Pfingsten kann als das 'Gründungsfest' der Kirche verstanden werden: Die Jünger erfahren, dass der von Jesus zugesagte Beistand (vgl. Evangelium nach Johannes, Kapitel 14, Verse 15-17 und 25-26; Kapitel 16, Verse 4b-15) tatsächlich spürbar wird. Durch die Geistsendung erneuert sich gleichsam ihr Glaube an den auferstandenen Herrn. Durch die Geistsendung wächst in ihnen der Mut, von Jesus und seinem Handeln in aller Welt zu erzählen. Sie finden die Kraft, nach seinem Vorbild zu leben.
Das große Glaubensbekenntnis spricht davon, dass dieser Geist aus Gott, dem Vater, und aus dem Sohn Jesus Christus hervorgeht. Jesus Christus war erfüllt vom Heiligen Geist; und die Ankunft Jesu in dieser Welt war erst möglich durch den Geist: Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist in der Jungfrau Maria (vgl. das Evangelium nach Lukas, Kapitel 1, Vers 35a).
Ob in Jesus oder in den Christinnen und Christen: Der Heilige Geist ist derselbe. Im Heiligen Geist sind in der Kirche die Christinnen und Christen verbunden mit Christus und dem Vater und untereinander. Deshalb ist die Kirche 'Volk Gottes'. Nichts Geschaffenes wäre imstande, diese Gemeinschaft mit Gott zu verleihen, der Geist allein verbindet in dieser Weise.
Dass wir das Pfingstfest 50 Tage nach Ostern ('Pfingsten' kommt vom griechischen Wort 'pentecoste' und bedeutet 50. Tag) feiern, ist kein Zufall: Sieben Wochen nach Pessach feiern die Juden 'Schawuot', das 'Wochenfest'. Es findet seinen Ursprung in einem Erntefest, bei dem Gott für die erste Ernte gedankt wird. Gleichzeitig gilt es auch als Fest des Bundesschlusses Gottes mit seinem Volk. Nach dem Auszug aus Ägypten zog das Volk, geführt von Mose, durch die Wüste, um am Berg Sinai mit dem Empfang der Tora (der Übergabe der Weisung der 'Zehn Gebote') mit Gott den Bund zu schließen und sein Volk zu werden.
Shawuot gilt als Hochfest und ist mit Pessach und Sukkoth, dem Laubhüttenfest, eines der drei großen Wallfahrtsfeste im jüdischen Kalender. Tausende von Juden aus den umliegenden Ländern pilgerten zum Tempel nach Jerusalem. Daher hielten sich dort zur Zeit des christlichen Pfingstereignisses viele fremde Menschen auf. Das geistbegabte Reden der Jünger in fremden Sprachen, von dem die Apostelgeschichte berichtet (vgl. Kapitel 2, Vers 4), erhält vor diesem Hintergrund seinen Sinn. Shawuot und Pfingsten: zwei große Offenbarungs- und Gründungsfeste: die Offenbarung der Tora und der Bundesschluss Gottes mit seinem Volk Israel; die 'Ausgießung des Heiligen Geistes' und die Entstehung der Kirche.
In historischen Quellen begegnet uns Pfingsten schon im 2. Jahrhundert als christliches Fest; im Jahr 425 wurde es allgemein als 'Hochfest' eingeführt und erhielt eine eigene Oktav (achttägige Festwoche), die am Sonntag nach Pfingsten, dem 'Dreifaltigkeitssonntag', endet.
Bei den Pfingstbräuchen, die sich im Laufe der Geschichte herausgebildet haben, steht vielfach die Bitte um den Heiligen Geist im Mittelpunkt. Zugleich imitieren und verdeutlichen sie in den „Heischebräuchen“, bei denen von Haus zu Haus gezogen und eine Gabe erbeten und daraufhin empfangen wird, das Jesuwort: 'Wer bittet, dem wird gegeben werden.' (vgl. Evangelium nach Matthäus, Kapitel 7, Verse 7 - 12; Evangelium nach Lukas, Kapitel 11, Verse 5 - 13).
Im Bewusstsein der Menschen war Pfingsten zudem immer schon ein fröhliches Fest, wobei die Freude durch mancherlei Spiele zum Ausdruck gebracht wurde, mit Musik und Tanz, Jahrmärkten und Ritterspielen, Pfingstritten und -spielen.
