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Glossar und Begrifflichkeiten

Sprache ist wichtig. Die Begriffe, mit denen wir über sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sprechen, haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Hier erklären wir die wichtigsten Begriffe.

„Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. [...] Der Wandel der Geschlechterrollen wird offenkundig in der Gleichberechtigung von Frauen und Männern, der Ausdifferenzierung von Geschlechterrollen jenseits des biologischen Geschlechts und in veränderten Partnerschaftsrollen, in der Frage nach der sexuellen Orientierung und der Geschlechterorientierung.“

Abschlussdokument der Trierer Diözesansynode (2016), S. 59

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Queer“ ist ein Begriff, der verwendet wird, um Menschen zu beschreiben, die nicht in die üblichen Kategorien von Geschlecht und Sexualität passen. Das kann z.B. Menschen einschließen, die sich nicht als „nur heterosexuell“ oder „nur männlich/weiblich“ identifizieren.

Ein paar wichtige Punkte:

  • Breit gefasst: „Queer“ umfasst viele verschiedene Identitäten wie schwul, lesbisch, bisexuell, trans, non-binär und mehr.
  • Nicht traditionell: Es geht darum, die traditionellen Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität in Frage zu stellen und Vielfalt zu feiern.
  • Positive Umdeutung: Der Begriff, der früher als Schimpfwort benutzt wurde, wird heute von vielen Menschen mit Stolz als Selbstbezeichnung verwendet.

Insgesamt hilft „queer“ also, eine offene und inklusive Sichtweise auf die verschiedenen Arten von Identität und Beziehung zu fördern.

LSBTIQ+

„LSBTIQ+“ ist eine Abkürzung, die verschiedene sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten beschreibt. Die Buchstaben haben unterschiedliche Bedeutungen:

 

  • L: Lesbisch – Frauen, die sich romantisch und/oder sexuell zu anderen Frauen hingezogen fühlen.
  • S: Schwul – Männer, die sich romantisch und/oder sexuell zu anderen Männern hingezogen fühlen.
  • B: Bisexuell – Menschen, die sich romantisch und/oder sexuell zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen.
  • T: Transgender – Personen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.
  • I: Intersexuell – Personen, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die nicht klar als männlich oder weiblich klassifiziert werden können.
  • Q: Queer – Ein Überbegriff für Menschen, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht den traditionellen Normen entspricht. Es kann auch verwendet werden, um eine flexiblere Sicht auf Identität zu beschreiben.

 

Das Pluszeichen (+) steht für weitere Identitäten und Orientierungen, die nicht explizit in der Abkürzung genannt sind, wie zum Beispiel asexuell, pansexuell, non-binär und andere. Es symbolisiert die Vielfalt und das fortwährende Wachstum des Verständnisses von Sexualität und Geschlechtsidentität.

Weitere Begriffe

Asexuell

Asexuelle Menschen empfinden wenig oder keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen. Das bedeutet nicht, dass sie keine Beziehungen führen oder keine Nähe wünschen.

Ein paar wichtige Punkte:

  • Spektrum: Asexualität ist ein Spektrum. Manche Menschen empfinden nie sexuelle Anziehung, andere nur unter bestimmten Umständen oder selten.
  • Romantik: Viele asexuelle Menschen empfinden durchaus romantische Anziehung und wünschen sich Beziehungen – nur eben ohne oder mit wenig sexueller Komponente.
  • Nicht zu verwechseln: Asexualität ist keine Krankheit, kein Trauma und keine Phase.

Cisgender / Cis

„Cisgender" (kurz: „cis") beschreibt Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Eine Person, die bei der Geburt als weiblich eingetragen wurde und sich auch als Frau identifiziert, ist cisgender.

Der Begriff kommt aus dem Lateinischen: „cis" bedeutet „diesseits" – im Gegensatz zu „trans" („jenseits"). Cisgender ist keine Wertung, sondern eine neutrale Beschreibung. Die meisten Menschen sind cisgender, aber nicht alle.

Coming-out

Coming-out bezeichnet den Prozess, in dem eine Person ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität für sich selbst erkennt und anderen mitteilt.

Man unterscheidet:

  • Inneres Coming-out: Die eigene Erkenntnis und Akzeptanz – „Ich bin lesbisch / schwul / bi / trans / ..."
  • Äußeres Coming-out: Das Mitteilen an andere Menschen – Familie, Freund*innen, Arbeitsumfeld.

Coming-out ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein fortlaufender Prozess. In jeder neuen Situation – neuer Job, neue Bekanntschaft – stellt sich erneut die Frage: Sage ich es? Wem? Wann? Wie?

Wichtig: Niemand ist verpflichtet, sich zu outen. Jeder Mensch entscheidet selbst, wem er oder sie was anvertraut.

Deadname

Als „Deadname" bezeichnet man den früheren Namen einer trans* Person, den sie nach der Transition nicht mehr verwendet. Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „toter Name".

