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Rahmenleitbild für die Pfarrei und den Pastoralen Raum im Bistum Trier

  • Einführung Switch

    (1) In ihrem Abschlussdokument „heraus gerufen. Schritte in die Zukunft wagen“ hat die Diözesansynode 2013–2016 für das Bistum Trier das Leitbild einer diakonisch-missionarischen Kirche entwickelt. Sie hat damit zum einen eine Vision beschrieben, zugleich aber auch einen Auftrag für die Ortskirche von Trier formuliert.[1] Das vorliegende Rahmenleitbild soll allen, die in den gemäß can. 374 §2 CIC zu einem Pastoralen Raum zusammengeschlossenen Pfarreien leben und wirken, helfen, diese Vision und diesen Auftrag konkret werden zu lassen.

    (2) Immer wieder müssen wir uns fragen: Wozu sind wir Kirche?[2] Bisherige Antworten passen nicht mehr; die Lebenswirklichkeiten der Menschen haben sich radikal verändert. Deshalb braucht es eine pastorale Umkehr in den Pfarreien[3], die sich mutig und radikal – im Sinne von „bis an die Wurzel (lat.: radix) gehend“ – neu ausrichten: Zum einen an der Wurzel, die Jesus Christus ist, zum anderen an den Lebenswirklichkeiten der Menschen.

    Die Zukunft der Trierer Kirche liegt in den Händen der Frauen und Männer, die vor Ort ihr Christsein leben und Kirche gestalten. Das Rahmenleitbild zeigt die synodalen Rahmenbedingungen für dieses Handeln auf. Es ermutigt und hilft, die Spannung zwischen Freiheit und Verbindlichkeit, zwischen Verlässlichkeit und Flexibilität zu gestalten.

    Das Rahmenleitbild beschreibt den Weg, eine diakonisch-missionarische Kirche zu werden. Es stellt immer wieder Fragen, die die Menschen in Gruppen, in Teams, an jedem Ort von Kirche miteinander diskutieren können und sollen.

    (3) Dabei nimmt es drei Ebenen in den Blick:

    Auf einer ersten Ebene, dem „synodalen Rahmen“ beschreibt es sieben Leitsätze, die unser kirchliches Handeln geistlich und inhaltlich prägen. Diese Leitsätze sind bewusst in der Wir-Form beschrieben. Das „Wir“ will motivieren und zur Identifikation mit den Inhalten beitragen.

    Die zweite Ebene „Die Pastoral vor Ort entwickeln“ blickt auf den Pastoralen Raum und die Pfarreien in ihrer Ausgestaltung als Netzwerke mit vielfältigen Orten von Kirche. Gleichzeitig geht es darum, wie in diesem Rahmen Pastoral anders gestaltet werden kann.

    Auf einer dritten Ebene ist beschrieben, wie im Pastoralen Raum und in den Pfarreien die wertvolle Arbeit, die bisher schon geleistet wird, in der Neuausrichtung der Pastoral nach der Synode reflektiert und weiterentwickelt werden kann.

    (4) Die anstehenden Veränderungen haben auch schwere Seiten. Sie werden manchen Abschied mit sich bringen. Zugleich zeigt das Rahmenleitbild, wie wir in die Zukunft gehen können – in der Haltung gegenseitigen Wohlwollens und in der Gewissheit, von Jesus Christus und seiner Verheißung des Reiches Gottes getragen zu sein.

     


    [1] „heraus gerufen. Schritte in die Zukunft wagen“. Abschlussdokument der Synode im Bistum Trier, in KA 2016, Nr. 120. [zitiert: heraus gerufen], Kapitel 1: „[Die Synode] ermutigt zu einem Prozess diakonischer Kirchenentwicklung – sie ermutigt, sich grundlegend neu auszurichten und in allen kirchlichen Vollzügen missionarisch-diakonisch in die Welt hinein zu wirken.“

    [2] Ebd. Die Synode hat „in ihren Beratungen nicht nur danach gefragt, wie wir in Zukunft Kirche sein wollen. Sie hat auch gefragt: Wozu sind wir Kirche im Bistum Trier? Wohin will Gott seine Kirche im Bistum Trier heute führen.“

    [3] Am 29. Juni 2020 veröffentlichte die Kongregation für den Klerus die Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ (veröffentlicht in der Schriftenreihe des Sekretariates der Deutschen Bischofskonferenz: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 226) [zitiert: Instruktion Die pastorale Umkehr].

Erstes Kapitel

Ebene I: Synodaler Rahmen

(5) Die erste Ebene des Rahmenleitbildes umfasst sieben Leitsätze, die unser Wirken in allen Gruppen und an allen Orten von Kirche in Zukunft prägen sollen.

 

  • Leitsatz 1: Wir lassen uns von der Verheißung des Reiches Gottes leiten Switch

    (6) Wir leben inmitten einer Gesellschaft, in der die Kirche deutlich spürbar an Bedeutung verliert. Angesichts vieler Skandale und großer Fehler innerhalb der Kirche können wir die Menschen verstehen, die enttäuscht sind und Vertrauen verloren haben. Zu lange hat die Kirche – auch im Bistum Trier – sich mehr mit sich selbst beschäftigt, statt sich zu fragen: Wozu sind wir Kirche? Dabei sind wir davon überzeugt, „dass die Kirche nicht aus sich selbst lebt, sondern daraus, dass Gott selbst sich uns in Jesus Christus mitteilt und diese Mitteilung konkretisiert in seiner Botschaft, in konkreten Feiern, Zeichen und Personen. Die Kirche ist nicht von Menschen ausgedacht, sondern entspringt der Initiative Gottes. Sie geht immer unserem Tun voraus.“[1] Darum ruft die Synode „die Kirche im Bistum Trier heraus, sich in all ihrem Tun von der Verheißung des Reiches Gottes leiten zu lassen[2]“.

    Auch heute gilt ja Gottes Zusage, dass sein Reich wächst und in dieser Welt immer mehr Wirklichkeit wird.

    (7) Die Bibel spricht vom Reich Gottes in Bildern und Gleichnissen. Es sind Bilder von Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit, von abgewischten Tränen und von Versöhnung. In Jesus Christus ist Gottes Reich unwiderruflich angebrochen; es findet sich mitten in unserer Lebenswelt. Jesus Christus selbst sagt: „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lk 17,21)

    (8) Jesu Weg war nach menschlichem Verständnis keine Erfolgsgeschichte, sondern eine Leidensgeschichte. Durch das Leiden hindurch hat Jesus den Tod besiegt. So wurde seine Auferstehung zur Hoffnung für die Jüngerinnen und Jünger damals wie für uns heute. Darum sind wir solidarisch mit den Menschen in unseren Lebensräumen, die individuell oder strukturell unter unheilvollen Zuständen leiden. Wir unterstützen alle, die sich für gerechte Lösungen einsetzen. Dabei lassen wir uns vom Vorbild und Beispiel Jesu leiten.

    (9) Die Hoffnung auf das Gottesreich befreit und macht lebendig. In uns lebt und wirkt der Geist Gottes. In dieser Kraft und verbunden mit Jesus Christus können wir diese Welt verändern und Rede und Antwort stehen, wenn uns jemand nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15).

    (10) Die Synode fordert uns dazu auf, in allem glaubwürdig zu sein. Darum müssen wir uns fragen: „Sind wir, was wir im Zeugnis unserer Hoffnung bekennen?“[3] Diese Frage richtet uns neu aus an Jesus Christus und seiner Frohen Botschaft und an der Lebenswirklichkeit der Menschen. Papst Franziskus sagt: „Wir sind nie genügend auf Gott ausgerichtet und müssen ihm ständig unseren Geist und unser Herz zuwenden.“[4]

    (11) Daher fragen wir uns:

    • Was bedeutet die Verheißung des Reiches Gottes für uns selbst, für Gemeinschaften, für die Pfarrei, für den Pastoralen Raum und für die Gesellschaft? Wie können wir uns je neu vergewissern? Von welcher Hoffnung lassen wir uns leiten?
    • Inwiefern stellen wir die Menschen mit ihren Fragen, Brüchen und Herausforderungen, mit ihrer Sehnsucht und Freude in den Mittelpunkt unseres Handelns?
    • Wie können Orte der Begegnung aussehen, an denen auch Fragen und Zweifel ihren Platz haben?
    • Von wem oder was lassen wir uns unterbrechen, damit wir uns immer wieder neu an Jesus Christus und seinem Evangelium ausrichten können? Persönlich und in Gemeinschaft? In verschiedenen Formen – zum Beispiel im Gebet, in der Stille, im Teilen der Heiligen Schrift, im Austausch?