Die Wirkmächtigkeit des Heiligen Geistes, der 'lebendig macht' (vgl. Evangelium nach Johannes, Kapitel 6, Vers 63), wird von Hildegard von Bingen in einem Hymnus so beschrieben:
Feuer du und Trösterin-Geist,
Leben des Lebens aller Geschöpfe!
Heilig bist du, du belebst die Gebilde.
O heilende Kraft, die sich Bahn bricht!
Alles durchdringst du,
die Höhen und Tiefen
und jeglichen Abgrund.
Du baust und bindest alles.
Durch dich träufeln die Wolken,
regt ihre Schwingen die Luft.
Durch dich bricht das Wasser das harte Gestein,
rinnen die Bächlein
und quillt aus der Erde das frische Grün.
Du auch führest den Geist,
der deine Lehre trinkt, ins Weite.
Webest Weisheit in ihn
und mit der Weisheit die Freude.
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Nachdem alle Familien eingetroffen sind, begrüßt ein Erwachsener alle Gekommenen. Er lädt ein, sich das zum Gestalten eines 'Pfingstmaien' benötigte Material anzuschauen und mitzuteilen, woran es erinnert.
Bei den Bändern denkt man vielleicht an Geschenke, an Binden und Lösen, vielleicht wird auch an das Band erinnert, mit dem der Adventskranz geschmückt wurde: ein Zeichen der Verbundenheit und Gemeinschaft miteinander. Der Kranz lässt ebenfalls an den Adventskranz denken, aber auch an den 'Tränenkranz' vom Karfreitag, den Blumenkranz von Ostern, ohne Anfang und Ende, Zeichen der Vollkommenheit und Ganzheit.
Danach sagt ein Erwachsener:
“Heute feiern wir das Pfingstfest. Auch die Juden feierten 50 Tage nach dem Pessachfest ein Fest, bei dem sie feierten, dass Gott mit dem Volk Israel am Berg Sinai einen Bund geschlossen hat. Dazu kamen viele Menschen nach Jerusalem zum Tempel. So ist es auch in der Zeit nach Jesu Tod: Am Festtag ist die Stadt voller Menschen. Fromme Juden aus aller Welt sind gekommen, um mitzufeiern. Die ganze Stadt ist geschmückt. Alle sind fröhlich.”
Es geht weiter:
“Wir wollen auch bei uns für die Wohnung einen Schmuck basteln, der uns auf das Pfingstfest einstimmt. Es wird eine Art Baum werden, den man ‘Pfingstmaien’ nennt. Was wir dazu brauchen, haben wir uns eben schon angeschaut.”
Nun wird gewerkelt: Die einen stielen den Ast mit Hilfe von Sand in den Eimer ein (am besten draußen, z.B. am Sandkasten oder auf dem Balkon). Die anderen schneiden die bunten Bänder in Stücke und knüpfen sie, wie auf der Zeichnung zu sehen, an den Kranz. Sie können Blumen und grüne Zweige pflücken, die ebenfalls in den Kranz gesteckt werden. Er wird dann am Kreuzungspunkt der zwei Haltebänder mit zwei Nägeln in den Ast geschlagen. Zum Schluss können Sie den Maien mit weiteren Bändern vervollständigen.
Nachdem der Pfingstmaien fertig ist, leitet ein Erwachsener zur Pfingstgeschichte über:
“Nun haben wir Schmuck für unsere Wohnungen gemacht, so wie vielleicht auch in Jerusalem die Menschen Häuser und Wohnungen geschmückt hatten. Wir wollen hören, was damals in einem dieser Häuser den Jüngern und Maria passiert ist.”
Lesen Sie nun aus der Apostelgeschichte (Kapitel 2, Verse 1 - 11).
Nach Vers drei unterbrechen Sie:
“Wir haben von dem Sturm gehört. Wenn wir einmal tüchtig in unseren Kranz blasen, dann kann man den Sturm richtig sehen.”
“Und wenn wir auf unsere Bänder schauen: Die haben genau die Farben von Feuerzungen.”
'Der Evangelist Lukas hat uns aufgeschrieben, wie die Geschichte weitergegangen ist:”
Lesen Sie nun bis zum Ende der Geschichte. Dann sagt ein Erwachsener:
“Der Heilige Geist hat den Jüngern und der Maria Mut gemacht. Er hat geholfen, dass sich alle gegenseitig verstanden haben. Und die Menschen in den Straßen von Jerusalem haben verstanden, was ihnen Petrus und die anderen von Jesus erzählten: Er ist auferstanden und hat den Heiligen Geist geschickt zu allen, die an ihn glauben.”
