(Abschlussdokument Kapitel 4.2.1)
Die Teilprozessgruppe "Inklusion" hat im November 2019 ihren Abschlussbericht vorgelegt. Wir dokumentieren ihn hier als PDF-Dokument.
Die TPG schreibt dazu einleitend: „Inklusion beschreibt die Vielfalt als Normalität. Sie lebt von der Anerkennung aller Menschen, unabhängig von Geschlecht und Geschlechterorientierung, Alter, Herkunft, Religionszugehörigkeit und Bildung, von Behinderungen oder sonstigen individuellen Merkmalen. Aus der Anerkennung heraus werden Ressourcen sichtbar, die es zur Weiterentwicklung aller einzusetzen gilt." und weiter: "Aufgabe von Kirche und Gesellschaft ist es, in allen Lebensbereichen Strukturen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die es allen Menschen ermöglichen, gleichberechtigt teilzuhaben. Inklusion ist kein Zustand, Inklusion ist Haltung und Prozess."
Im Folgenden finden Sie Auszüge aus dem Abschlussbericht. Den vollständigen Bericht (82 Seiten) finden Sie hier als PDF-Dokument.
(Papst Franziskus, Videobotschaft an die TED-Konferenz 2017 in Vancouver, 26. April 2017)
Die zielgerichtete Gestaltung an einer Lebenswelt „Leben in Fülle“, ist für die Kirche im Bistum Trier inklusives Handeln
Gleichberechtigte Teilhabe ist durch Zugänge unterschiedlichster Art geschaffen. Die gleichberechtigte Teilhabe kann nur ermöglicht werden durch die Anerkennung der gottgewollten Einmaligkeit eines jeden Menschen. So kann sich eine Sensibilität für die Bedarfe des Gegenübers entwickeln, die zu neuen Zugängen führt.
Damit Barrieren jedweder Art sichtbar und abgebaut werden können und kirchliches sowie soziales Zusammenleben mit guter Willkommenskultur gelebt werden kann, ist es erforderlich, mit großem Lösungsoptimismus in Haltung und Handlung unterwegs zu sein. Vertrauen, Leichtigkeit und Humor helfen, Hürden zu bezwingen.
Die Ermöglichung von selbstbestimmtem Leben und gleichberechtigter Teilhabe bedarf vielfältiger Unterstützungen. Daraus ergibt sich, dass das Bistum Trier Ressourcen zur Verfügung stellt. Hierbei handelt es sich einerseits um Ressourcen finanzieller Art, die z.B. den Abbau von baulichen Barrieren fördern, sowie andererseits personelle Ressourcen, die die anstehenden Prozesse zur inklusiven Haltung und Handeln auf allen Ebenen initiieren, fördern und begleiten.
Die Sozialraumorientierung und das Thema Inklusion stehen in einer engen inneren Zusammengehörigkeit zueinander: Beide Themen zielen auf die selbst-bestimmte Teilhabe aller in einer inklusiven Gesellschaft. Insbesondere die fünf Prinzipien der Sozialraumorientierung helfen mit und unterstützen, dass der Anspruch Inklusion und das damit verbundene inklusives Handeln in der Kirche im Bistum Trier zur Entfaltung kommen können.
Besonderen Stellenwert haben dabei Werte wie Achtsamkeit, Offenheit und Mut.
Die Kirche im Bistum Trier braucht die Auseinandersetzung mit diesen inklusiven Werten.
Die Kirche im Bistum Trier setzt Inklusion mutig um und macht große Schritte.
Die Kirche im Bistum Trier ist offen für die neuen Wege und Pfade, die die Inklusion fordert.
Die Kirche im Bistum Trier ist achtsam für die Bedürfnisse derer, die bisher ausgeschlossen waren, und erkennt diese an.
⇒ Inklusion ist kein Zustand - Inklusion ist Haltung und Prozess
⇒ Inklusion betrifft alle
⇒ Die Bedeutung von inklusiven Teams
In Gruppen können die nachfolgenden Orientierungsfragen Aufschluss darüber geben, in wie weit die Qualität der Prozesse inklusiv ist:
Wer sich mit dem Themenkomplex der Haltung und Haltungsänderung befasst, kommt an der Machtfrage nicht vorbei. In der Übernahme jeder Aufgabe ist automatisch Macht enthalten. Machtbefugnisse gibt es in struktureller, finanzieller, dienstrechtlicher Form, wie auch in sozialen und gesellschaftlichen Bezügen. Macht an sich ist ein neutraler Zustand und notwendig, um Prozesse und Entwicklungen zu begleiten. Die Haltung, mit der der Mensch diese Aufgabe erfüllt, bestimmt darüber, wie er mit der zugeteilten Macht umgeht. Inklusiv handelnde Menschen teilen Macht.
