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Erster Seliger Estlands stammt aus dem Bistum Trier :Das Zeugnis wirkt in Gegenwart und Zukunft 

Der aus dem Bistum Trier stammende Jesuit und Erzbischof von Tallinn, Eduard Profittlich, ist am 6. September in der estnischen Hauptstadt seliggesprochen worden.
Zahlreiche Menschen kamen zum Seligsprechungsgottesdienst
Datum:
8. Sept. 2025
Von:
Judith Rupp

Trier – Der aus dem Bistum Trier stammende Jesuit und Erzbischof von Tallinn, Eduard Profittlich, ist am 6. September seliggesprochen worden. Den Gottesdienst in der estnischen Hauptstadt, bei dem Bischof Stephan Ackermann zu den Konzelebranten gehörte, leitete als päpstlicher Delegat der emeritierte Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn. 

Schönborn erinnerte in seiner Predigt daran, dass vor der Seligsprechung eine ganze Nacht lang mehr als 23.000 Namen von Menschen vorgelesen wurden, die in sowjetischen Gefängnissen und Lagern starben. „Hinter jedem Namen steht eine Geschichte, ein Name, ein Herz, ein Mensch. Alle diese Namen sind in Gottes Hand geschrieben.“ Einer der Namen war: Eduard Profittlich. „Seinetwegen werden die anderen auch nicht vergessen werden.“ Der Jesuit habe sich bewusst dafür entschieden, die ihm anvertrauten Gläubigen nicht zu verlassen, obwohl er wusste, dass das in den Tod führt. Der letzte Brief an seine Familie, der beim Gottesdienst zum Altar gebracht wurde, habe ihn sehr berührt, sagte der Kardinal, denn darin werde klar, dass Profittlich diese Entscheidung nicht mit Angst, sondern Freude getroffen habe. Die Entscheidung sei getragen gewesen vom Gebet der Gläubigen für ihren Bischof. 

Krieg ist wieder bittere Realität 

Kardinal Schönborn neben dem Bild des Seligen Eduard Profittlich

Eine Seligsprechung sei nie nur auf eine Person fokussiert, betonte Schönborn. Im Zitat des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. „Wer glaubt, ist nie allein“ werde deutlich, dass dieser Akt alle einschließe, die die Seligen in ihrem Leben begleitet hätten. Schönborn hob hervor, dass zu Profittlichs Zeit, der Zeit von Hitler und Stalin, Konzentrationslager und Gulags schreckliche Realität und Ausdruck äußerster Menschenverachtung gewesen seien. Heute stünde die Welt in einer Zeit, in der diese alten Wunden wieder aufrissen: „Der Krieg ist wieder bittere Realität, vor allem in diesem Teil der Welt.“ Er wiederholte das Wort des verstorbenen Papstes Franziskus vom „dritten Weltkrieg in Einzelstücken“ angesichts der vielen Kriege und Krisenherde in der Welt. Das Zeugnis Profittlichs erlange in dieser Situation besondere Bedeutung; es zeige den Weg auf für Christen in Zeiten der Bedrängnis, sagte Schönborn. Die von Profittlich überlieferten Worte berührten ihn sehr, weil sie erfüllt seien “von dem Trost und der Freude, die nur von Gott selber kommen können”. Schönborn schloss die Predigt mit den Worten: „Seliger Eduard Profittlich, bitte für uns!“ 

Bischof Ackermann gratulierte beim Empfang des Erzbischofs von Tallinn, Philippe Jourdan, der katholischen Kirche in Estland sehr herzlich zur Seligsprechung Profittlichs und drückte seine Freude darüber aus, dass „wir heute die Liturgie der Seligsprechung miteinander feiern konnten”. Es sei berührend, „die Anteilnahme der Menschen zu spüren und die Intensität der Feier zu erleben”. Im Bistum Trier sei man dankbar und stolz, dass der Geburtsort des seligen Bischof Eduard sich dort befinde und „der Grundstein für seinen Glauben und seine Berufung im Bistum Trier gelegt worden ist”, auch wenn ein christliches Lebenszeugnis sich natürlich aus vielen Quellen speise.  

