Atem holen und Veränderungen ins Gebet bringen
In den vergangenen 25 Jahren wurden allein im Bistum Trier drei Strukturreformen angegangen. Das war zunächst der 1997 in Kraft gesetzte Strukturplan 2005/2006 und der damit verbundene Orientierungsrahmen für die Stellenbesetzung in der territorialen Seelsorge. Nach der Dekanatsreform im Jahr 2004, wurde ab 2011 das Projekt 2020 mit dem Ziel umgesetzt, die Ebenen der Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften neu zu ordnen, um dem demographischen Wandel, der sinkenden Zahl von Kirchenmitgliedern, dem weniger werdenden pastoralen Personal und den nachlassenden finanziellen Ressourcen Rechnung zu tragen. Mit der Umsetzung des Strukturplanes 2020 bis September 2011 wurden aus den im Jahr 2000 noch bestehenden 977 Pfarreien, die teilweise in 389 sogenannten pastoralen Einheiten zusammengefasst waren, nurmehr 173 pastorale Einheiten.
Die Gebetsmeinung des Papstes für den Monat Februar kommt gelegen für unser Bistum Trier, in dem zum 1. Januar 2023 die bisherigen Dekanate nun vollständig durch 35 Pastorale Räume abgelöst worden sind. Denn in den Jahren bis 2026 sollen die bisher 172 Pfarreiengemeinschaften zusammengeschlossenen Pfarreien zusätzlich noch zu je einer Pfarrei fusionieren. Das Tempo in dem sich diese gravierenden Veränderungen einstellen ist atemberaubend und oft mit Wut, Trauer und Konflikten verbunden. Da kann es gut tun Atem zu holen und die Veränderungen ins Gebet zu bringen. Papst Franziskus erinnert daran, dass alle Strukturen letztlich kein Selbstzweck sind, sondern dienende Funktion haben.
(Florian Kunz)
Herr Jesus Christus, Heiland und Erlöser,
Haupt deiner Kirche.
Du hast uns versprochen,
bei uns zu bleiben alle Tage
bis ans Ende der Zeit.
Wir vertrauen auf deine Zusage.
Wir glauben:
Du gehst mit uns, auch durch unsere Zeit.
Schenke uns deinen Heiligen Geist,
damit wir die Zeichen der Zeit erkennen.
Er begleite die Beratungen.
Er nehme weg, was uns voneinander trennt.
Er gebe uns Geduld, aufeinander zu hören
und den Mut,
Schritte in die Zukunft zu wagen.
Lass die Synode
eine Versammlung des offenen Wortes
und des geschwisterlichen Miteinanders sein.
Miteinander sind wir unterwegs.
Miteinander wollen wir hören,
was der Geist uns sagt.
Miteinander wollen wir Zeichen und Werkzeug
deiner Frohen Botschaft sein.
Heilige Maria, Patronin unseres Bistums,
heiliger Apostel Petrus, Patron unseres Doms,
heiliger Apostel Matthias, Blutzeuge Jesu Christi,
alle Heiligen und Seligen unseres Bistums
bittet für uns und helft uns
durch eure Fürsprache bei Gott,
dass wir unseren Auftrag als Kirche Jesu Christi
heute erfüllen. Amen
Die Bundesrepublik Deutschland rangiert bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf unter den reichsten 20 Ländern der Erde. Eigentlich kaum zu fassen, wenn man ein Blick in die regelmäßig veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes wirft. Der Anteil der Bevölkerung, der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht ist lag im vergangenen Jahr bei 20,7Prozent, d.h. hierzulande ist fast jeder Fünfte von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht.
Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das sich einer Definition der OECD anschließt, bedeutet Armut menschliche Grundbedürfnisse wie den Konsum und die Sicherheit von Nahrungsmitteln, Gesundheitsversorgung, den Zugang zu Bildung, die Ausübung von Rechten oder die Ausübung menschenwürdiger Arbeit nicht befriedigen zu können. Armut ist demnach keine Eigenschaft, sondern entwickelt sich als ein dynamischer Prozess, der oft auch durch Schicksalsschläge verursacht werden kann.
2021 lebten allein in Deutschland rund 10,5 Prozent der Bevölkerung, also ca. 8,6 Millionen Menschen, in überbelegten Wohnungen, d.h. in Wohnungen, die im Verhältnis zur Personenzahl über zu wenige Zimmer verfügen. Zum 31. Januar 2022 waren 178000 Personen wegen Wohnungslosigkeit in vorübergehenden Übernachtungsmöglichkeiten bzw. Not- oder Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Die Zahl derer, die bei anderen Personen aus dem sozialen Umfeld untergekommen sind oder die ohne Obdach auf der Straße leben, wurde hierbei noch gar nicht berücksichtigt und bleibt weitgehend im Dunkeln.
2,6 Millionen Menschen konnten im Jahr 2021 in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund von Geldmangel ihre Wohnungen nicht angemessen beheizen. Im Vergleich zum Dezember 2021 sind im Dezember 2022 die Verbraucherpreise um 8,6 Prozent gestiegen.
Die abstrakten Zahlen der Statistik täuschen etwas darüber hinweg, dass hinter jeder Zahl individuelle Schicksale und Geschichten stehen. Wenn jeder Fünfte hierzulande von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht ist, dann wirft das nicht nur Fragen nach sozialer Gerechtigkeit auf, die politisch diskutiert und gelöst werden müssen. Die Daten beinhalten eine massive Anfrage an unser kirchliches wie persönliches Handeln in der Sache, die ins Gebet genommen werden.
Gerade das Vaterunser als zentrales Gebet greift Motive der Sorge um die Existenz auf, denn dort heißt es: Unser tägliches Brot gib uns heute! Mit Bischof Stephan beten wir deshalb für alle, die um ihre Existenz fürchten und sprechen das Vaterunser.
(Florian Kunz)