Heilige sind Menschen, die sich in ihrem Leben bemüht haben, Gott in besonderer Weise nahe zu sein. Für die Kirche sind sie Vorbilder für die vielfältige Art und Weise, wie man Jesus nachfolgen kann. Hinter jeder Heiligengestalt steht eine besondere Lebensgeschichte, manche sind zur Legende geworden. Viele Legenden schildern dabei den oft grausamen Tod, den der oder die Heilige erlitten hat. Das ist auch bei der Barbara-Legende der Fall, zu deren Lektüre wir anregen.
Vielen Väter und Mütter erzählen ihren Kindern ungern von einem heiligmäßigen Leben unter dem besonderen Blickwinkel des grausamen Todes. Das muss auch nicht im Vordergrund stehen. Betont werden können aber die Linien im Leben der Heiligen, die deren Festhalten an der “frohen Botschaft” verdeutlichen: einzutreten für das in ihren Augen Richtige, Gute, auch wenn es schwer wird, und damit sich selbst, den anderen und dem Willen Gottes treu bleiben. Der grausame Tod, den viele Heilige erdulden mussten, braucht dabei nicht verschwiegen zu werden. Wichtiger aber ist es, den Kindern zu vermitteln, was sie aus dem Leben der Heiligen lernen können: Vertrauen ist besser als Misstrauen, Lieben ist besser als Hassen, Hoffnungszeichen suchen ist besser als Verzweifeln. Denn Gott lässt uns nicht allein.
Bezogen auf die Gestalt der Heiligen Barbara kann das heißen: Nicht der gewaltsame Tod ist das Entscheidende in Barbaras Leben, sondern dass sie zu sich selbst und ihrer christlichen Überzeugung steht. Sie gibt nicht auf, was ihr wichtig geworden ist, bis in den Tod hinein. In diesem 'Sich-selber-treu-Bleiben' steckt der Akt, der sie heilig macht und der Heil bringt:
Werde so, wie du von Gott gemeint bist.
Die Barbarazweige sind mehr als ein schöner Brauch, mitten im Winter etwas Blühendes zu haben. Aus den Zweigen, die wie abgestorben und tot scheinen, erblüht neues Leben. Sie können so als Zeichen dafür gesehen werden, dass Gott aus dem Starren, Kalten, Toten Lebendiges entstehen lässt. Sie können ein Gleichnis für unser Leben sein. Wenn auch wir wie erstarrt, resigniert oder verbittert sind, kann uns Gott doch wieder lebendig, aktiv, froh und hoffnungsvoll werden lassen. Das gilt für unser Leben hier in der Gegenwart hier. Und für das Leben, das wir nach unserem Tod erhoffen. Davon können die Barbarazweige erzählen, das können wir zusammen, Eltern und Kinder, in uns aufnehmen und weitergeben.
Barbara ist eine junge Frau, die mit ihrem Vater in Nikomedien lebt. Die Stadt liegt in dem Land, das man heute Türkei nennt. Barbaras Vater heißt Dioskorus. Er ist Kaufmann und sehr reich. Manchmal muss Barbara's Vater viele Tage verreisen. Er kauft Waren ein, die er in Nikomedien verkaufen will. Davon leben Barbara und ihr Vater.
Dioskorus hat neben seinem Haus einen großen festen Turm gebaut. Darin ist ein Zimmer besonders schön gemütlich eingerichtet. Hier lebt Barbara, wenn Dioskorus auf Reisen ist. Er möchte, dass Barbara ganz sicher und geschützt ist. Damit Barbara nicht alleine bleibt, hat Dioskorus einen Lehrer für Barbara angestellt. Die beiden mögen sich. Barbara fühlt sich nicht alleine.
Nikomedien gehört zum Reich des Römischen Kaisers. Von der Arbeit des Kaisers hängt es ab, ob es den Menschen im Land gut oder schlecht geht. Darum wird der Kaiser von seinen Untertanen gelobt und verehrt. Viele Menschen sagen: "Unser Kaiser ist ein Gott." Sie achten ihn wegen seiner Macht. Sie fürchten ihn aber auch, denn er kann über das Leben und den Tod der Menschen im Land entscheiden.
