13 Personen in Pilotkurs zu ehrenamtlichen Trauerbegleiter*innen ausgebildet:Damit niemand mit der Trauer alleine ist

Köllerbach – Tod und Trauer müssen nicht allein bewältigt werden – wer in dieser Ausnahmesituation Unterstützung benötigt, kann diese ab sofort bei 13 frisch ausgebildeten ehrenamtlichen Trauerbegleiter*innen erhalten. Zwölf Frauen und ein Mann haben am Sonntag, 24. August, in Köllerbach ihre Beauftragungsurkunden erhalten. Sie können nun etwa in ambulanten Hospizdiensten oder Kirchengemeinden Trauerbegleitung für Erwachsene anbieten sowohl als Einzelbegleitung, als auch als Co-Leitung in Trauergruppen oder als Mitarbeiter*innen in offenen Trauerangeboten. Erstmals hatten die drei Pastoralen Räume Völklingen, Neunkirchen und Saarbrücken gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) und der Hospizakademie Saar den Qualifizierungskurs angeboten. Finanzielle Unterstützung gab es darüber hinaus von der Abteilung Ehrenamt des Bistums Trier. Der Kurs ist zertifiziert durch das Rahmenkonzept Trauerqualifizierung der gemeinsamen AG von Bundesverband Trauerbegleitung (BVT), Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und Deutschen Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) und bundesweit gültig.
In 80 Unterrichtsstunden waren unter anderem Trauermodelle, Trauerprozesse und die verschiedenen Trauer-Typen Thema, sagt Gemeindereferentin Heidelinde Bauer, die gemeinsam mit dem Leiter der Hospizakademie Saar, Jürgen Zapp, die Kursleitung innehatte, „Anhand vieler Fallbeispiele haben die Teilnehmenden erlernt zu erfassen: Wo befindet sich die Person im Trauerprozess? Was brauchen sie in der konkreten Situation? Mit welchen Fragen kommen Trauernde?“ Die Kursteilnehmenden seien darin geschult worden zu unterscheiden, ob es sich noch um einen normalen Trauerprozess handelt, oder ob andere Hilfen wie Therapien notwendig sind. Weitere Themen seien die Bedeutung von Ritualen im Trauerprozess, das Führen von Trauergesprächen und die Rolle von Spiritualität im Angesicht von Sterben, Tod und Trauer gewesen.
Am Anfang des Kurses habe jedoch der Austausch über eigene Trauererfahrungen gestanden. Für die meisten sind persönliche Erfahrungen mit Tod und Trauer die Motivation, sich in diesem Bereich ehrenamtlich zu engagieren. So auch für Dorothee Schaus-Hippchen aus St. Wendel. Die 59-Jährige leitet eine Trauergruppe für verwaiste Eltern – als betroffene Mutter weiß sie genau, wie die Trostsuchenden sich fühlen. „In der Selbsthilfegruppe habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, dass andere Menschen da sind. Allein steht man das nicht durch. Ich möchte auch etwas von der Hilfe, die ich erfahren habe, zurückgeben.“ Auch Maria Grün aus Püttlingen hat vor vielen Jahren ihre Tochter verloren. „Doch bei der Trauer spielt es keine Rolle, wie lange ein Ereignis her ist“, weiß die 74-Jährige. „Ich möchte durch die Trauerbegleitung anderen etwas Gutes tun, sie begleiten, einfach da sein und Zeit schenken.“
Viele Teilnehmerinnen kommen aus der ehrenamtlichen Hospizarbeit, wo sie auch schon qualifiziert wurden. Die Trauerbegleitung erweitert für sie das Spektrum ihres Ehrenamts: „Der Schwerpunkt ist hier ein anderer. Im Hospiz begleiten wir die Menschen auf der letzten Station ihres Lebens. In dem Kurs hier blicken wir auf das, was danach kommt“, sagt Margarete Schilling. Die 63-Jährige, die in der stationären Jugendhilfe arbeitet, engagiert sich seit drei Jahren ehrenamtlich im St. Jakobus-Hospiz. „Im Kurs haben wir auch intensiv auf unsere eigenen Erfahrungen mit dem Thema Tod und unsere Wunden geschaut.“ Das sei sehr emotional gewesen: „Es sind viele Tränen geflossen, aber wir haben auch gelacht und Dankbarkeit gespürt.“
Mit 79 Jahren älteste Kursteilnehmerin ist Marie-Louise Innocent aus Saarbrücken. Durch die langjährige Pflege ihres inzwischen verstorbenen Mannes kam sie vor zehn Jahren als ehrenamtliche Hospizhelferin zum St. Jakobus-Hospiz in Saarbrücken. „Es tut mir gut, noch mal etwas Neues zu lernen“, sagt sie. Ihre wichtigste Erkenntnis nach Kursabschluss: „Es ist mir noch einmal sehr bewusst geworden, dass man im Gespräch sehr vorsichtig mit den eigenen Einstellungen und Vorurteilen sein muss. Die helfen nämlich nicht. Man muss viel Freiraum schaffen, damit Trostsuchende ein offenes Ohr finden.“ Maria Grün ergänzt: „Das Wichtigste ist, dass wir zuhören, nichts vorgeben. In dem wir Zeit schenken, ergibt sich daraus alles weitere.“ Alle vier fühlen sich durch den Kurs bereichert: „Wir nehmen sehr viel für uns persönlich mit für unseren eigenen Umgang mit Tod und Trauer.“
„Ihr habt Talente und Begabungen in den Kurs eingebracht. In der Ausbildung wurde diese Anlage professionalisiert. Ihr habt euch viele neue Werkzeuge erarbeitet, die ihr nun anwenden könnt, um Trauernde noch reflektierter zu begleiten“, sagte Hospizakademie-Leiter Jürgen Zapp. Im Namen der Veranstalter dankte der Neunkircher Dekan Clemens Kiefer den 13 Absolvent*innen: „Sie sind ein Segen für die Menschen, die in Trauer zu Ihnen kommen. Sie sind auch ein Segen für die Kirche, denn es ist unsere zentrale Aufgabe, Menschen zu begleiten.“ Er merke in Gottesdiensten für Trauernde, wie groß das Bedürfnis sei, über das Erlebte zu sprechen – hier müsse Kirche besser werden. Auch Gemeindereferentin Heidelinde Bauer betonte: „Wir werden immer weniger Hauptamtliche. Um Angebote aufrechtzuerhalten, müssen wir Ehrenamtliche qualifizieren.“ So ist geplant, den Qualifizierungskurs im nächsten Jahr erneut anzubieten.