     


    [1] So Bischof Dr. Stephan Ackermann am 16. März 2019 in Trier, am 21. März 2019 in Vallendar und am 27. März 2019 in Illingen in seinem Statement zur Pastoral der Zukunft.

    [2] heraus gerufen, Kapitel 1: „Die Synode […] ruft die Kirche im Bistum Trier heraus, sich in all ihrem Tun und Wirken von der Verheißung des Reiches Gottes leiten zu lassen (vgl. Mt 6,33). Das Reich Gottes ist in Jesus Christus angebrochen. Es hält die Hoffnung auf eine neue Welt offen. Diese Hoffnung lässt auch die Kirche im Bistum Trier aus sich herausgehen, ruft sie zu einem Suchprozess heraus und ermutigt sie zur Neuorientierung.“

    [3] Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Beschlüsse der Vollversammlung, Offizielle Gesamtausgabe Bd. I, Freiburg i. Br. 1976, S. 101.

    [4] Angelus-Gebet, 18. Februar 2018

  • Leitsatz 2: Wir gehen zu den Menschen und sind missionarisch-diakonisch Kirche Switch

    (12) „In der Kirche geht es um Gott und um sein Reich, und deshalb um die Menschen – um jeden einzelnen Menschen genauso wie um die Einheit der ganzen Menschheitsfamilie.“ Darum ermutigt die Synode, „sich grundlegend neu auszurichten und in allen kirchlichen Vollzügen diakonisch-missionarisch in die Welt hinein zu wirken“[1]. Dies ist die grundlegende Kernbotschaft der Synode.

    Die Begriffe „diakonisch“ und „missionarisch“ klingen vielen fremd.

    (13) „Diakonisch“ [2] fragt die Kirche:

    • Was dient dem Menschen? Hier vor Ort, ganz konkret? Persönlich? Kulturell? Politisch?[3]
    • Welche Fragen treiben sie und ihn um? Wie entdecken wir diese Fragen? Wie können wir mit den Menschen und angesichts ihrer Fragen zu einem heilvollen Handeln kommen?
    • Wo sind bei uns vor Ort Benachteiligte, Schwache, Arme? Wie können wir ihnen begegnen, zuhören und was können wir mit ihnen zusammen tun?

    „Zusammen mit allen Menschen guten Willens arbeitet die Ortskirche von Trier mit an der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort […]. Als verbindendes Handlungsprinzip […] wird das Konzept der Sozialraumorientierung zugrunde gelegt.“[4] Wir wollen also präsent sein, wo Menschen um ihre Würde ringen, wo Menschen Not leiden – sei es durch persönliche Lebenskrisen oder durch ungerechte Verhältnisse in unserer Gesellschaft.

    (14) „Missionarisch“ fragt die Kirche:

    • Wie gehen wir zu den Menschen und leben mit ihnen mitten in der Welt das Evangelium? Wo wirft das Evangelium ein Licht auf das Leben der Menschen? Wie fördern wir Begegnung?
    • Was inspiriert uns, Neues zu wagen? Wo sehen wir Grenzen? Wie gehen wir über bisherige Grenzen hinaus? Welche neuen Wege wollen wir gehen?

    „Die Kirche hat Anteil an der Sendung Jesu. Jesu Mission ist ihre Mission.“[5]

    (15) Als diakonisch-missionarische Kirche lassen wir uns berühren und veränderndurch die Begegnung mit den anderen. Wir sind lernbereit. Wir hoffen, dass Menschen, die uns begegnen, erfahren: Der Glaube ist lebensdienlich. Christen haben inspirierende Ideen für das Zusammenleben hier vor Ort. Sie sind auf mich zugekommen, sie haben Wege eröffnet, mich den Glauben neu verstehen zu lassen.

    Eine diakonisch-missionarisch ausgerichtete Pastoral versteht sich deutlicher als bisher nicht vom Inneren der Kirche her. Sie blickt mehr nach außen und an die Ränder.

    Wir erkennen damit neu an, von welcher Sendung wir geprägt sind.[6] Es geht uns mehr um die Frage, wozu wir da sind, als darum, wer oder was wir sind.[7]

    Das bedeutet:

    In allem,

    was wir als Kirche tun,

    wie wir Gottesdienste feiern,

    wie wir Gemeinschaft leben,

    wie wir vom Glauben erzählen,

    wollen wir diakonisch-missionarisch sein.

     

    (16) Dies hat unter dem Blickwinkel von drei Formen kirchlicher Präsenz[8] zu erfolgen. 

     


    [1] heraus gerufen, Kapitel 1.

    [2] Vgl. die Umschreibungen von „diakonisch“ und „missionarisch“ in: Auszüge aus dem Abschlussdokument der Synode im Bistum Trier, übertragen in Einfache Sprache B1, S.8. www.bistum-trier.de/abschlussdokument .

    [3] Vgl. heraus gerufen, Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 1.1: Entwicklung zu einer diakonischen Kirche.

    [4] Ebd., Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 2.1: Sozialraumorientierung.

    [5] heraus gerufen, Kapitel 1.

    [6] Vgl. ebd.: „Eine Kirche, die Jesus Christus folgt, weiß sich an die Ränder und Grenzen gesandt …“

    [7] Vgl. ebd.: „Deshalb bekennt die Synode: Kirche ist nicht für sich selber da. … In der Kirche geht es um Gott und um sein Reich, und deshalb um die Menschen …“

    [8] Grafik in: Teilprozessgruppe Diakonische Kirchenentwicklung. Konzept zur diakonischen Kirchenentwicklung im Bistum Trier, Trier 2019, S. 29, Abb. 5: Drei Grundformen kirchlicher Präsenz einer diakonischen Kirche, die dem Handlungsprinzip der Sozialraumorientierung folgt.

  • Leitsatz 3: Wir denken vom Einzelnen her Switch

    (17) Wir glauben an Gottes Gegenwart in jedem Menschen. Der erste Perspektivwechsel der Synode „Vom Einzelnen her denken“[1] fordert uns auf, den Menschen in der eigenen Lebenswirklichkeit, mit den eigenen Grundfragen wahrzunehmen und aufzusuchen. Wir wollen eine „fragende, sich interessierende, sich solidarisierende und eine zugewandte Kirche“[2] sein. Durch unsere Zuwendung zu jedem Menschen wird Gottes Gegenwart erfahrbar.[3] Dadurch getragen können wir selbst die Frohe Botschaft neu entdecken. Was gibt heute Hoffnung? Was verhilft den Einzelnen zu mehr Lebensqualität?

    (18) „Vom Einzelnen her denken“ bedeutet auch: weg von einer Haltung, in der die Kirche beurteilt, „ob ein Leben gelungen oder gescheitert ist“[4]. Wir achten die persönliche Freiheit, die jede und jeder hat. Wir kennen die Schattenseiten von Vereinzelung und das Gefühl, in einer Ellbogengesellschaft abgehängt zu werden.[5]

    (19) Vom Einzelnen her denken:

    • Was gibt dem heutigen Menschen Hoffnung?
    • Woran freut er sich und was macht ihm Angst?
    • Welche Fragen beschäftigen ihn und woran leidet er?
    • Wo entdecken wir in seinem Leben die Frohe Botschaft?

     


    [1] Heraus gerufen, Kapitel 2.1.

    [2] Vgl. ebd., Kapitel 2.1.1 und 3.

    [3] Ebd., Kapitel 2.1.1.

    [4] Ebd., Kapitel 2.1.3.

    [5] Vgl. ebd., Kapitel 2.1.1.

  • Leitsatz 4: Wir nehmen Vielfalt als Gottes Geschenk an Switch

    [Anmerkung zur Überschrift in der Fußnote [1]]

    (20) Wir glauben, dass Gott uns Menschen einzigartig geschaffen hat (vgl. Gen 2). Darum sind wir Menschen auch verschieden und mit vielfältigen Fähigkeiten und Talenten beschenkt. Gerade in den unterschiedlichen Gesichtern der Menschen spiegelt sich etwas vom Reichtum Gottes.