In Nikomedien haben noch nicht viele Menschen von Jesus Christus gehört. Nur einige wissen, was Jesus und seine Freunde gelehrt haben: "Gott will, dass die Menschen wie Brüder und Schwestern leben. Gott liebt jeden Menschen so, wie er ist. Gott will unser Vater sein."
Der Römische Kaiser mag die Lehre von Jesus Christus nicht. Er möchte selber Gott sein. Er will nicht, dass ein anderer verehrt wird. Darum lässt er alle gefangen nehmen, die den Gott Jesu Christi verehren. In allen Städten, auch in Nikomedien, hat der Römische Kaiser Männer, sie darauf achten, dass nur er als Gott verehrt wird.
Eines Tages muss Dioskorus wieder für einige Tage fort. Barbara bleibt mit ihrem Lehrer in dem schönen festen Turm. Dieser Lehrer hat von Jesus Christus gehört und von diesem Gott, der die Menschen liebt. Er erzählt Barbara davon. Auch Barbara freut sich über Gott, der die Menschen liebt und der nicht straft. Sie lässt sich taufen. Sie gehört zum Gott Jesu Christi. Sie sagt: "Gott mag mich, wie ich bin."
Als Dioskorus zurück kommt, merkt er, dass Barbara den Kaiser nicht mehr als Gott verehrt: Statt des Kaiser-Bildes hat sie ein Kreuz aufgehängt. Der Vater macht sich Sorgen: "Wird der Kaiser Barbara festnehmen lassen?" Er redet mit Barbara. Aber Barbara sagt: "Ich will mich nicht verstellen. Ein Kaiser, der die Menschen gefangen hält, kann kein Gott sein. Mein Gott hat alle Menschen lieb."
In seiner Not geht Barbaras Vater mit ihr zum Stadthalter des Kaisers. Dioskorus denkt: "Wenn Barbara bei Gericht gefragt wird, wird sie sicher doch den Kaiser als Gott verehren." Barbara aber sagt: "Der Kaiser ist ein Mensch. Er sorgt für sein Land und die Menschen. Er darf aber nicht über Tod und Leben entscheiden. Er ist nicht Gott. Mein Gott liebt die Menschen." Da lässt der Stadthalter des Kaisers Barbara zum Tode verurteilen. An ihr will er zeigen: "So geht es den Menschen, die den Kaiser nicht verehren."
Auf dem Weg ins Gefängnis verfängt sich ein kahler Zweig in Barbaras Kleid. Barbara stellt den Zweig in ihren Wasserkrug. Am Todestag ist der Zweig aufgeblüht. Barbara sieht, was Gott ihr mit dem Zweig sagt: "Der Zweig sah aus wie tot und doch bekam er neues Leben." Sie denkt: "Wenn ich tot bin, werde ich bei Gott neues Leben finden, so wie dieser tote Zweig neues Leben hervorgebracht hat."
Als Barbara stirbt, stürzt ihr Vater wie vom Blitz getroffen tot zu Boden. Barbaras Lehrer ist traurig, doch auch voller Vertrauen. Der Barbara-Zweig zeigt ihm: "Wer treu zu sich selber und zu Gott steht, der wird durch alle Not zu ewigem Leben finden."
Wenn wir am Barbara-Tag kahle Zweige schneiden, werden sie an Weihnachten blühen. Das Fest der Geburt Jesu Christi und der Barbara-Zweig zeigen uns: Gott lässt uns nicht allein.
Sie benötigen eine schlichte Vase und eine Gartenschere (eingepackt und in einer Tasche verstaut).
Sie treffen sich mit allen Familien zu einem gemeinsamen Spaziergang in Wald oder Park, eine Gartenschere wird mitgenommen. Auf dem Spaziergang lenken Sie die Aufmerksamkeit immer wieder einmal auf die kahlen Bäume, die kalte, matschige Erde. Unterwegs werden Zweige geschnitten, an denen schon kleine schwarze Knospen erkennbar sind: Für jeden und jede in der Familie mindestens einen Zweig. Am besten geeignet sind Forsythien- oder Kirschzweige.
