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Neuer Vorstand gewählt:Generationenwechsel bei der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes

Nach über fünf Jahrzehnten engagierter Leitung hat der katholische Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft (CJAS), Prof. Dr. Herbert Jochum, den Vorsitz niedergelegt.
Der Geschäftsführer der Synogogengemeinde Saar Evgenij Mrinski überreicht Professor Herbert Jochum die Friedrich-Schlomo-Rabbiner-Rülf-Medaille.
Datum:
11. Juli 2025
Von:
Ute Kirch
Patrick Wilhelmy, Thomas Altmaier, Christine Unrath, Evgenij Mrinski und Prof. Herbert Jochum (von links).

Saarbrücken – Nach über fünf Jahrzehnten engagierter Leitung hat der katholische Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft (CJAS), Prof. Dr. Herbert Jochum, den Vorsitz niedergelegt. In Anerkennung seines außergewöhnlichen Einsatzes ernannte die Mitgliederversammlung der CJAS den 88-Jährigen am 17. Juni einstimmig zum Ehrenvorsitzenden. Jochum, der sich in einer Rehabilitationsmaßnahme befindet, ließ herzliche Grüße übermitteln. Die evangelische Vorsitzende, Pfarrerin Christine Unrath, verabschiedete sich ebenfalls aus dem Amt; beide wurden von den Anwesenden mit großem Dank und lang anhaltendem Applaus gewürdigt.

Zum neuen katholischen Vorsitzenden wählte die Versammlung einstimmig Thomas Mann, Direktor des Instituts für Lehrerfort- und -weiterbildung (ilf) Saarbrücken. Pfarrer Tim Jochen Kahlen, Referent der Evangelischen Kirche im Rheinland, wurde zum neuen evangelischen Vorsitzenden bestimmt. Der jüdische Vorsitzende Evgenij Mrinski, Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar, wurde ebenso im Amt bestätigt wie Patrick Wilhelmy (stellv. kath. Vorsitzender), Ricarda Kunger (stellv. jüdische Vorsitzende) und Thomas Altmayer (Kassenwart).

Zu den Verdiensten des Theologen und Judaisten Jochum zählen hunderte Vorträge und Seminare zu jüdischer Geschichte, Philosophie, Kultur und Religion, zum Thema Antisemitismus, zur Geschichte des Staates Israel und zum Nahostkonflikt. Er organisierte über 40 Gruppenreisen – auch für Schülerinnen und Schüler – nach Israel, erforschte das Leben und das Werk Schlomo Rülfs, dessen Erinnerungen er herausgab, und war Ideengeber des seit 2013 nach dem Rabbiner benannten Platzes in der Saarbrücker Innenstadt. Jochum kuratierte mehrere bedeutende Ausstellungen. „Ecclesia und Synagoga“ über das Verhältnis von Christentum und Judentum in der kirchlichen Kunst zeigt konfliktreiche Verhältnis dieser beiden Religionen und war in mehr als70 deutschen Städten sowie mehreren europäischen Ländern zu sehen. Darüber hinaus setzte er sich für den Erhalt der 16 jüdischen Friedhöfe im Saarland und deren Erforschung ein. 

Interreligiöses Sportfest in Planung

Verleihung der Schlomo-Rülf-Medaille in St. Wendel: Armin Lang, Prof. Herbert Jochum, Ursula Roth, Kurt Stiefel,

Ein weiterer bewegender Moment war die Ernennung von Ursel Roth (91) zum Ehrenmitglied. Roth ist seit vielen Jahrzehnten eine engagierte Begleiterin der CJAS und zeigte sich bei der Verleihung tief gerührt.

Darüber hinausblickten bei der Versammlung die Mitglieder zugleich auf ein lebendiges Jahr interreligiösen Engagements zurück: So fand die 24-Stunden-Klangstele zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz zum ersten Mal in der Saarbrücker Synagoge statt, Schülerinnen und Schüler – darunter auch eine muslimische Schülerin – wirkten an diesem Tag bei der Gedenkstunde des Landtags mit. Prof. Dr. Herbert Jochum wurde mit der Schlomo-Rülf-Medaille sowie mit der Bistumsmedaille ausgezeichnet. Es fanden interkulturelle Begegnungen statt, etwa mit dem israelischen Komponisten Tsvi Avni und der Band ATEMPO.

Für die kommenden Monate sind bereits neue Projekte geplant – darunter erneut die 24-Stunden-Klangstele am 27. Januar 2026 sowie ein erstes jüdisch-christlich-muslimisches Sommer-Sportevent am 21. September 2025 auf dem Gelände der Willi-Graf-Schulen.

Die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft lädt weiterhin alle Interessierten zur Mitwirkung ein: „Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen ist interreligiöser Dialog keine Option, sondern eine Notwendigkeit“, betonte der neue Vorstand. Die CJAS versteht sich als Plattform für Verständigung, gemeinsames Erinnern und aktives Gestalten einer friedlichen Zukunft.