Ein Erwachsener lädt ein zu Gebet und Segen:
“Damals sind viele, viele Menschen zu Freunden Jesu geworden, weil die Jünger ihnen von Jesus erzählt haben. Auch heute gehören sehr viele Menschen zu Jesus und seinen Freunden: wir alle hier und ganz viele Menschen in unserer Gemeinde, in anderen Städten und Dörfern - überall auf der Welt. Alle zusammen sind so etwas wie eine große Familie, die Familie Jesu, die Christen und Christinnen.”
“Um zu zeigen, dass wir alle zusammengehören, wollen wir einen Kreis um unseren ‘Pfingstmaien’ machen, uns die Hände geben und einmal ganz fest drücken, damit wir spüren: Wir gehören zusammen.”
'Wir wollen nun mit den Worten eines ganz alten Gebetes um Gottes Geist bitten.'
Komm herab, o Heilger Geist, der die finstere Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt. Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt. Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not, in der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod. Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund. | Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund. Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält. Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt. Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit. Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit. Amen. |
“An diesem Pfingstfest segne uns und alle Brüder und Schwestern in der ganzen Welt der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.”
Alle antworten: “Amen.”
Zum Schluss singen sie gemeinsam das Lied “Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn” oder 'Wenn du singst, sing nicht allein'
Sie können auch noch einmal ein Essen zubereiten, wie es in anderen Erdteilen gegessen wird...
- “Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn”
- 'Wenn du singst, sing nicht allein'
- “Wenn der Geist sich regt, der Leben schafft'
[Lieder mit Noten wieder im Themen-Heft - zu bestellen bei AKF Bonn, Mainzer Straße 47, 53179 Bonn, Telefon 0228/371877]
Die Apostel sitzen noch 50 Tage nach der Auferstehung Jesu ängstlich und sich selbst bemitleidend zusammen. Sie trauen sich nicht, jemandem von ihren Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus zu berichten aus Angst, ausgelacht, beschimpft oder verfolgt zu werden.
An Pfingsten wendet sich das Blatt: Plötzlich sind sie erfüllt von Kraft und Mut. Keiner kann sie zurückhalten. Alle vorsichtigen Bedenken sind weggefegt. Gerade an diesem großen Fest in Jerusalem, bei dem die Straßen voller Menschen sind, treten sie hinaus und erzählen allen, was sie zuvor aus Angst für sich behalten haben. Sie erzählen so begeistert, so mitreißend, dass viele stehen bleiben und sie sogar in ihrer je eigenen Sprache verstehen. Sehr viele Menschen sind fasziniert von den Aposteln und von dem, was sie berichten. Sie glauben nun selbst, dass Jesus Gottes Sohn ist und lebt. Diese plötzliche Wende der Apostel, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Überzeugungskraft kam dank des Geistes Gottes zustande, der sie erfüllte.
Mit einigen Spielen wollen wir ein klein wenig erleben wie es ist, wenn jemand von etwas oder jemandem begeistert ist und wenn jemandem ganz plötzlich die Angst vor etwas oder jemandem verliert.
Es bilden sich Gruppen mit vier oder fünf Personen. In jeder Gruppe sind Personen aus mehreren Familien, mindestens ein Erwachsener und mindestens ein Kind.
In der Gruppe tauschen sich die Mitglieder darüber aus, wovon oder von wem sie vor allem begeistert sind (Familienmitglied, Lehrer/Lehrerin, Pfarrer, Jesus, Kirchenmitgliedschaft, Sport, Gruppe, Musik, Musikinstrument, Ehrenamt, Star, ...). Die Gruppe einigt sich auf ein Beispiel. Sie hat nun die Aufgabe, die anderen von dieser ausgewählten Person oder Sache ebenfalls zu begeistern.
In der Großgruppe bekommen die Gruppen jeweils fünf Minuten Zeit, die anderen von ihrer Person oder Sache zu begeistern. Am Schluss legen sie zur Erinnerung ein Plakat vor sich hin, auf dem die ausgewählte Person oder Sache steht. Nach jedem Gruppenbeitrag klatschen selbstverständlich die “Zuschauenden”.