Diesen alten Namen zu verwenden – absichtlich oder aus Nachlässigkeit – wird als „Deadnaming" bezeichnet und kann für Betroffene sehr verletzend sein. Es signalisiert: „Ich erkenne deine Identität nicht an."

Respektvoller Umgang bedeutet: Den aktuellen Namen verwenden. Den alten Namen nicht erfragen, nicht weitergeben, nicht in Erzählungen über die Vergangenheit nutzen.

Heteronormativität

Heteronormativität beschreibt die gesellschaftliche Annahme, dass alle Menschen heterosexuell und entweder männlich oder weiblich sind – und dass dies die „normale" oder „natürliche" Lebensweise sei.

Diese Annahme zeigt sich im Alltag vielfältig:

  • Formulare mit nur zwei Geschlechtsoptionen
  • Die Frage an Mädchen: „Hast du schon einen Freund?"
  • Schulbücher, in denen nur Mutter-Vater-Kind-Familien vorkommen

Heteronormativität ist oft unsichtbar für diejenigen, die ihr entsprechen – aber sehr spürbar für alle, die es nicht tun. Queersensible Pastoral hinterfragt diese Annahmen bewusst.

IDAHOBITA

IDAHOBITA steht für „International Day Against Homophobia, Biphobia, Interphobia and Transphobia" – der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. Er findet jährlich am 17. Mai statt.

Das Datum erinnert an den 17. Mai 1990, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus ihrem Diagnosekatalog für Krankheiten strich. Der Tag macht weltweit auf Diskriminierung, Gewalt und Ausgrenzung von LSBTIQ+-Menschen aufmerksam.

Im Bistum Trier wird der IDAHOBITA seit mehreren Jahren begangen – unter anderem durch das Hissen der Regenbogenflagge am Bischöflichen Generalvikariat.

Misgendern

„Misgendern" bedeutet, eine Person mit falschen Pronomen oder einer falschen Geschlechtsbezeichnung anzusprechen – zum Beispiel eine trans* Frau als „er" zu bezeichnen oder einen non-binären Menschen als „Frau Müller" anzureden.

Misgendern kann aus Versehen passieren. Wichtig ist dann: kurz korrigieren, entschuldigen, weitermachen – ohne großes Drama zu machen. Bei wiederholtem oder absichtlichem Misgendern hingegen handelt es sich um eine Form von Respektlosigkeit, die verletzend ist.

Tipp: Im Zweifel nachfragen, welche Pronomen eine Person verwendet.

Non-binär / Nicht-binär

Non-binäre Menschen identifizieren sich weder ausschließlich als Mann noch als Frau. Ihre Geschlechtsidentität liegt außerhalb oder zwischen diesen beiden Kategorien.

Ein paar wichtige Punkte:

  • Vielfältig: Non-binär ist ein Überbegriff. Manche Menschen fühlen sich als Mischung aus männlich und weiblich, andere als weder noch, wieder andere erleben ihr Geschlecht als fließend.
  • Pronomen: Viele non-binäre Menschen verwenden andere Pronomen als „er" oder „sie" – im Deutschen z.B. „they/them" oder den eigenen Namen. Am besten: fragen!
  • Sichtbarkeit: Seit 2018 gibt es in Deutschland den Geschlechtseintrag „divers" im Personenstandsrecht.

Pansexuell

Pansexuelle Menschen können sich zu Personen aller Geschlechter romantisch und/oder sexuell hingezogen fühlen. Das Geschlecht des Gegenübers spielt für die Anziehung keine oder eine untergeordnete Rolle.

Der Begriff kommt vom griechischen „pan" (= alles, gesamt). Pansexualität unterscheidet sich von Bisexualität vor allem in der Betonung: Während Bisexualität oft als Anziehung zu „mehr als einem Geschlecht" verstanden wird, betont Pansexualität, dass das Geschlecht bei der Partnerwahl nicht entscheidend ist.

Pride / CSD

„Pride" (englisch für „Stolz") bezeichnet die Selbstbehauptung und Sichtbarkeit von LSBTIQ+-Menschen. Der Begriff steht für das selbstbewusste Eintreten für die eigene Identität – als Gegenreaktion auf Scham und Ausgrenzung.

Der „Christopher Street Day" (CSD) erinnert an die Aufstände in der New Yorker Christopher Street im Juni 1969, als sich queere Menschen erstmals öffentlich gegen Polizeigewalt wehrten. Heute finden weltweit CSD-Paraden statt – auch in Trier, Saarbrücken und Koblenz.

Der AK Queer im Bistum Trier nimmt regelmäßig an CSD-Veranstaltungen teil.

Raphael Foltin

Theologischer Referent
Bischöfliches Generalvikariat
Mustorstraße 2
54290 Trier

Theologischer Referent für Queerpastoral im B3 des Bischöflichen Generalvikariates (BGV)