    (21) Vielfalt annehmen bedeutet deswegen für uns, Barrieren abzubauen, damit allen Menschen Teilhabe und Teilgabe ermöglicht wird, denn wir gehören zusammen. Dies ist uns tägliche Herausforderung.[2]

    (22) So unterschiedlich wir sind, so unterschiedlich entdecken, leben und teilen wir auch unseren Glauben in den verschiedenen Lebensbereichen. Wir leben als Christen in einer pluralen Gesellschaft. Wir sind bereit, in dieser Gesellschaft respektvoll unsere Hoffnung zu bezeugen und mit ihr in den Dialog zu treten. Dabei blicken wir besonders auf die Menschen, die verletzt, traurig, allein, verzweifelt oder in anderer Weise herausgefordert sind und die Schutz und Begleitung brauchen.

    Wir haben „den Mut, neue Orte von Kirche zu entwickeln und sich entwickeln zu lassen“[3].

    (23) Wir zeigen uns offen und dialogbereit gegenüber Menschen anderen Glaubens und respektieren sie. In der Begegnung mit Fremden und dem Fremden – an uns vertrauten wie an neu zu entdeckenden Orten – sehen wir die Chance, Eigenes zu hinterfragen und neu zu sehen. Worin liegt für uns die Kraft eines glaubwürdigen christlichen Lebens inmitten einer vielfältigen Gesellschaft? Ökumene gehört für uns

    Christen selbstverständlich zum Lebens- und Glaubensvollzug, was uns zu vielfältigen Formen der Zusammenarbeit motiviert.[4]

    (24) Wie achten wir Familien und Einzelne mit ihren Lebensentwürfen in all ihrer Vielfalt?[5] Inwiefern entsprechen Form und Sprache unserer liturgischen Feiern und anderer Veranstaltungen den Menschen und den Situationen, um die es geht? Was müssten wir verändern?

    Wie können wir eine Kultur der Offenheit schaffen und stärker aus der Begegnung mit dem Fremden lernen?

    Wie können wir verstärkt Ökumene leben und mit anderen religiösen Gemeinschaften zusammenarbeiten?

    Was braucht es, um den interreligiösen Dialog zu begleiten und zu stärken? (vgl. Leitsatz 6)

     


    [1] Vgl. ebd., Kapitel 4.2.

    [2] Vgl. ebd., Kapitel 4.2.1.

    [3] Ebd., Kapitel 2.3.4.

    [4] Vgl. ebd., Kapitel 3 und 5.

    [5] Vgl. ebd., Kapitel 2.1.3; 3; 4.6.1. Ebenso heraus gerufen, Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 1.12: Der Begriff Familie muss neu gedacht werden.

  • Leitsatz 5: Wir entdecken und fördern Charismen Switch

    (25) Wir glauben, dass Gott jeden Menschen beschenkt. Deshalb können wir im Pastoralen Raum mit den Pfarreien und den vielfältigen Gemeinschaften auf niemanden und auf niemandes von Gott geschenkte Gaben verzichten. Alle sind eingeladen, mit ihren Gaben die Kirche zu gestalten. Denn mit den Charismen der Menschen ist alles da, was die Kirche Jesu braucht.[1] Wir tun in den Pfarreien und im Pastoralen Raum alles dafür, um die Charismen in ihrer Vielfalt zu fördern und sie zum Zug kommen zu lassen.[2]

    „Mit [dem Perspektivwechsel] ‚Charismen vor Aufgaben in den Blick nehmen‘ will die Synode deutlich machen, dass sich die Kirche vom einzelnen Getauften her mit seinen spezifischen Charismen aufbaut. Jede Christin und jeder Christ hat Charismen und ist eingeladen, diese eigenverantwortlich in die Gemeinschaft der Kirche einzubringen.“[3]

    (26) Charismen entdecken und fördern heißt, miteinander das zu suchen, was die und derEinzelne nicht (nur) für sich haben, sondern für die anderen. Gott vertraut jeder und jedem etwas für die anderen an und traut jedem Menschen etwas zu (vgl. 1 Kor 12). Ein Charisma ist Gabe (von Gott) und Aufgabe (gegeben für die anderen) zugleich. Der Glaube daran, dass allen Menschen Charismen geschenkt sind, verändert unseren Blick auf uns selbst und die Menschen um uns.[4]

    (27) Nur in der Begegnung mit anderen Menschen und mit Gott entdecken wir Gottes Wirken im anderen und bei uns selbst. Dabei ist es wichtig, Fragen zu stellen und sich fragen zu lassen – von den anderen und vom Evangelium her. Wir wollen es den Menschen ermöglichen, das für die anderen einzusetzen, was Gott ihnen anvertraut hat.

    (28) Durch die Überprüfung von Aufgaben und durch Unterbrechungen im Kreislauf des immer gleichen Tuns wird es möglich, dass durch Charismen, Initiativen und Gruppen Neues entsteht.

    (29) Was tun wir, damit Menschen ihre Charismen entdecken und sie einsetzen können?

    • Wie fördern wir die Möglichkeiten, dass Menschen ihren jeweiligen Ort finden und diesen für sich und zusammen mit anderen gestalten können?
    • Wie gehen wir miteinander um?
    • Wie zeigt es sich, dass wir Gottes Wirken im (anderen) Menschen trauen? In welchen Momenten unseres Alltags lassen wir uns vom anderen Menschen und vom Evangelium anfragen?
    • Welche Aufgaben wollen und müssen wir hinterfragen?
    • Welche Unterbrechung ist gut und sinnvoll?

     


    [1] Vgl. Instruktion Die pastorale Umkehr, Nr. 38: „Die Tatsache ernst zu nehmen, dass dem Volk Gottes ‚die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes eignet, in deren Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt‘ [Lumen gentium, Nr. 9], drängt dazu, Vorgehensweisen und Modelle zu fördern, durch die alle Getauften kraft der Gabe des Heiligen Geistes und der empfangenen Charismen sich aktiv, dem Stil und der Weise einer organischen Gemeinschaft entsprechend, in die Evangelisierung mit den anderen Pfarrgemeinden unter Berücksichtigung der Pastoral der Diözese einbringen.“

    [2] Vgl. can. 529 §2 CIC.

    [3] heraus gerufen, Kapitel 2.2.4.

    [4] Vgl. ebd., Kapitel 2.2.1 und 2.2.4.

  • Leitsatz 6: Wir sind Gemeinschaft Switch

    (30) Wir glauben Kirche als Gemeinschaft, in der jede und jeder Einzelne aufgehoben und angenommen ist, aber nicht eingeengt und vereinnahmt wird.[1] Weil die Menschen und die Gaben, die Gott ihnen schenkt, vielfältig sind, bestehen Pfarrei und Pastoraler Raum aus einer Vielfalt von Gemeinschaften und Gemeinschaftsformen.[2]

    Dadurch entsteht echte Nähe und es können sich neue Orte von Kirche bilden.[3]

    „Dieser Perspektivwechsel (‚Weite pastorale Räume einrichten und netzwerkartige Kooperationsformen verankern‘) erfordert, einen deutlichen inhaltlichen und strukturellen Einschnitt zu setzen. Er ermutigt, in den sich verknappenden materiellen und personellen Ressourcen auch Chancen zu entdecken, das Verhältnis von Nähe und Weite neu zu bestimmen und in den Sozialräumen der Menschen aktiv Gemeinde und Kirche zu bilden. Der Perspektivwechsel regt auch an, die lokale Kirchenentwicklung neu anzugehen.“[4]

    (31) Es braucht zum einen verlässliche Orte des Austauschs mit anderen, aber auch der heilvollen Begegnung mit Gott und mit sich selbst, Orte, an denen Gemeinschaft erfahrbar und erlebbar wird. Dabei ist zu beachten, dass Christinnen und Christen sehr vielfältige Ausdrucksformen ihres Glaubens haben und dass diese ihnen Heimat geben.[5] Wichtig ist, dass die Menschen verlässliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden.

    (32) Neue Gemeinschaften und Gemeinschaftsformen mit Anders- oder Nichtgläubigen in den Pfarreien und im Pastoralen Raum nehmen wir ausdrücklich wahr als eine Art und Weise, wie Gott heute handelt. Gemeinschaft entsteht nicht von selbst, sie muss aktiv gesucht und gestaltet werden.[6]

    (33) Wo kann ich andere Christinnen und Christen treffen und mit ihnen den Glauben leben?

