Jugendliche pilgerten durch die Nacht auf der Route Echternach nach Luxemburg :Grenzüberschreitende Freundschaft bei Springprozession gepflegt

Echternach/Trier – In Fünferreihen zu Polkamelodien springend durch die Straßen ziehen: Was sich zunächst wenig nach Kirche und Pilgern anhört, ist seit Jahrhunderten Wallfahrts-Tradition im luxemburgischen Echternach. Die Echternacher Springprozession hat es sogar auf die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit geschafft und zieht jährlich am Dienstag nach Pfingsten Tausende Pilgerinnen und Pilger aus Luxemburg und den Nachbarländern Deutschland und Belgien an. Während die Ursprünge der Wallfahrt bis ins Mittelalter reichen, gibt es im Bistum Trier eine immerhin Jahrzehnte alte liebgewonnene Tradition, die in diesem Jahr eine Art „Revival“ gefeiert hat: die „Route Echternach“, eine Sternwallfahrt für junge Leute.
150 von ihnen haben sich dieses Jahr auf den Weg durch die dunklen Eifelwälder gemacht, bis sie nach verschiedenen Stationen im Morgengrauen die St. Willibrord-Basilika in Echternach erreichten und sich vormittags der Springprozession anschlossen. Mit dabei: Jugendpfarrer Peter Zillgen, der seit einiger Zeit das Jugendhaus des Bistums leitet. „Ein Revival deshalb, weil wir dieses Jahr wirklich wieder viele Gruppen dabei hatten und es eine richtige Sternwallfahrt war. Es kamen junge Leute aus Saarburg, Wittlich, Trier und eine Gruppe des Gymnasiums Biesdorf. Den weitesten Weg hatte eine Gruppe von eli.ja aus Saarbrücken, die mit Jugendpfarrer Thomas Hufschmidt und Kaplan Christian Jager extra hierhergekommen ist“, erklärt Zillgen. Er selbst habe mit seiner Gruppe unterwegs Impulse zu den Themen „Kompass und Orientierung“, „Mut finden“ an der Hängeseilbrücke in Irrel, „Entscheidungen treffen“ im Wald oder auch „Hoffnung finden“ an der Liboriuskapelle bei Ernzen gestaltet.
Was ich mitnehmen konnte, war, dass man über die Wanderung hinweg mit sich selbst in Einklang kommen konnte, mit Problemen abschließen und in sich gehen konnte. Man konnte schauen, was bei einem selbst so ansteht.
Moritz aus Bergweiler
Für Florian Fascher (20) war die Nachtwallfahrt eine neue Erfahrung, die er aus seiner Heimat nicht so kenne, sagt er. Eleshema (21) aus Pakistan berichtete auf Englisch, dass ihr vor allem die Gemeinschaft unterwegs gut gefallen habe. Für den 14-jährigen Moritz aus Bergweiler war es eine Premiere auf der Route Echternach. „Was ich mitnehmen konnte, war, dass man über die Wanderung hinweg mit sich selbst in Einklang kommen konnte, mit Problemen abschließen und in sich gehen konnte. Man konnte schauen, was bei einem selbst so ansteht.“ Morgens feierten die jungen Leute gemeinsam mit dem Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters und dem Luxemburger Weihbischof Leo Wagener um 5.30 Uhr Gottesdienst in der Sankt Willibrord-Basilika, der unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ stand. Peters ging in seiner Predigt auf die Hoffnung ein, die ihn ganz persönlich im Leben trage. Diese Symbolik fand sich auch am Ende des Gottesdienstes, als die jungen Pilgerinnen und Pilger Teilstücke eines langen, geknüpften Hoffnungsbandes zur Springprozession mitnahmen. In Fünferreihen aufgestellt ging es ab 9.30 Uhr im Tanzschritt springend mit Tausenden Teilnehmenden aus 33 Gruppen, darunter übrigens auch Kinder der Grundschulen Mehren und Gillenfeld, durch die Straßen der Altstadt von Echternach zurück zur Basilika, wo Kardinal Jean-Claude Hollerich den Abschlusssegen erteilte.

Bereits am Vorabend (9. Juni) hatte Bischof Ackermann in der Eröffnungsandacht zu Ehren des hl. Willibrord und der Springprozession in Echternach gepredigt. 80 Jahre, nachdem die Wallfahrt nach Echternach nach dem Ende des 2. Weltkriegs wieder aufgenommen wurde, erinnerte der Trierer Bischof daran, dass es deutsche Soldaten waren, die auf dem Rückzug vor den Alliierten am 2. Weihnachtstag 1944 die Basilika gesprengt hatten, sodass sie in Trümmern lag und umfassend wieder aufgebaut werden musste. „Umso dankbarer sind wir Heutige für die gute Nachbarschaft, ja Freundschaft, die seitdem wieder gewachsen ist und für deren Pflege auch die Springprozession nicht wegzudenken ist.“ Mit Blick auf die politischen Herausforderungen, in denen die Länder Europas als einzelne und zusammen aktuell stehen, sagte Ackermann, diese Situation „muss uns anspornen, alle Anstrengungen zu unternehmen, damit die Grenzen zwischen den europäischen Nachbarländern offenbleiben und Nachbarschaft und Austausch ungehindert möglich bleiben, so wie wir Menschen hier in der Grenzregion dies schätzen.”
Für Bischof Ackermann ist die Teilnahme an den Feiern in Echternach auch ein fester Termin im Kalender. „Wenn wir in diesem Jahr zum Grab des hl. Willibrord pilgern, dann pflegen wir damit nicht nur eine regionale Tradition und ein Weltkulturerbe, sondern wir reihen uns ein in die große Pilgerbewegung des Heiligen Jahres, in dem wir uns befinden und das noch Papst Franziskus ausgerufen hat unter dem schönen Leitwort Pilger der Hoffnung.“