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Tag 4: Langmut

Ich beginne mit dem Kreuzzeichen. Ich öffne mich in Stille bewusst für das Wirken des Geistes Gottes und bitte um die Gabe und die Frucht des Geistes: um die Langmut.
Datum:
Mo. 22. Mai 2023
Von:
Msgr. Helmut Gammel

Impuls

Die Gabe der Langmut hat nichts zu tun mit dem Ausdruck: Etwas auf die lange Bank schieben! Eher hat sie etwas zu tun mit der Gabe der Geduld. Wie wichtig diese Gabe in unserem Leben ist, merken wir tagtäglich im Umgang miteinander. Wir brauchen manchmal den langen Atem, um geduldig und achtsam miteinander umzugehen, etwa in der Familie, im Betrieb oder im Freundeskreis. Wie oft prallen unterschiedliche Erwartungen schnell aufeinander. Erst in den Konflikten zeigt sich augenfällig, wie es um unsere Geduld und Langmut steht. Wir wissen aus unserer eigenen Erfahrung, welche Kraft es kosten kann, das Anderssein der anderen auszuhalten. Oft genug müssen wir auch uns selbst aushalten mit unserer eigenen Ungeduld. Die Gabe der Langmut ist nie Besitz, sie entsteht nur, wenn sie von mir gefordert wird. Langmut ist vielmehr „die Frucht(!) des Geistes“ Gottes, wie Paulus im Galaterbrief schreibt (Gal 5,22). Deshalb müssen wir diese Gabe, diese Frucht des Heiligen Geistes immer neu von Gott erbitten.

Langmut ist die Haltung Gottes gegenüber dem Volk Gottes, wie wir es an vielen Stellen der Bibel vor allem im Alten Testament nachlesen können. Das Volk, das sich immer wieder von Gott abwendet, stellt Gott – menschlich gesprochen – auf die Probe und fällt von ihm ab. Aber die Langmut Gottes bringt das Volk immer wieder zu ihm zurück. So wird die göttliche Langmut zum Inbegriff der Treue und Geduld Gottes zu seinem Volk und damit zum Menschen grundsätzlich. 

Wenn Gott langmütig an uns handelt, sollen auch wir in Langmut miteinander umgehen.

Schriftwort:

Die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes. Denn ihr habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, so dass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selber bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.

(Röm 8, 14-16)

Meditation/Stille:

Ich nehme mir eine kurze Zeit, um das Gelesene in mir wirken zu lassen in Stille und Meditation…

Ich beende die Gebetszeit mit dem Kreuzzeichen und einer persönlichen Bitte.

Segensbitte:

Heiliger Geist, schenke mir heute die Frucht der Langmut. Bleibe auch in allen Schwierigkeiten an meiner Seite. Gib mir Kraft und Geduld.

Gebet

Herr, schicke unserer Zeit den Geist,
der alle Menschen in dir eint,
die Ungezählten, die nach Glück 
und Frieden suchen in der Welt.

Gieß deinen Geist auf alle aus
und lass das Wunder neu gescheh‘n,
dass alle Menschen sich versteh‘n 
und bauen an der einen Welt. 

Wo du bist, flammt die Liebe auf
und drängt zum Tun, das allen hilft. 
Dein Geist beseele unser Werk
Zum Lobe deiner Herrlichkeit. Amen.

(zeitgenössisch)