    Wie lebe ich als gläubige Christin und gläubiger Christ meinen Glauben heute – gerade auch in der Beziehung zu Menschen, die nicht oder anders glauben?

    Wie gestalten wir Begegnungen, in denen die Beziehung zu Gott und untereinander erfahrbar wird?

    Wie suchen wir Menschen auf?

    Welche Menschen fragen wir: „Was brauchst du? Was treibt dich an? Was können wir für dich und mit dir tun?“

    Wie und wo lassen wir uns anfragen?

    Wo und wer sind die verlässlichen Orte und Personen in unserer Pfarrei und in unserem Pastoralen Raum?

    Was sehen wir an Neuem?

     


    [1] Vgl. ebd., Kapitel 2.1.2.

    [2] Vgl. ebd., Kapitel 2.3.1; vgl. ebenso „Gemeinsam Kirche sein“. Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral vom 01. August 2015 (Die deutschen Bischöfe, Nr. 100), Bonn 2015, S. 51.

    Vgl. auch heraus gerufen, Kapitel 2.3.2.

    [3] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 2.3.4 und 4.4.1.

    [4] Ebd., Kapitel 2.3.1.

    [5] Vgl. Instruktion Die pastorale Umkehr, Nr. 24: „Verkündigung des Evangeliums [geschieht] durch Männer und Frauen, die das glaubwürdig machen, was sie durch ihr Leben in einem Netz zwischenmenschlicher Beziehungen, das Vertrauen und Hoffnung weckt, verkünden.“

    [6] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 3.

  • Leitsatz 7: Wir teilen Verantwortung Switch

    (34) „Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens, in dem Bewusstsein, dass das Zuhören ‚mehr ist als Hören‘. Es ist ein wechselseitiges Anhören, bei dem jeder etwas zu lernen hat: […] jeder im Hinhören auf die anderen und alle im Hinhören auf den Heiligen Geist, den ‚Geist der Wahrheit‘ (Joh 14,17), um zu erkennen, was er ‚den Kirchen sagt‘ (Offb 2,7).“[1]

    (35) Viele und sehr verschiedene Orte von Kirche in den Pfarreien und im Pastoralen Raum brauchen eine gemeinsam getragene Verantwortung. Sie erfordert eine Zusammenarbeit, bei der möglichst alle aufeinander hören und sich aufeinander einlassen. Wir anerkennen und leben, dass wir auf Dialog, Austausch und Beratung angewiesen sind.[2]

    (36) Dies gilt auf allen Ebenen, an jedem Ort von Kirche. Unterschiedliche Rollen erfordern unterschiedliche Formen von Verantwortung und Entscheidungskompetenzen.[3]

    (37) „[Die Kirche] lebt vom persönlichen Glaubenszeugnis und von den vielfältigen Gaben der Getauften. Menschen engagieren sich in der Kirche, wenn sie erleben, dass sie angesprochen, beteiligt und wertgeschätzt sind.“[4] Alle getauften Menschen sind eingeladen, ihre Fähigkeiten, Qualifikationen, Erfahrungen und Charismen eigenverantwortlich in die Gemeinschaft der Kirche einzubringen.[5]

    (38) So werden alle – Ehrenamtliche wie Hauptamtliche – zu Akteuren und Mitgestaltern. So wird Teilhabe ermöglicht und wird Verantwortung geteilt. Geteilte Verantwortung drückt sich in gemeinsamer Entscheidungsfindung, Mitverantwortung und Mitbestimmung aus. Die Leitung und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pastoralen Raum und in den Pfarreien – insbesondere die Ansprechpersonen in der Engagemententwicklung – unterstützen ehrenamtliches Engagement durch Beratung und Hilfe und durch Bereitstellung erforderlicher Ressourcen.[6]

    (39) Unsere Gestaltungs-, Beratungs- und Entscheidungsprozesse sind transparent, verbindlich und von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Dies zeigt sich insbesondere in einer konstruktiven Dialog- und Streitkultur. Beratungsergebnisse und Entscheidungen werden gut kommuniziert.[7]

    (40) Welches sind die Kriterien für einen guten Umgang in (unseren) Gremien/Projekten/Teams?

    Wie gehen wir konkret auf Menschen zu und ermutigen sie, Verantwortung zu übernehmen?

    Welche Rahmenbedingungen und Unterstützungsformen bieten wir an, um Aufgaben attraktiv zu gestalten?

    Wie funktioniert das Miteinander zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen? Wie gehen wir mit Anregungen, Ideen oder Vorschlägen um, die an uns herangetragen werden?

    Wie entstehen Gestaltungs- und Mitsprache-Möglichkeit(en)? Wie werden sie gesichert?

    Wie gehen wir in Konfliktsituationen miteinander um, wie verhalten wir uns bei Meinungsverschiedenheiten?

    Wie gelingen uns gegenseitige Anerkennung und Dank?

    (41) Diese sieben Leitsätze bestimmen in Zukunft unser Wirken in Gruppen, Gremien, an allen Orten von Kirche. Sie sind eine Grundlage dafür, die nächsten „Schritte in die Zukunft“ zu wagen.

     


    [1] Papst Franziskus, Ansprache bei der 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (17. Oktober 2015), in:Dokument in deutscher Sprache auf den Seiten des Vatikan ; siehe auch heraus gerufen, Kapitel 2.4.

    [2] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 2.4.1; vgl. auch Instruktion Die pastorale Umkehr, Nr. 123: „Das erfordert, dass die historische Institution ‚Pfarrei‘ nicht in die Unbeweglichkeit oder in einer Besorgnis erregenden pastoralen Monotonie gefangen bleibt, sondern jene ‚missionarische Dynamik‘ verwirklicht, die sie durch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Pfarrgemeinden und eine gestärkte Gemeinschaft zwischen Klerikern und Laien wirklich auf die evangelisierende Mission ausrichtet. Dies ist eine Aufgabe des gesamten Volkes Gottes, das in der Geschichte als ‚Familie Gottes‘ voranschreitet und durch die Synergie der verschiedenen Glieder für das Wachstum des ganzen kirchlichen Leibes arbeitet.“

    [3] Vgl. ebd., Kapitel 4.4.2, ebenso auch Kapitel 4.5.1 und 4.5.2.

    [4] Ebd., Kapitel 4.5.1.

    [5] Vgl. ebd., Kapitel 2.2.4.

    [6] Vgl. ebd., Kapitel 4.4.2. (Das Synodendokument bezieht sich hier auf die Leitung der Pfarrei der Zukunft.)

    [7] Vgl. ebd., Kapitel 3.

Zweites Kapitel

Ebene II: Die Pastoral vor Ort entwickeln

(42) Beim folgenden Blick auf die Pastoral geht es sowohl um die Rahmenbedingungen als auch um die Art und Weise, wie die Verantwortlichen in den Pfarreien und im Pastoralen Raum die Pastoral weiterentwickeln. Eine netzwerkartige Zusammenarbeit soll sich ausbilden. Es sollen und werden vielfältige Orte von Kirche entstehen. Diese Entwicklung ist eng mit den sieben Leitsätzen des Synodalen Rahmens (Ebene I) verwoben.

