Neuer Leiter am Willi-Graf-Gymnasium:Ehemaliger Schüler ist jetzt der Chef

Saarbrücken – Christian Dahlke ist neuer Schulleiter des bischöflichen Willi-Graf-Gymnasium in Saarbrücken. Der 40-Jährige folgt auf Stefan Kilz, der im Juli in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Für die Bistumsschule ist Dahlke kein Unbekannter: Seit 2018 war der Geschichts- und Religionslehrer stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums.
„Ich habe selbst am Willi-Graf-Gymnasium mein Abitur gemacht. Mich reizt die Chance, meine ehemalige Schule an zentraler Stelle mitgestalten zu können“, nennt Christian Dahlke seine Motivation, sich um die Schulleitung zu bewerben. Darüber hinaus sei es für ihn wichtig, dass es sich bei dem Gymnasium um eine katholische Schule handelt: „Hier kann ich meine Spiritualität und Religiosität miteinbringen“, sagt Dahlke, der auch als Diakon mit Zivilberuf in der Pfarrei St. Christophorus Saarbrücken für das Bistum tätig ist. „Ich halte katholische Schulen für wahnsinnig wichtig in einer zunehmend säkulareren Gesellschaft und insbesondere in einer säkularen Stadt wie Saarbrücken“, sagt der gebürtige Saarbrücker. „Für viele ist die Schule der letzte Ort der Gottesbegegnung, an dem sie mit Glauben in Berührung kommen und Religiosität oder Spiritualität entwickeln können.“ Seit Jahren sei die Schule ein gut nachgefragtes Gymnasium in Saarbrücken und der Umgebung. Dies beizubehalten, sei ihm ein wichtiges Anliegen. „Unsere Stärke als katholische Schule ist, alles zu tun – um gemäß dem Motto der Bistumsschulen: Den ganzen Menschen bilden, nicht nur eine Wissensfabrik zu sein, sondern Werte zu vermitteln im Geiste Willi Grafs und Jesu.“ Dies geschehe auch durch das Engagement des Schulpastoralteams, dem er angehört: Durch regelmäßige Schulgottesdienste, Frühmessen mit Frühstück im Advent und der Fastenzeit, Projekten zum Namensgeber Willi Graf, einer engen Kooperation mit der Kirche der Jugend eli.ja, der Laufpass-Aktion für die Bolivienpartnerschaft oder der Martins-Gans-Aktion. Im November werde zudem ein Requiem für verstorbene Schülerinnen und Schüler und Kolleginnen und Kollegen gefeiert.
Als weiteres Ziel nennt er den Blick auf Europa. „Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler zu mündigen und kritischen Bürgern erziehen, die selbständig denken – in einer europäischen oder globalen Perspektive, nicht eingeengt auf die deutsche Sichtweise“, sagt Dahlke, der selbst die deutsche und brasilianische Staatsbürgerschaft hat. „Wir wollen hier den europäischen Gedanken weitergeben.“ Dies geschehe bereits durch viele Austauschprogramme etwa mit Spanien, Frankreich und Dänemark. Hier sollen weitere Schritte folgen – angedacht sei ein Austausch mit Polen.
Bleiben werde in jedem Fall der musische Schwerpunkt – das Willi-Graf-Gymnasium ist zertifiziert als „Musizierende Schule“ – mit den Bläser- und Streicherklassen, zahlreichen Kreativangeboten im Bereich Kunst und Theater. „Wir möchten, dass Schülerinnen und Schüler auf ganz vielen Ebenen ihre Interessen auch jenseits des klassischen Unterrichts einbringen können.“
Für das gesamte Kollegium spiele die weitere Beschäftigung mit dem Namensgeber und Widerstandskämpfer Willi Graf eine große Rolle. Bereits ab Klasse 5 werde durch jährliche Besuche der Großnichte Juliane Baez den Kindern das Leben Grafs nähergebracht. Gemeinsam besuchen sie sein Grab. Seit diesem Schuljahr sind die Willi-Graf-Schulen im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, was einen konsequenten Einsatz für mehr Miteinander und gegen Diskriminierung voraussetze. So beteilige sich die Schulgemeinschaft aktiv am Holocaust-Gedenktag und an interreligiösen Projekten.
„Mein Wunsch ist, dass die Schulfamilie für alle, die hier einen Großteil ihres Tages verbringen, ein Ort des Respekts und der Geborgenheit bleibt“, sagt Dahlke. Bleibt neben Beruf, Diakonat und Familie noch etwas Zeit, liest Christian Dahlke gerne oder geht mit seiner Kamera raus in die Natur. „Ich habe ein Faible für alte, verlassene Gebäude, die sogenannten lost places.“