Im Anschluss an den Spaziergang treffen Sie sich bei einer Familie. Sie zünden die Adventskranzkerze an. Noch einmal wird an die Kerze als Symbol für Licht und Liebe Gottes erinnert (evtl. wieder nacheinander mit den Händen die Wärme des Feuers erspüren lassen). Bewusst wahrnehmen und genießen: die Wärme des Zimmers, das Licht des Adventskranzes.
Nun werden die Zweige in die Mitte gelegt und betrachtet. Die Kinder erzählen, was sie an den Zweigen erkennen (z.B. Sie sind kahl. - Sie sehen vertrocknet aus. - Es gibt kleine Knospen.)
Nach dem Gespräch erzählt ein/e Erwachsene/r die Barbara-Legende oder liest sie vor:
"Wir hören jetzt eine Geschichte, in der von solch einem Zweig die Rede ist: ..."
Mit dem Lied 'Knospen springen auf' kann das kleine Barbara-Fest enden. Jeder darf sich einen Zweig mit nach Hause nehmen.
Das Wichtigste aber wird sich in den kommenden Wochen ereignen; wenn die Zweige in der Nacht nach dem Schneiden in lauwarmes Wasser (ganz bedeckt!) gelegt und am anderen Tag in einen Krug oder eine Vase mit Wasser gestellt werden und das Wasser alle drei Tage gegen frisches warmes ausgewechselt wird, dann nämlich blühen die Barbarazweige fast genau zum Weihnachtsfest!
Material: eine Vase, zwei bis drei Zweige, eine Cymbel oder ein Glöckchen
(Die Erwachsenen können sich die Anleitung zur Betrachtung des Zweiges aufteilen.)
Ein Kirschbaum-, Apfelbaum- oder Forsythienzweig mit verschlossenen Knospen wird ins Haus geholt und in einer Vase in die Mitte des Kreises gestellt, alle Teilnehmenden sitzen auf dem Boden im Kreis.
Ein Erwachsener (die Leitung = L) lässt seine Hände ganz starr - hart werden, die Übrigen ahmen dies mit ihren Händen nach. Dabei erzählt L vom Frost, der über Nacht draußen in der Natur vieles erstarren lässt.
L reicht nun den Zweig im Kreis herum , und lädt dazu ein, den Zweig an den verschiedensten Stellen sanft zu berühren. Die Kinder sind eingeladen nun mit den Händen oder dem ganzen Körper etwas davon zu spielen, was sie am Zweig gesehen haben. Z.B. sich ganz klein machen - wie eine Knospe werden, Knospen mit den Händen als Fäuste darstellen, etc.
Ein Kind oder anderer Erwachsener setzt sich zu der Vase in die Mitte, macht sich klein, schließt die Augen - er ist wie erstarrt. Er wartet auf Wärme. Ein anderer aus dem Kreis kommt hinzu, legt ihm die Hände behutsam auf den Rücken, oder haucht ihn ganz sanft an. Sobald die Berührung gespürt oder der Atem gefühlt wird, öffnet sich derjenige in der Mitte und ent-faltet sich, steht auf - blüht auf. Dies kann evtl. mehrmals wiederholt werden.
Alle sind nun eingeladen, mit dem Zweig zu reden. L führt das Gespräch ein, indem sie/er zuerst einen Glockenton erklingen lässt oder eine Cymbel anschlägt, je nachdem, was vorhanden ist, und dann spricht: "Zweig, sei herzlich willkommen in unserer Mitte." Sie/er gibt das Glöckchen oder die Cymbel weiter, der Nächste schlägt einen Ton an und spricht ebenfalls zum Zweig, und so weiter, bis der ganze Kreis etwas sagen durfte. Zum Abschluss dieses Sprechens fassen sich alle an den Händen und singen das Lied: 'Wir reichen uns die Hände, wir werden still und leis. So rund wie unsre Erde, so rund ist unser Kreis.'
Kinder können evtl. noch eigene Bilder mit blühenden Zweigen gestalten, die die Wohnung schmücken.