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Bistumsweiter Auftakt Lebenswirklichkeiten in Mainz :Entscheider tauchen in das Leben anderer ein  

Rund 80 Personen nahmen teil an der Auftaktveranstaltung von "Lebenswirklichkeiten", einem Programm für mehr gesellschaftliche Teilhabe.
Teilnehmende und Verantwortliche des Konzepts Lebenswirklichkeiten trafen sich zur Auftaktveranstaltung in Mainz.
Datum:
11. Sept. 2025
Von:
Julia Fröder

Mainz/Trier/Saarbrücken/Koblenz – „Dass Menschen sich begegnen, die sich sonst in ihrer Alltagsrealität nicht treffen“, mit diesen Worten hat der Vorsitzende des Caritasverbands für die Diözese Trier, Domkapitular Benedikt Welter, am 9. September das Konzept von „Lebenswirklichkeiten“ beschrieben. Zur Auftaktveranstaltung des gemeinsamen Programms des Diözesancaritasverbandes Trier und des Bistums Trier waren fast 80 Personen in das Landtagsrestaurant in Mainz gekommen. „Lebenswirklichkeiten“ ist ein Programm für mehr gesellschaftliche Teilhabe, das bereits zum dritten Mal umgesetzt wird und Verantwortliche aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft zur Teilnahme einlädt. Schirmherr ist der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering. 

Die „Gäste“ werden in den Monaten Oktober und November an einem sogenannten „Exposure“-Tag ihre berufliche Rolle ablegen und Menschen in unterschiedlichen Begegnungsräumen kennenlernen. Sie werden dabei von einem erfahrenen Team begleitet. Es beteiligen sich 16 Einrichtungen und soziale Dienste in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und dem benachbarten Frankreich, wie das „Schöppche“ in Neuwied, die Möbelbörse in Kirchen, der Bürgerservice in Trier, die Erwerbslosenhilfe Püttlingen oder die Wärmestube in Saarbrücken. „Menschen, die in Behörden, Ministerien oder in der Kirche Verantwortung tragen, erleben eine andere Welt“, berichtet Welter. Er selbst hat mehrmals an dem Programm teilgenommen und sei jedes Mal durch neue Betrachtungsweisen und eine Erweiterung seines Herzens bereichert worden. 

Programm dient der Demokratieförderung 

Als Landtagspräsident habe er gerne die Schirmherrschaft für das Programm übernommen, so Hering. „Lebenswirklichkeiten ermöglicht analoge Räume, in denen sich Menschen respektvoll begegnen können, dies sei ein Wesensmerkmal der Demokratie. „Daher ist das Programm eine grandiose Idee.“ Der Wissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Merkel griff diesen Aspekt in seinem Vortrag mit dem Titel „Zerbrechlichkeit: Was unsere Demokratie jetzt braucht…“ auf. Dabei blickte er auf Faktoren, die die Resilienz der Demokratie bedrohen, aber auch stärken. Es gelte, „sich dynamisch anzupassen, ohne die eignen Normen aufzugeben“. Merkel nahm Politikerinnen und Politiker in die Pflicht: „Es kommt darauf an, die Leute zu überzeugen und sie zurückzugewinnen. Doch mein Eindruck ist, dass die demokratischen Parteien müde und ideenlos geworden sind“ und er sei überzeugt: „Eine Demokratie rettet man nicht, indem man eine Partei verbietet.“ Doch auch die Zivilgesellschaft sei gefragt in einer Zeit, in der Vereine, Verbände und Kirchen an Bindungskraft und ihre zentrale Aufgabe als Brückenbauer verlören. Das Programm „Lebenswirklichkeiten“ setze hier an und könnte durch Begegnungsräume Schule der Demokratie sein. 

Prominente Teilnehmende 

Fast 40 Personen haben sich für „Lebenswirklichkeiten 2025“ angemeldet. Neben dem rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Hering wird auch seine saarländische Kollegin, Heike Winzent, mit dabei sein. Ihre Teilnahme zugesagt haben aus Rheinland-Pfalz Ministerin Dörte Schall und Minister Sven Teuber, ferner die SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler, der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion Marcus Klein, die Fraktionsvorsitzende der Grünen Pia Schellhammer sowie Parlamentarier aus der Fraktion der FDP und aus der Gruppe der Freien Wähler die Abgeordnete Lisa-Marie Jeckel. Aus dem Saarland wird unter anderem der sozialpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Hermann Scharf, die Vizepräsidentin des Landtages Dagmar Heib und die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion Martina Holzner teilnehmen. Die Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Trier Dr. Elfriede Franz, die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes Eva Maria Welskop-Deffaa und Weihbischof em. Franz Josef Gebert werden ebenfalls einen Tag in einer anderen Lebenswirklichkeit verbringen.  

Hintergrund: Das Programm „Lebenswirklichkeiten“ findet in Zusammenarbeit mit dem Diözesan-Caritasverband Trier, dem Bistum Trier und dem Exposure- und Dialogprogramm (AGIAMONDO) statt. Mit dem Exposure-Programm möchten die Caritas und das Bistum die Möglichkeit schaffen, sich anderen Lebenswirklichkeiten auszusetzen (to expose = aussetzen). Entscheidungsträger*innen aus Politik, Kirche, Verwaltung, Justiz, Wirtschaft und Gesellschaft können als Gäste auf unterschiedliche Menschen treffen, denen sie sonst im Alltag nicht begegnen würden. Das Programm Lebenswirklichkeiten ist markenrechtlich geschützt und wird gefördert aus Mitteln der Aktion Mensch. 

Impressionen der Auftaktveranstaltung

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