Damit Haltung sich im Sinne der Zielausrichtung entwickeln kann (hier inklusive Haltung), erfordert es ein Bewusstsein über die eigene Macht und die Folgen, die aus dem daraus resultierenden Handeln entstehen können.
Die Überwindung von Barrieren setzt eine fachliche Auseinandersetzung voraus, damit die Kirche im Bistum Trier zu einem Ort wird, der Inklusion anstrebt und Ausgrenzungen abbaut. Der schrittweise Abbau und letztendlich die Beseitigung von Barrieren fördern Inklusion.
Die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten bedingen, dass wir als begrenzte Menschen nicht immer und nicht alles in dieser Vielfältigkeit im Blick haben können. Auf Grund dieser unterschiedlichen Lebensbezüge ist das Erleben von „ausgegrenzt werden“ und „sich ausgegrenzt fühlen“ Bestandteil des menschlichen Seins. Darüber hinaus gibt es Ausgrenzungen durch Nachlässigkeit, Vorurteile, Unwissenheit, Unsensibilität, starre Regularien, Gewohnheit und Tradition.
In der Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Inklusion braucht es ein Bewusstsein für Ausgrenzungsmechanismen, die Inklusion erschweren und/oder verhindern. Ein vorurteilsbewusstes Denken und Handeln unterstützt das „Verstehenlernen“ sowie das „sich auf den Weg machen“ in der Akzeptanz der menschlichen Grenzen.
Barrieren sind in ganz unterschiedlichen Ausdrucks- und Erscheinungsformen auszumachen:
in individuell begründeten Barrieren
in sozialen Barrieren
Aus- und Abgrenzungen zu Personen/Gruppen und/oder deren „vergessen sein“ im kirchlichen oder sozialen Umfeld. Beispielhaft erwähnt: Fremde, arme/alte Menschen, arbeitslose Menschen, kranke Menschen, einsame Menschen.
in strukturell bedingten Barrieren:
Durch Ausschlussregeln verhinderte Zugänge, fehlende „Öffnungen“ zu bzw. bei Veranstaltungen, mangelndes Bewusstsein für die Erweiterung von Beteiligungsmöglichkeiten bei sogenannten offenen Angeboten.
in baulichen Barrieren:
wenn Wege versperrt sind, Einschränkungen im technisch oder baulichen Rahmen nicht abgebaut werden.
Unabhängig von Funktion und Aufgabe können die nachfolgenden Orientierungsfragen beim Abbau von Barrieren hilfreich sein:
Sie initiiert eine öffentliche Kampagne zur Bewusstseinsarbeit im Themenbereich Inklusion. Bestandteil der Kampagne sind folgende Formate: Fortbildungen; Veranstaltungen; Tag der Inklusion mit Begegnungen, Informationen, Gottesdienst; Ausbildung von Multiplikatoren aus und zu den Feldern der Inklusion; Veröffentlichungen in sozialen und digitalen Medien.
Arbeitsgruppen und Arbeitskreise, die im Themenfeld Inklusion aktiv sind, müssen in die Kampagne eingebunden werden
Wenn sich auf dem Boden christlicher Haltung Erfahrung und Expertenwissen treffen, werden Horizonte geweitet, alle können Lernende und Lehrende sein. Inklusion für die Kirche von Trier ist zutiefst Auftrag, Verpflichtung und erklärter Wille. Mit Geduld, Lösungsoptimismus, Ressourcen personeller und finanzieller Art sowie dem Zutrauen in die Fähigkeiten aller Menschen können neue Haltungen, neues Leben in diesem Kontext entwickelt werden.