(43) „Entwickeln“ heißt, die Dinge in die Hand nehmen und aktiv gestalten: „Kirche entwickeln“ soll sich an wiederkehrenden Schritten ausrichten: pastorale Planung, Durchführung von Aktivitäten, Überprüfung und Schlussfolgerungen, die aus Fehlern gezogen werden. [Anmerkung: Hierfür legt sich eine aus dem Qualitätsmanagement bekannte Methode nahe, der PDCA-Zyklus: Planen (plan) – Durchführen (do) – Überprüfen (check) – Weiterentwickeln (act). Die vier Phasen sind als kontinuierlicher Prozess der Verbesserung zu verstehen, bei dem transparente Planung und verbindliche Umsetzung wichtig sind. Durch die bewusste Reflexion werden Routine und Erstarrung verhindert und das eigenen Tun immer wieder den sich wechselnden Gegebenheiten angepasst.]   In diesem Tun lassen sich die Beteiligten von Jesus Christus und seinem Evangelium immer wieder unterbrechen (vgl. Leitsatz 1). Eine diakonisch-missionarische Pastoral entwickelt sich, indem „die Kirche“ zu den Menschen geht, ihre Fragen hört und ihre Lebensbedingungen in den Blick nimmt (vgl. Konzept der Sozialraumorientierung). Die daraus entwickelten Handlungsschwerpunkte richten sich danach, was die Menschen brauchen und was sie einbringen (vgl. Leitsatz 3). [Anmerkung: Vgl. Instruktion Die pastorale Umkehr, Nr. 18: „Die Erneuerung der Evangelisierung bedarf neuer Achtsamkeit und passender Initiativen verschiedener Art, damit das Wort Gottes und die Sakramente alle in einer Weise erreichen, die der jeweiligen Lebenssituation der Menschen entspricht.“]

(44) Die Größe und die Vielfalt des Pastoralen Raumes als Zusammenschluss von Pfarreien sind eine pastorale Herausforderung. Pastoral entwickeln heißt, sich immer wieder folgender Spannung auszusetzen: Einerseits brauchen die Menschen weiterhin in ihrem Lebensraum überschaubare und persönliche Begegnungsmöglichkeiten (vgl. Leitsatz 3), in denen Glaube und Kirche vor Ort gelebt werden können (vgl. Leitsatz 4). Zugleich gilt es andererseits, für den gesamten Raum und dessen Gemeinschaft(en) gemeinsame Ziele entlang der Bedarfe der Menschen zu formulieren und deren Umsetzung zu organisieren (vgl. Leitsatz 7). Das heißt, dass – je nach Situation – Entscheidungen zu treffen sind, die dem Ganzen und nicht nur den Interessen von Wenigen dienen.

(45) Alle Gläubigen sind eingeladen, die Pastoral vor Ort (mit) zu entwickeln (vgl. Leitsatz 7). Dabei ist besonders auf das Miteinander von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu achten. Dieses Zusammenwirken spielt in allen Phasen von Planung, Umsetzung und Auswertung eine wesentliche Rolle.

  • I. Vernetzt leben und Kirche sein Switch

    (46) Die Pfarrei mit einem Pfarrer als ihrem eigenen Hirten[1] ist für die Gläubigen eine verlässliche und verbindliche Größe. Im Leben der Pfarrei, in der Vielfalt der Christinnen und Christen geht es darum, dass

    • die Botschaft des Evangeliums zu den Menschen gelangt,
    • das Wort Gottes verkündigt und die Sakramente gefeiert werden,
    • Katechese und Werke der sozialen Gerechtigkeit gefördert werden.[2]

    In den pfarrlichen Gremien übernehmen Laien Mitverantwortung für die Gestaltung der Pastoral und das materielle Vermögen der Kirchengemeinde.

    (47) Die Synode hat die Bildung weiter Pastoraler Räume angeregt, weil in ihnen die Lebensrealität der Menschen von heute angemessener aufgegriffen werden kann.[3] Die Menschen leben vernetzt; jede und jeder bewegt sich innerhalb vieler verschiedener Netzwerke: bei der Arbeit, in der Familie und im Freundeskreis, in der Freizeit, in der Nachbarschaft, im Supermarkt und auf dem Bürgeramt … – offline und online, regional und global. Diese Art und Weise zu leben, gestaltet auch die Art und Weise kirchlichen Lebens. Die Synode benennt konsequent als ein wesentliches Merkmal der Pastoral die Ausgestaltung als Netzwerk, das „seine Dynamik aus der Lebendigkeit seiner Knotenpunkte (bezieht)“.[4]

    (48) In den Pfarreien und im Pastoralen Raum richtet sich der Blick auf das vielfältige Leben der Gläubigen und ihre Vergemeinschaftungsformen. Der Pastorale Raum entwickelt sich immer mehr zu einer Gemeinschaft von Gemeinschaften[5], zu einem Netzwerk aus vielen Netzwerken[6].

    (49) Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie weitere Verantwortliche in der Pastoral und in Einrichtungen richten sich an den Themen, Problemen, Fragen und Interessen der Menschen aus und arbeiten mit ihnen gemeinsam daran. Dazu gehen die Verantwortlichen Kooperationen ein und vernetzen sich inner- und außerkirchlich mit anderen, die schon an den gleichen Themen und Zielen arbeiten oder arbeiten wollen. In solche Kooperationen und Netzwerke bringen sich alle mit ihren je eigenen Fähigkeiten ein und wirken zusammen.[7]

    (50) Im Pastoralen Raum und in den Pfarreien braucht es Organisationsstrukturen, die Netzwerke zulassen, ermöglichen und unterstützen. Netzwerke gehen von Personen aus, die motiviert sind und sich für ein Thema oder Anliegen einsetzen. Sie arbeiten selbstorganisiert und selbstbestimmt, in engeren oder weniger engen Verbindungen, vernetzen sich auf Dauer oder nur für kurze Zeit. Sie leben davon, dass sich Personen mit ihren jeweils unterschiedlichen Stärken, Fähigkeiten und Perspektiven einbringen. Diese Netzwerke steigern die Pluralität im Pastoralen Raum und in den Pfarreien und lassen sich nicht vereinnahmen. Sie können Gemeinschaften und Gemeinden bilden und bringen verschiedene Orte kirchlichen Lebens hervor.[8]

    (51) Die Verantwortlichen in den Pfarreien und im Pastoralen Raum sehen und fördern diese Vielfalt kirchlichen Lebens und bieten Kontakte und Unterstützung, Fachwissen, die Nutzung von Ressourcen und Räume der Begegnung an. Gleichzeitig fördern und verbessern die Verantwortlichen Netzwerke und Kooperationen mit anderen Einrichtungen, Gruppen, Institutionen usw. (inner- und außerkirchlich) oder gehen neue Kooperationen und Vernetzungen ein. Es ist ihr Auftrag, gesellschaftliche und/oder kirchliche Themen gemeinsam mit anderen zu bearbeiten und sich für gemeinsame Ziele einzusetzen. Kirche ist sich bewusst, dass sie auf andere angewiesen ist und bietet anderen ihre Kompetenzen an.

     


    [1] Can. 519 CIC.

    [2] Vgl. Instruktion Die Pastorale Umkehr Nr. 7: „Die Pfarrei ist daher seit ihrer Entstehung eine Antwort auf ein entsprechendes pastorales Erfordernis: durch die Verkündigung des Glaubens und die Spendung der Sakramente das Evangelium den Menschen zu bringen.“

    [3] Vgl. Instruktion Die pastorale Umkehr Nr. 16: „Es ist richtig, dass es ein Charakteristikum der Pfarrei ist, dass sie dort verwurzelt ist, wo alle Tag ein Tag aus leben. Doch ist insbesondere heute das Gebiet nicht mehr nur ein geografisch abgegrenzter Bereich, sondern der Zusammenhang, in dem jeder sein Leben, das aus Beziehungen, gegenseitiger Hilfe und lange gepflegten Traditionen besteht, lebt. Auf diesem ‚existenziellen Territorium‘ steht die ganze Herausforderung der Kirche auf dem Spiel. Daher erscheint ein pastorales Handeln überholt, das den Handlungsraum ausschließlich auf den Bereich innerhalb der territorialen Grenzen der Pfarrei beschränkt.“

    [4] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 4.4.1.

    [5] Vgl. Gemeinsam Kirche sein, S. 51.

    [6] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 2.3.1 und 4.4.1; ebenso heraus gerufen, Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 2.8: Netzwerk.

    [7] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 4.1.1; ebenso heraus gerufen, Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 2.10: Leitung der Pfarrei.

    [8] Vgl. heraus gerufen, Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 2.8: Netzwerk.

  • II. Die Orte von Kirche Switch

    (52) Zu den Netzwerken im Pastoralen Raum und in den Pfarreien gehören auch Netzwerke mit Knotenpunkten von ganz verschiedenen Orten von Kirche. Die Synode versteht darunter auch besonders geprägte Orte, die sie „Basisgemeinschaften“ oder „Themenzentren“ nennt.