Wenn alle gespielt haben, raten die jeweils Zuschauenden, wer von den Gruppenmitgliedern die Person oder Sache am Anfang eingebracht und vorgeschlagen hat.
Danach kann ein Austausch darüber erfolgen, was in der Klein- und in der Großgruppe geholfen hat, zu begeistern und sich begeistern zu lassen.
Es bilden sich wie oben kleine Gruppen. Die Gruppe sucht ein Beispiel, bei dem ein Erwachsener oder ein Kind seine Angst plötzlich überwindet und mutig etwas tut, was er oder es sich lange nicht getraut hat.
In der Großgruppe werden diese Szenen einander vorgespielt. Die Zuschauer geben dem Stück nach dem Spiel einen Namen, der auf ein Plakat geschrieben und zur Gruppe gelegt wird.
Nachdem alle Gruppen gespielt haben, können sich alle über die Szenen austauschen und auch darüber, ob sie Vergleichbares bei sich selbst kennen. Ob es den Aposteln ähnlich ergangen ist?
Zum Schluss singen sie gemeinsam das Lied “Wenn der Geist sich regt, der Leben schafft".
Am ersten Pfingstfest, so wie es in der Apostelgeschichte erzählt wird (Kapitel 2, Vers 1-36) wird deutlich, was sich ereignen kann, wenn Gottes Geist in dieser Welt wirkt.
Die Jünger haben Jesu Leiden und Sterben in Jerusalem miterleben müssen. Kurz nach Karfreitag haben sie aber auch ganz besondere Erfahrungen gemacht. In der Bibel werden diese beschrieben mit Worten wie: Jesus ist auferstanden, er lebt, er ist den Jüngern erschienen. Die Männer und Frauen aus Jesu Freundeskreis waren hin- und hergerissen. Einmal trauten sie ihrer Freude, dann überwog wieder Furcht und Angst. Im Obergemach eines Hauses in Jerusalem saßen sie viel zusammen, erzählten und beteten.
Und dann, am ersten Pfingsttag, ging es wie eine große Bewegung durch diese Frauen und Männer, alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und lobten die Großtaten Gottes. Endlich hat Gott selber durch das Geschenk des Heiligen Geistes die Ostergewissheit so fest werden lassen, dass die lähmende Angst wich und Petrus anfing, öffentlich den Auferstandenen zu bezeugen und zu verkünden. Andere folgten ihm: der Beginn von Kirche. Dort, wo der Glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen zur Wirkung kommt, bricht unerwartet etwas auf, wird Gemeinde neu.
Neben den Zeichen von Sturm, Feuerzungen und Lobpreis ereignet sich das Sprachenwunder. Die Männer und Frauen aus allen Völkern, die in Jerusalem waren, konnten die Jünger verstehen, obwohl sie in einer anderen Sprache redeten. Wenn Gottes Geist zur Wirkung kommt, dann wächst Verständigung - über die Grenzen von Sprachen wie über alle Grenzen hinweg. Dann wird Liebe erfahrbar, dann geschieht unerwartet Aufbruch. Wer Pfingsten feiert, drückt aus, wie sehr er oder sie darauf vertraut, dass Gottes Geist wirkt. Das ist oft ein Glaube gegen jeden Augenschein. Er hält daran fest, dass Verständigung unter den Menschen und Völkern möglich ist, dass es oft unerwartete und 'unglaubliche' Wenden in der Geschichte gibt.
Wer Gottes Geist traut, kann darauf hoffen, dass die Versöhnung unter den Menschen und Völkern wieder neu aktualisiert wird, dass nationale Interessen überwunden werden können. Der Pfingstglaube kann uns ermutigen, an mehr Gerechtigkeit zwischen den Völkern mitzuarbeiten, sich dafür einzusetzen, dass Globalisierung auch zu mehr Gerechtigkeit unter den Völkern dieser Erde führt.
Neben den Bildern von Sturm, Feuer und dem Wunder der Verständigung kennen wir die Taube als Chiffre für den Heiligen Geist. Beim Evangelisten Markus (Kapitel 1, Vers 9-11) wird bei der Taufe Jesu im Jordan im Bild der herabschwebenden Taube ausgedrückt, dass Gottes Geist auf Jesus herabkommt. Das Herabschweben der Taube ist das Bild für die Einsenkung Gottes in den Menschen.
An Pfingsten feiern und bestärken wir uns in unserem Glauben daran,