Das Abschlussdokument verbindet „Inklusion“ unmittelbar mit den Begriffen „Vielfalt“ einerseits sowie „Teilhabe und Teilgabe“ andererseits. Es gilt, die Vielfältigkeit der Menschen als Wirklichkeit und Geschenk Gottes anzunehmen. Daraus folgt unmittelbar, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass alle Menschen selbstbestimmt teilhaben und selbst etwas einbringen können (Teilgabe):
„4.2 Vielfalt als Gottes Geschenk annehmen
[…] Vielfalt bedeutet, sich im Bistum Trier aktiv dafür einzusetzen, allen Menschen Teilhabe und Teilgabe zu ermöglichen. Barrieren, die einer umfassenden Teilhabe aller (Inklusion) entgegenstehen, werden abgebaut.“
("heraus gerufen" 4.2.1)
Das zielt auf eine inklusive Kirche ebenso wie auf das kirchliche Engagement für Inklusion in der Gesellschaft:
„2.2 Die Ortskirche von Trier versteht sich inklusiv
Die Ortskirche von Trier versteht sich inklusiv. Daraus ergibt sich die gleichberechtigte Teilhabe und Teilgabe aller Menschen. Die Ortskirche von Trier baut dazu die vielfältigen gesellschaftlichen und praktischen Barrieren ab, die Teilhabe und Teilgabe erschweren oder verhindern, und setzt sich für Inklusion in der Gesellschaft ein.“
("heraus gerufen / Anlage, Empfehlung 2.2)
Dieser Auftrag ist umfassend und besitzt in hohem Maße Querschnittscharakter für die Umsetzung der Synodenbeschlüsse. Grundlegend dafür ist, Inklusion als Querschnittsthema im Zusammenhang mit den zentralen Grundorientierungen der Synode zu verstehen. Darunter sind hier vor allem zu nennen:
(1) Inklusion ist ein wesentlicher Aspekt einer diakonischen Kirchenentwicklung, wie sie im ersten Kapitel des Abschlussdokuments grundgelegt ist. „Eine diakonische Kirche trägt dazu bei, dass in Kirche und Gesellschaft Vielfalt als Chance und Reichtum gesehen und geschätzt wird.“
(Abschlussdokument Anlage Empfehlung 2.2)
(2) Der erste Perspektivwechsel „Vom Einzelnen her denken“ orientiert von sich her auf das Anerkennen von Vielfalt der Einzelnen sowie auf deren Teilhabe und Teilgabe hin (Kap. 2.1).
(3) Die Synode weist darauf hin, dass beim Abbau der Barrieren auf die Charismen der Menschen, die von Barrieren betroffen sind, keinesfalls verzichtet werden kann:
„Von Barrieren Betroffene haben eine besondere Aufmerksamkeit für diese Barrieren; sie haben Ideen zu ihrer Überwindung. Sie müssen daher von Anfang an und in allen Phasen selbstbestimmt an Veränderungen beteiligt sein.“
(Anlage, Empfehlung 2.2)
Der Abbau der Barrieren ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Charismen der von Barrieren Betroffenen ebenso wie die aller anderen zur Entfaltung kommen können, so wie es der zweite Perspektivwechsel „Charismen vor Aufgaben in den Blick nehmen“ vorsieht (Kap. 2.2) und es dem Leitgedanken der Inklusion entspricht.
(4) Eine Ortskirche, die sich inklusiv versteht, lebt von einer entsprechenden Haltung ihrer Mitglieder
und prägt eine entsprechende Kultur aus:
„Die Teilhabe aller am gesellschaftlichen wie am kirchlichen Leben ist zu fördern. Dies ist eine Aufgabe für die Einzelnen, für Gemeinschaften und für die Organisation.“
("heraus gerufen" Kapitel 3: Haltungen und Kultur)
Dies betrifft – neben Anderem – die Pfarrei der Zukunft in der Ausgestaltung im Sinne des dritten Perspektivwechsels (Kap. 2.3) ebenso wie das Hören aufeinander in synodalen Beratungs- und Entscheidungsfindungsprozessen auf allen Ebenen im Bistum Trier (vierter Perspektivwechsel, Kap. 2.4).
(5) Auf der Ebene der Handlungskonzepte konvergiert Inklusion in hohem Maß mit den Grundorientierungen und Prinzipien der Sozialraumorientierung, die ebenfalls auf Teilhabe und Teilgabe aller zielt (Kap. 4.1.1).
Im gesellschaftlichen Diskurs wird Inklusion häufig auf die Gruppe der Menschen mit Behinderung eingeengt diskutiert. Die Synode formuliert dagegen offen und nimmt eine entsprechende Engführung nicht vor. Außer an Menschen mit Behinderungen ist daher an alle Einzelnen und gesellschaftlichen Gruppen zu denken, die von Ausschluss, Ausgrenzung und Barrieren betroffen sind.
Für den Teilbereich der baulichen Barrierefreiheit liegen bereits Vorarbeiten einer Arbeitsgruppe vor, auf die zurückgegriffen werden soll.
Die Teilprozessgruppe erfüllt ihren Auftrag gemeinsam mit von Barrieren betroffenen Menschen und wo immer möglich zusammen mit nicht-kirchlichen Institutionen, Fachabteilungen, Initiativen, Vereinen und Personen(gruppen).