„Wir schauen mit großem Respekt auf das Lebenszeugnis des seligen Eduard” 

Bischof Ackermann war Konzelebrant beim Seligsprechungsgottesdienst

Dass Profittlich 1940, als Estland von der Sowjetunion besetzt wurde, nicht wie die meisten Angehörigen der deutschen Minderheit das Land verlassen habe, habe sicher mit seinem Verständnis des Bischofsamts zu tun, sei aber nicht nur pastorale Pflichterfüllung gewesen: „Der Entschluss zu bleiben, war sicher auch ein Ausdruck für die Nähe und Zuwendung, die er von den Gläubigen hier in Estland erfahren hat. So schauen wir mit großem Respekt auf das Lebenszeugnis des seligen Eduard, aber ebenso auf das Zeugnis der Gläubigen hier in Tallinn und in ganz Estland.”  

Bischof Profittlich sei aus seiner Heimat im Westen Europas aufgebrochen, um die Menschen im Osten und Norden Europas in ihrem christlichen Glauben zu stärken. „Heute gibt der Blick auf sein Leben und sein Zeugnis uns, den Menschen in seiner Heimat Deutschland, Bestärkung.” Bischof Ackermann sagte, er hoffe, dass die Verbindungen, die in den Jahren des Seligsprechungsprozesses zwischen Tallinn und Trier gewachsen seien, fortleben: „Denn so ist das in der Kirche: Selbst die Toten haben in der Kraft des lebendigen Christus die Kraft, hineinzuwirken in unsere Gegenwart und unsere Zukunft.” 

Strahlkraft über die katholische Gemeinschaft hinaus 

Delegation aus dem Bistum Trier: (vlnr) Florian Dienhart, Bischof Ackermann, Tim Sturm, Judith Rupp und Thorsten Hoffmann

Bischof Ackermann ist mit einer kleinen Delegation aus dem Bistum nach Tallinn gereist und traf dort unter anderem auf eine Gruppe der Malteser aus dem Bistum Trier, eine Gruppe aus der Pfarreiengemeinschaft Grafschaft mit Pfarrer Alexander Burg sowie Angehörige des neuen Seligen und Menschen, die den Seligsprechungsprozess begleitet haben. Gemeinsam wurden die Gruppen aus Deutschland am Vorabend der Seligsprechung vom deutschen Botschafter in Tallinn, Jan Scheer, empfangen. 

Für den Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Grafschaft, Alexander Burg, ist es schon der zweite Besuch in Tallinn in diesem Jahr. Für den ursprünglich anberaumten Termin im Mai, der wegen des Konklaves ausgesetzt wurde, hatte er sich mit einer 50-köpfigen Gruppe aus der Heimat Profittlichs in Estlands Hauptstadt aufgehalten. Nun ist er mit vier Personen nochmal wieder gekommen: „Ich war schon im Mai begeistert von Land und Leuten, deshalb bin ich froh, dass ich jetzt bei der Seligsprechung mit meiner kleinen Gruppe dabei sein kann.“ Er sei beeindruckt von der großen Verehrung für den Märtyrer Profittlich, die in Tallinn und Estland zu spüren sei: „Die Strahlkraft Profittlichs geht weit über die knapp ein Prozent Katholiken im Land hinaus.“ 

Der Gedenktag für den Seligen Eduard Profittlich ist der 21. Februar. Bischof Ackermann wird beim Vatikan beantragen, diesen Tag im Bistum Trier liturgisch feiern zu dürfen. In der Jesuitenkirche Trier, der Seminarkirche des Bischöflichen Priesterseminars, in dem Profittlich eine Zeitlang war, ist ein Gedenkort für neuen Seligen eingerichtet.  

Weitere Informationen sind unter www.profittlich.eu zu finden; dort ist auch der Link zum Seligsprechungsgottesdienst eingestellt. 

Impressionen von der Seligsprechung von Erzbischof Eduard Profittlich

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