    (53) Orte von Kirche sind da, wo Menschen ihr Leben und ihren Lebensraum mit ihrem Christsein verbinden. Hier wird das Wirken des Heiligen Geistes erfahrbar, hier wird die Sorge des Evangeliums um die Menschen in ihrer jeweils konkreten Wirklichkeit aufgegriffen, hier werden christliche Solidarität und Hoffnung erfahrbar.[1] Deshalb fragen sich Haupt- und Ehrenamtliche und alle, die an einem „Ort von Kirche“ mitwirken: „Wie dienen wir hier den Menschen? Wie vergewissern wir uns, dass wir auf dem Weg des Evangeliums sind? Wie sind wir offen für andere?“

    Es gibt eine Vielfalt von Orten von Kirche:

    (54) Institutionelle Orte von Kirche wie Kindertagesstätten, Schulen, öffentliche Büchereien, Einrichtungen und Dienste der Caritas, Krankenhäuser und andere bestehen häufig schon. Hier verdichten sich Lebensbedürfnisse von Menschen. Hier unterstützen der Pastorale Raum und die Pfarreien diese Lebensbedürfnisse diakonisch-missionarisch.[2]

    (55) Ein wichtiges Kennzeichen der Pfarreien ist es, an gottesdienstlichen Orten von Kirche die Feier der Eucharistie und der Sakramente zu vollziehen; hier haben Gebet und Gottesdienst einen Platz. In einigen Kirchen werden verlässlich und regelmäßig die Sakramente gefeiert. Daneben gibt es Kirchen, in denen nur mehr punktuell die Sakramente gefeiert werden. Wieder andere Kirchen werden von nichtsakramentalen Gottesdiensten und dem persönlichen Gebet der Menschen vor Ort belebt werden.

    An allen gottesdienstlichen Orten können sich neue Gottesdienstformen und Gottesdienstzeiten entwickeln. Um die gottesdienstlichen Orte herum können kleine Netzwerke entstehen.[3]

    (56) Die bekannten institutionellen und gottesdienstlichen Orte sollen sich diakonisch-missionarisch entwickeln. Daneben sind Orte zu entdecken, an denen Kirche sich in neuer Gestalt entwickeln kann. Wenn die Menschen im Pastoralen Raum und in den Pfarreien konsequent lokal und sozialraumorientiert leben und arbeiten, werden sie immer wieder neue Orte von Kirche entdecken – oft auch ungewöhnliche Orte. Es gilt daher, immer Ausschau zu halten nach Orten, an denen die Kirche mit den Menschen ins Gespräch kommt und gemeinsam danach suchen kann, wie Leben und Hoffnung entstehen.[4]

    In der Vielfalt der Orte von Kirche wird es eigens geprägte Orte geben:

    (57) Basisgemeinschaften[5]

    Menschen kommen zusammen, um mit anderen Menschen ihr Christsein zu leben. Solche Gruppen, Kreise und Initiativen nennen wir Basisgemeinschaften. Sie entstehen in Eigeninitiative von unten oder sind bereits da (zum Beispiel Bibelkreise, verbandliche Gruppen, Eine-Welt-Gruppen, Eltern-Kind-Gruppen, Frauengemeinschaften). Sie sind im Nahraum angesiedelt: In ihnen wächst Kirche „von unten“. Die Mitglieder geben einander Heimat und die Möglichkeit, ihr Christsein vor Ort zu leben.

    Nähe kann entstehen durch räumliche Nähe, durch ein gemeinsames Interesse an einem Thema oder durch persönliche Initiative. Basisgemeinschaften leben ganz nach dem biblischen Motto: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Je nach Eigenart gestalten sie Welt im christlichen Sinn. Sie sind nicht von Initiativen der Verantwortlichen in den Pfarreien und im Pastoralen Raum abhängig. Sie können vom Pastoralen Raum oder von den Pfarreien finanzielle, räumliche oder fachliche Unterstützung bekommen.

    (58) Themenzentren[6]

    Aus der Kenntnis der Sozialräume und den Erfahrungen mit ihnen zeigen sich relevante Fragen und Probleme der Menschen heute. Daraus ergeben sich pastorale Entwicklungen und inhaltliche Schwerpunkte. Diese können im Miteinander im Pastoralen Raum in besonderer Weise aufgegriffen werden, indem Themenzentren gebildet werden.

    Ein Themenzentrum ist Impulsgeber, Entwicklungsort und Experimentierraum in einem.

    Als Garant für die jeweilige Schwerpunktsetzung dient es den Pfarreien und dem gesamten Pastoralen Raum, kann unter Umständen sogar über ihn hinauswirken. Im Themenzentrum arbeiten Haupt- und Ehrenamtliche vernetzt und multiprofessionell zusammen. Durch Fachlichkeit und personelle Ressourcen garantieren sie Verlässlichkeit und Qualität ihrer Arbeit. Mit jedem Themenzentrum bekommt ein Thema also einen klaren „Ort“.

    Ziel ist, dass das Thema am Ort gelebt, erfahren und bearbeitet wird. Klöster, caritative Einrichtungen und Fachstellen sind Orte von Kirche und können gegebenenfalls auch Themenzentren sein oder werden.

    (59) Alle Orte von Kirche bieten Verlässlichkeit; hauptamtliches Personal und/oder Ehrenamtliche übernehmen dort Verantwortung.

    (60) Der Pastorale Raum mit vielfältigen Orten von Kirche in den Pfarreien und mit vielen Netzwerken verändert und entwickelt sich. Es ist immer wieder möglich und erforderlich, die Orte von Kirche in ihrem Dienst an den Menschen auszurichten oder neue Orte von Kirche zu entdecken. Die verschiedenen Netzwerke sind immer wieder zu festigen oder neu zu knüpfen. Auch die netzwerkartige Kooperation mit anderen Menschen guten Willens wird am jeweiligen Ort von Kirche immer neu zu vereinbaren oder zu justieren sein.[7]

     


    [1] Vgl. Instruktion Die pastorale Umkehr Nr. 16 spricht dazu vom „existenziellen Territorium“.

    [2] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 4.1.2.

    [3] Vgl. ebd., Kapitel 4.2.1 und 4.2.2.

    [4] Vgl. ebd., Kapitel 2.3.4; 3 und 4.1.1.

    [5] Vgl. ebd., Kapitel 4.2.1 und 4.4.1; ebenso heraus gerufen, Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 2.31: In Basisgemeinschaften können sich Charismen entfalten und ermöglicht werden.

    [6] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 4.4.1; ebenso heraus gerufen, Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 3.3: Themenzentren.

    [7] Vgl. Instruktion Die pastorale Umkehr, Nr. 123: „Folglich muss die Pastoral über die territorialen Grenzen der Pfarrei hinausgehen, die kirchliche Gemeinschaft durch die synergetische Wirkung zwischen verschiedenen Diensten und Charismen klarer sichtbar werden lassen und sich zugleich als ein ‚pastorales Miteinander‘ im Dienste der Diözese und ihrer Sendung strukturieren.“

  • III. Fünf Schritte pastoraler Planung Switch

    (61) In einer Zeit permanenter Veränderung braucht es auch in der Kirche eine Form der Organisation, die flexibel auf diesen Wandel reagieren kann, eine bewegliche Organisation, die sich stets (weiter) entwickelt.

    (62) Entwicklung geschieht in den Phasen Planen, Durchführen, Überprüfen und Weiterentwickeln. Daraus leiten sich fünf Schritte ab. Sie sind als wiederkehrender[1] Prozess zu verstehen. Verantwortlichen von Teams, Gruppierungen und Gemeinschaften in den Pfarreien und im Pastoralen Raum geben diese Schritte eine gute Orientierung für ihre Arbeit; sie können grundsätzlich mit ihnen arbeiten. Das Modell lässt sich sowohl für einzelne Treffen als auch bei lang andauernden Projekten anwenden.

    (63) Für jeden einzelnen Schritt sind Beteiligte zu gewinnen und Verantwortlichkeiten zu klären (vgl. Leitsatz 6 und 7). Die Verantwortung für die Entwicklung und Koordination der Pastoral obliegt der Leitung des Pastoralen Raumes und dem verantwortlichen Gremium sowie den Pfarrern gemäß ihrer Hirtensorge für die ihnen übertragenen Pfarreien und den Gremien der Pfarreien. Sie alle sind zugleich in besonderer Weise zur Zusammenarbeit entsprechend den Zielsetzungen des Pastoralen Raums verpflichtet.[2]

    (64) Im Folgenden werden exemplarisch Fragen des jeweiligen Schrittes aufgeführt. Um die Schritte verständlich zu machen, ist hier beispielhaft beschrieben, wie der Pastorale Raum und die Pfarreien das Rahmenleitbild umsetzen und dabei pastorale Schwerpunkte entwickeln können.

