige Vater, wird vom Heiligen Geist geleitet und beginnt "mit einer Reform von uns selbst. Ohne vorgefertigte Ideen, ohne ideologische Vorurteile, ohne Starrheit". Schließen wir uns dem Traum von Franziskus von einer Kirche an, die "eine noch missionarische Entscheidung, wo man hinausgeht, um dem anderen zu begegnen, ohne Proselytismus, und wo die Strukturen mit dem Ziel der Evangelisierung der heutigen Welt umgestaltet werden".