75 Jahre Marienschule Saarbrücken:Ein Ort, der stark macht


Saarbrücken – Die Anfänge 1950 waren bescheiden: Als höhere Mädchenschule mit gerade einmal 27 Schülerinnen und drei Dominikanerinnen gestartet, ohne eigenes Schulgebäude, besuchen die Marienschule in Saarbrücken heute, 75 Jahre später, rund 800 Schülerinnen und Schüler, die von über 60 Lehrkräften unterrichtet werden. Grund genug, das 75. Jubiläum mit einem Gottesdienst und Festakt mit Ehrengästen in der Ludwigskirche sowie einem großen Schulfest gebührend zu feiern.
„Anfangs waren Schülerinnen in einem Raum im Ludwigsgymnasium untergebracht – damals eine reine Jungenschule. Damit sich Mädchen und Jungen nicht begegneten, gab es zeitversetzte Pausen“, warf Schulleiter Peter Jochum einen Blick in die Geschichte. Mit der Schulgründung knüpften die Dominikanerinnen an die Tradition der Ursulinenschule an, die 1895 ins Leben gerufen wurde und 1938 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Zum 1. August 1994 übernahm das Bistum Trier die Trägerschaft vom Institut St. Dominikus in Speyer. „Wir sind sehr froh, dass wir damals die Trägerschaft übernommen haben, weil wir mit der Marienschule eine sehr gute Schule haben, in der sich auch die Schülerinnen und Schüler sehr wohl fühlen“, sagte der Leiter des Bereichs Kinder, Jugend und Bildung im Bischöflichen Generalvikariat Matthias Struth.
Einen authentischen Blick in die Anfangsjahre der Schule gab Christa Feneberg, die 1959 als eine der ersten ihr Abitur an der Marienschule ablegte. „Es war eine ganz andere Zeit, geprägt von Polio-Epidemien und der Volksabstimmung über das Saarstatut im Oktober 1955. Aber die Marienschule war fortschrittlich: Auch wir Mädchen hatten schon Sport- und sogar Schwimmunterricht“, blickte sie zurück, „wir hatten ganz tolle Lehrerinnen.“ So habe eine Ordensschwester extra einen Fernseher organisiert, damit die Schülerinnen 1953 die Krönung Elisabeths II. mitverfolgen konnten. „Was war das Schönste an ihrer Schulzeit?“, fragte ein Schüler. „Alles – die ganze Schulzeit! Die Schule hat mir den Grundstock für mein Leben gegeben. Es war fantastisch!“
Ein Schatz in der Landeshauptstadt

Wie blicken das Saarland, die Stadt Saarbrücken und das Bistum Trier auf 75 Jahre Marienschule? Das wollten Schülerinnen und Schüler in einer Talkrunde mit Bildungsstaatssekretärin Jessica Heide, Oberbürgermeister Uwe Conradt und der Leiterin der Schulabteilung Kerstin Schmitz-Stuhlträger wissen. „Das Besondere an den konfessionellen Schulen ist der ganzheitliche Bildungs- und Erziehungsansatz“, sagte Staatssekretärin Heide, die im Jahr 2000 an der Marienschule ihr Abitur ablegte. Konfessionelle Schulen trügen zur Vielfalt in der Bildungslandschaft bei. „Die Marienschule ist etwas Besonderes und ein Schatz in unserer Stadt. Sie ist Ausdruck eines lebendigen Christentums“, bekannte Oberbürgermeister Conradt, ebenfalls Absolvent der Marienschule. „Die Marienschule und ihr als Schulgemeinschaft seid wichtig für die Kirche. Ihr seid ein Ort von Kirche, an dem jeden Tag Glauben gelebt wird und die Frage nach Gott gestellt wird. Wir sind dankbar, dass wir solche Orte haben“, sagte Schmitz-Stuhlträger.
Den Blick auf die Rolle katholischer Schulen in der heutigen Zeit richtete Schulleiter Jochum in seiner Rede und zitierte aus dem Festvortrag des Trierer Religionspädagogen Franz Wendel Niehl anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Marienschule: „Kennzeichen der katholischen Schule sind nicht nur die Gottesdienste und die Bewahrung christlicher Traditionen (…), sondern die Tatsache, dass die Schule ein Ort ist, wo der Alltag so menschlich und so liebenswürdig verläuft, dass er eine Stärkung der hier lebenden Menschen bedeutet.“ Er wünsche sich für die nächsten 25 Jahre bis zum 100. Geburtstag, „dass dieses Wörtchen liebenswürdig ein Prüfstein ist für unseren Umgang miteinander im Schulalltag. Sind wir miteinander liebenswürdig, machen wir den anderen stark?“
Menschen stärken als Kernauftrag von Kirche

Den Menschen stärken – das sei ein Kernauftrag von Kirche und kirchlichen Schulen, bekannte auch Matthias Struth. Er plädierte dafür, sich gegenseitig zu stärken und wertzuschätzen. „Wenn wir andere wertschätzen, machen wir sie stark und werden dadurch selbst gestärkt.“ Gott schenke diese echte Wertschätzung durch sein Wort, die Sakramente und die Menschen, die er uns zur Seite stellt. „Schülerinnen und Schüler von Bistumsschulen werden durch Menschen, Lehrkräfte und andere Mitarbeitende, gestärkt und befähigt, freie, selbstbewusste und tolerante Menschen zu werden und können den Glauben als Kraftquellen für ihr Leben entdecken.“ Damit ausgestattet, könnten sie sich für Gerechtigkeit weltweit einsetzen.
Musikalisch gestaltet wurde die Feier durch das junge Blasorchester unter der Leitung von Alexander Degel und durch den Schulchor unter der Leitung von Clemens Anstett. Im Anschluss feierte die Schulgemeinschaft und zahlreiche Ehemalige mit zahlreichen Aktionen wie Sport- und Spielstationen, Musikaufführungen, Cocktails, Kuchen und Hot Dogs auf dem Schulgelände weiter.