     


    [1] Zum PDCA-Zyklus vgl. Nr. 43 und Fußnote 43.

    [2] Vgl. auch cann. 515 § 1, 519 CIC sowie Instruktion Die pastorale Umkehr, Nr. 52f. Vgl. auch Schreiben von Bischof Dr. Stephan Ackermann zur Reform der Pfarreien (KA 2021, Nr. 84, hier: Nr. 24).

  • Erster Schritt: Blick auf den Synodalen Rahmen Switch

     

    (65) Im Synodalen Rahmen (Ebene I) sind sieben Leitsätze beschrieben. In ihnen verdichtet sich das, was das Synodenabschlussdokument „heraus gerufen. Schritte in die Zukunft wagen“ für das pastorale Handeln in den Pfarreien und im Pastoralen Raum sagt. Das pastorale Handeln im Bistum Trier orientiert sich an diesen Leitsätzen und wird auf dieser Grundlage evaluiert. Sie sind verbindendes Element für pastorales Handeln. Der Synodale Rahmen sichert die Qualität der Arbeit vor Ort und erneuert die Kirche im Bistum Trier. Der Synodale Prozess bleibt lebendig und wird weitergeführt.[1]

    (66) Fragen:

    • Wie verstehen wir die einzelnen Leitsätze?
    • Welche Bereiche sind uns vertraut, welche eher fremd?
    • Wo finden wir diese Leitsätze bereits in unserem Handeln wieder? Welche neuen Sichtweisen eröffnen sich für uns?

    (67) So könnte es aussehen:[2]

    Im Pastoralen Raum informieren die Leitung des Pastoralen Raumes und Mitglieder der Gremien, denkbar sind auch die Pfarrer, weitere Priester, Diakone, und pastorale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, an mehreren Orten über die Inhalte des Synodalen Rahmens. Dabei werden unterschiedliche Kommunikationswege genutzt. Es gibt Presseartikel, Beiträge in Pfarrbriefen und anderen Medien und verschiedene Informationsveranstaltungen an öffentlichen Plätzen. Dazu sind alle Menschen aus dem Sozialraum eingeladen. Ziel ist es, mit den Menschen darüber ins Gespräch zu kommen, wie sich die Pfarreien und der Pastorale Raum diakonisch-missionarisch entwickeln können.

    Für die weiteren Schritte können sich weitere interessierte Personen einbringen, die die Umsetzung des Rahmenleitbilds aktiv mitgestalten.

     


    [1] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 6.3.

    [2] Die folgenden Nummern mit der Einleitung „So könnte es aussehen“ sind als exemplarische Abläufe zu verstehen. In den Pastoralen Räumen können sich je nach Rahmenbedingungen unterschiedliche Abläufe ergeben.

  • Zweiter Schritt: Wahrnehmung der Menschen und der Situation vor Ort Switch

    (68) Im Sinne der Sozialraumorientierung ist es wichtig, nach den Lebensbedingungen der Menschen zu fragen und herauszufinden, wie die Menschen leben und was ihnen am Herzen liegt. Dabei werden auch die Erkenntnisse aus der Erkundungsphase (2018–2019) und der Sondierungsphase (2021) mit einbezogen. Ziel ist es, pastorale Schwerpunkte zu entwickeln, die zur Situation vor Ort passen. So entsteht eine diakonische Kirche, eine Kirche die den Menschen dient.

    (69) Fragen:

    • Was wissen wir über die Menschen, die in unseren Pfarreien im Pastoralen Raum leben?
    • Wie fördern wir die Begegnung mit den Menschen (vgl. Leitsatz 2)? Wie suchen wir sie auf (vgl. Leitsatz 6)?
    • Welche Erwartungen und Wünsche haben die Menschen vor Ort an die Kirche? Welche Fragen treiben sie um (vgl. Leitsatz 2)?
    • Welche Schwerpunkte unseres Handelns leiten wir aus den Fragen und Bedürfnissen der Menschen ab?
    • Welche Charismen haben die Menschen, die sich bei uns engagieren (wollen) (vgl. Leitsatz 5)?
    • Was hilft uns, uns von bisherigen Aufgaben zu verabschieden? Was macht uns einen Abschied schwer? Was bräuchten wir (noch), um uns gut verabschieden zu können?
    • Wie gestalten wir Beziehungen zu andersglaubenden und nichtglaubenden Menschen (vgl. Leitsatz 6)?

    (70) So könnte es aussehen:

    Im Pastoralen Raum und in den Pfarreien werden gemeinsam die Ergebnisse der Erkundungsphase (2018–2019) und der Sondierungsphase (2021) gesichtet: Welche Ergebnisse wurden dokumentiert? Welche Menschen wurden aufgesucht? Gibt es bereits pastorale Initiativen[1], die damals schon liefen oder gestartet wurden und fortzusetzen sind? Danach beraten die Leitung des Pastoralen Raumes, die Pfarrer, die verantwortlichen Gremien und die pastoralen Hauptamtlichen, auf welchem Weg sie Erwartungen und Bedarfe der Menschen im Sozialraum noch genauer kennenlernen wollen.

     


    [1] Ggf. sind Lernpartnerschaften zur exemplarischen Umsetzung der Teilprozessgruppenergebnisse gestartet oder Schritte in der diakonischen Kirchenentwicklung unternommen worden.

  • Dritter Schritt: Strategie entwickeln und Schwerpunkte setzen Switch

    (71) Strategie und Schwerpunkte der Arbeit in den Pfarreien und im Pastoralen Raum entwickeln sich aus den örtlichen Gegebenheiten und dem Selbstverständnis der Kirche im Bistum Trier. Bei Beratung und Festlegung von Strategie und Schwerpunkten sind gemäß dem 7. Leitsatz („Wir teilen Verantwortung.“) viele Menschen beteiligt.

    Die diakonisch-missionarische Grundorientierung (vgl. Leitsatz 2) bildet den Rahmen für Strategie und Schwerpunkte. Pastorales Handeln wird durch die Bildung von Schwerpunkten klar erkennbar, steuerbar und überprüfbar. Dadurch realisiert sich Kirche vor Ort in der gesellschaftlichen und binnenkirchlichen Öffentlichkeit.

    (72) Fragen:

    • Welche Schwerpunkte setzen wir für die nächsten Jahre? Können wir daraus unser Handeln in konkreten Projekten und Maßnahmen ableiten?
    • Auf welche Bedürfnisse und Fragen der Menschen antworten wir mit diesen Schwerpunkten?
    • Wer verantwortet die Umsetzung der Schwerpunkte?
    • Welche Kooperationen und Netzwerke wollen wir für die Arbeit an welchem Schwerpunkt eingehen?

    (73) So könnte es aussehen:

    Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln zum Beispiel in Workshops die Schwerpunkte des zukünftigen pastoralen Handelns. Dabei beachten sie, wie der jeweilige Schwerpunkt zu einer diakonisch-missionarischen Kirche beiträgt und welche Außenwirkung die Umsetzung hat. Konkret beraten die Leitung desPastoralen Raumes, die Pfarrer, die verantwortlichen Gremien und die Hauptamtlichen aus Seelsorge, Caritas und weiteren Einrichtungen, ob es z.B. ein Themenzentrum geben wird, wie das Themenzentrum arbeiten soll und woran die Verantwortlichen und die Nutzerinnen und Nutzer eine nachhaltige Entwicklung erkennen.

  • Vierter Schritt: Maßnahmen planen und durchführen Switch

    (74) Die in der jeweiligen Zuständigkeit vereinbarten pastoralen Schwerpunkte der Pfarreien und des Pastoralen Raumes sind beschrieben und veröffentlicht. Sie werden durch konkrete zukunftsweisende Projekte und Maßnahmen umgesetzt. Die Leitung des Pastoralen Raumes, die Pfarrer und die verantwortlichen Gremien sorgen für eine Umsetzung der Maßnahmen und prüfen, welche Ressourcen zur Verfügung stehen.

    (75) Fragen:

    • Was wird wo, wie, von wem bis wann gemacht?
    • Woran wird sich der Erfolg der Maßnahme bemessen lassen?
    • Welche Sach- und Personalkosten sind für die jeweiligen Projekte und Maßnahmen notwendig und verfügbar?
    • Sind die Ziele realistisch, überprüfbar, bedarfsorientiert und am Evangelium ausgerichtet formuliert? Wagen die Pfarreien und der Pastorale Raum damit Neues (vgl. Leitsatz 2)?

    (76) So könnte es aussehen:

    Mit der Bearbeitung eines Schwerpunktes beauftragt die Leitung des Pastoralen Raumes jeweils eine hauptamtliche Person. Die Leitung des Pastoralen Raumes, die Pfarrer und die verantwortlichen Gremien legen ein Gesamtbudget fest.[1] Für die Bereitstellung von Ressourcen für jede Maßnahme und jedes Projekt entwickeln die Beauftragten eigene Kriterien. Die Maßnahmen und Projekte werden bei einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt. Es gibt möglichst einen ausführlichen Bericht zur Startveranstaltung in den lokalen Medien.

     


    [1] Das Verfahren kann hier im Rahmenleitbild nur vereinfacht benannt werden.

  • Fünfter Schritt: Auswertung und Weiterentwicklung Switch

    (77) Zur im Vorfeld festgelegten Zeit wird überprüft, wie das Vorhaben (bisher) verlaufen ist, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen es gab, welche Lernerfahrungen gemacht wurden und wie mögliche Verbesserungen aussehen können.

    (78) Fragen:

    • Was war hilfreich?
    • Was war schwierig?
    • Wie sind die Beteiligten miteinander umgegangen (vgl. Leitsatz 5) Was wird beim nächsten Mal anders zu machen sein?
    • Inwieweit haben die Maßnahmen die Entwicklung zu einer diakonisch-missionarischen Kirche gefördert? Was ist das Neue?

    (79) So könnte es aussehen:

    Eine von der Leitung des Pastoralen Raumes beauftragte Gruppe aus Beteiligten wertet in dieser Phase den erfolgten Gesamtprozess aus. Sie fragt danach, ob die Ziele erreicht wurden und wie sich die Schwerpunkte bewährt haben. Sie beurteilt die Projekte und Maßnahmen mit den jeweils Verantwortlichen. Die Gruppe prüft, inwieweit Projekte und Maßnahmen die Entwicklung hin zu einer diakonisch-missionarischen Kirche gefördert haben. Die Ergebnisse fließen in einen Bericht ein (siehe Ebene III), den die Leitung des Pastoralen Raumes unter anderem zur Vorbereitung der nächsten Visitation erstellt.

     

Drittes Kapitel

Ebene III: Die Pastoral auswerten und weiterentwickeln

(80) Prägend für eine diakonisch-missionarische Kirche ist zum einen die Bereitschaft, Räume für eine Unterbrechung zu schaffen. Es gilt, sich in regelmäßigen Abständen zu vergewissern, was die Verheißung des Reiches Gottes für die Kirche im Bistum Trier und vor Ort heute bedeutet. Zum anderen ist die pastorale Arbeit in den Pfarreien und im Pastoralen Raum in einem fortlaufenden Prozess kritisch anzuschauen: Wagen wir Neues? Gehen wir zu den Menschen und leben mit ihnen das Evangelium?. [Anmerkung: Vgl. heraus gerufen, Kapitel 6.1.]

Diese beiden Haltungen werden lokal und diözesan eine nachhaltige Lernkultur fördern und dadurch für die Entwicklung einer diakonisch-missionarischen Kirche insgesamt dienlich sein.

(81) In zeitlich vereinbarten „Unterbrechungszeiten“ schauen die Haupt- und Ehrenamtlichen gezielt auf die Wirkung ihres pastoralen Handelns. Diese Betrachtung geschieht auf zwei Ebenen:

  • I. Auswertung in den Pfarreien und im Pastoralen Raum

    (82) Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pastoralen Raum und in den Pfarreien bewerten ihre eigene Arbeit selbst. Eine Auswertung durch das Bistum im Rahmen der Visitation erfolgt in längeren Abständen.

    (83) Ergänzend dazu sind regelmäßige Zielvereinbarungsgespräche mit den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beabsichtigt, die eine kontinuierliche Verbesserung ermöglichen und unterstützen. Entsprechende Gespräche sollen auch ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angeboten werden.

    (84) Innerhalb des Pastoralen Raumes geschieht eine strukturierte interne Auswertung der pastoralen Arbeit anhand der Kriterien, die sich aus den Leitsätzen des Synodalen Rahmens (Ebene I) ableiten. Dadurch kann die Kirche vor Ort ihren Dienst am Menschen verbindlich und nachhaltig sichern. Diese Selbstbewertung kann einmal im Jahr stattfinden. Für die Durchführung sind die Leitung des Pastoralen Raumes, die Pfarrer und die entsprechenden Gremien verantwortlich.

  • II. Auswertung im Rahmen der bischöflichen Visitation

    (85) Eine Auswertung der pastoralen Entwicklung im Rahmen der Visitation ergänzt die Selbstbewertung und findet regelmäßig (gemäß der Visitationsordnung) im Pastoralen Raum und in den Pfarreien statt. Mit Ankündigung der Visitation startet ein Prozess der Selbstauswertung im gesamten Pastoralen Raum.

    (86) Die Leitung des Pastoralen Raumes bildet dazu eine Gruppe aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aufgabe der Gruppe ist es, die Entwicklung der Pfarreien und des Pastoralen Raumes im Hinblick auf eine diakonisch-missionarische Kirchenentwicklung hin zu reflektieren und zu beschreiben.

    (87) Anhand eines Leitfadens führen die Gruppe oder einzelne Mitglieder Gespräche mit Gruppen und Gremien im Pastoralen Raum und in den Pfarreien, mit Verantwortlichen der Orte von Kirche, mit Kooperationspartnern und mit Interessierten. Die Ergebnisse fließen in den Bericht (siehe Ebene II, Schritt 5; Nr. 79), in dem deutlich wird, wieweit das Selbstverständnis, die Strategie und die Bearbeitung der pastoralen Schwerpunkte umgesetzt sind. Diese Aussagen sind Grundlage für die Visitation und werden dem Weihbischof oder den mit der Visitation Beauftragten vorgelegt.

    (88) Bei der Visitation fragt das Bistum (repräsentiert durch Bischof oder Weihbischof) danach, welche Ziele erreicht wurden und welche neuen Sichtweisen sich für die Handelnden eröffnet haben. Dazu führt der Bischof Gespräche mit der Leitung des Pastoralen Raumes, den Pfarrern, den Gremien und anderen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Pastoralen Raum (zum Beispiel: Verantwortliche für pastorale Schwerpunkte, Leiterin eines Themenzentrums). Am Ende steht ein Visitationsbericht.

    Die Verantwortlichen im Pastoralen Raum nutzen die Ergebnisse der Selbstreflexion und der Visitation zur Weiterentwicklung ihres pastoralen Handelns.

Inkraftsetzung

Mit Dekret vom 15. Mai 2016 (KA 2016, Nr. 119) wurde das Abschlussdokument der Diözesansynode 2013–2016 heraus gerufen. Schritte in die Zukunft wagen gemäß can. 466 CIC als verbindlicher Rahmen für das zukünftige Handeln im Bistum Trier in Kraft gesetzt.

Im Schreiben zur Reform der Pfarreien auf der Grundlage der Beschlüsse der Diözesansynode 2013–2016 vom 24. Februar 2021 (KA 2021, Nr. 84) ist insbesondere das Verhältnis von Pfarrei und Pastoralem Raum beschrieben.

Das vorstehende Rahmenleitbild für die Pfarrei und den Pastoralen Raum konkretisiert im Sinne von can. 34 CIC das, was das Abschlussdokument der Diözesansynode in Grundlinien beschreibt und was das kirchliche Recht – insbesondere die diözesanen Bestimmungen und das Statut für die Pastoralen Räume im Bistum Trier (KA 2022, Nr. 54) – den einzelnen Organen des Pastoralen Raumes und den Pfarreien an Aufgaben zuweist.

Dieses Rahmenleitbild tritt mit Wirkung vom 01. Februar 2022 in Kraft.

Trier, den 15. Januar 2022

Dr. Stephan Ackermann
Bischof von Trier

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