Langjähriger Trierer Domorganist geht in den Ruhestand:„Klingendes Gotteslob in Reinkultur“

Trier – Tiefer Dank und große Wertschätzung: So lassen sich die Worte anlässlich der Verabschiedung des Trierer Domorganisten Josef Still am 28. September 2025 auf einen Nenner bringen. Dompropst Weihbischof Jörg Michael Peters sagte im Hochamt, das Still zu Ehren besonders musikalisch gestaltet war, Musik sei „ein inniger Ausdruck unserer christlichen Hoffnung auf die Ankunft des Herrn“. Etwas von dieser Vorfreude habe Josef Still „mit viel Gespür, Herzblut und Ausdruckskraft“ vermittelt. Im Gottesdienst musizierten neben Still an der Domorgel der Trierer Domchor, der Kathedraljugendchor Trier, Sopranistin Antonia Lutz, die Kantorinnen Christina Elting und Brigitte Gabriel sowie Ulrich Krupp an der Chororgel unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Kiefer.
Schwalbennestorgel war Stills „zweites Wohnzimmer“

„Immer dem Anlass entsprechend, mit Feinsinnigkeit und großem Fleiß“ habe Still der Domgemeinde die ganze Bandbreite der kirchenmusikalischen Literatur zugänglich gemacht, so Peters. Die Schwalbennestorgel im Trierer Dom sei sein „zweites Wohnzimmer“ gewesen, ihr sei er eng verbunden, was sich nicht zuletzt daran gezeigt habe, dass er den 50. Geburtstag liebevoll vorbereitet habe – bis hin zum höchstpersönlichen Staubwischen.
Musikjournalist Johannes Adam, gebürtiger Saarländer, bescheinigte in seiner Laudatio dem scheidenden Domorganisten „Spielfreude und höchste Qualität im Dienst an der frohen, guten Botschaft“: „Sein Orgelspiel ist klingendes Gotteslob in Reinkultur“. Das liturgische Orgelspiel habe für Still höchste Priorität, „den Gemeindegesang geistreich zu begleiten, Atmosphäre zu erzeugen und sie aufzugreifen“. Still habe die Schwalbennesttorgel „mit ihren Farben und Möglichkeiten bestens genutzt“, habe sie gehütet und gepflegt. „Du hast den Menschen viel geschenkt“, resümierte der frühere Kulturredakteur der Badischen Zeitung.
Bereicherndes Wirken in der „Orgelstadt Trier“

Thomas Sorger, im Bischöflichen Generalvikariat Trier für die Kirchenmusik zuständig, würdigte Stills Verdienste als Orgelsachverständiger des Bistums und in der Ausbildung der Nachwuchsmusiker*innen als „begeisterter und zuverlässiger Lehrer“ . „Profunde Sachkenntnis, Fingerspitzengefühl und Geschick“ in der Kommunikation zeichneten Still aus. Dabei sei er nahbar und kooperativ, „gesegnet mit einem intelligenten und verschmitzten Humor“. Martin Bambauer, Organist an der dem Dom benachbarten Evangelischen Kirche zum Erlöser (Konstantinbasilika), erklärte, die kirchenmusikalische Ökumene sei in Trier schon lange ihrer Zeit voraus und sei in der Zusammenarbeit mit Josef Still auf ein neues Level gehoben worden. Still habe immer versucht, mit Weitsichtigkeit Verbindungen zu schaffen. Bambauer nannte Stills Engagement für die Stumm-Orgel in der Welschnonnenkirche und betonte: „Dein Wirken hat die Orgelstadt Trier bereichert.“
„Demut gepaart mit Spielfreude“

Thomas Kiefer, der dem Festakt zur Verabschiedung mit dem Kathedraljugendchor eine launige und sehr persönliche Note für den scheidenden Domorganisten gab, berichtete den Festgästen, wenn Josef Still eine Kirche betrete, gelte sein erster Blick dem Altar und er mache eine Kniebeuge zum Allerheiligsten hin. Diese Demut gepaart mit Spielfreude habe vermutlich Stills Motivation über die mehr als 30 Dienstjahre bewahrt. Dass die Spielfreude einher ging mit einer Mühelosigkeit, sei „Geschenk, Begabung, Talent“ eines Menschen, den Kiefer als „geduldig, kollegial und souverän“ beschrieb. Josef Still und die Schwalbennestorgel seien ein „perfect match zwei komplexer Persönlichkeiten“ gewesen. Den Aktiven der Dommusik sei Still immer ein souveräner und aufmerksamer Begleiter gewesen. Diese Wertschätzung verstärkte die Vertretung des Domchores mit einem großen Dank an ein „musikalisches Denkmal“.
Orgelspiel soll beten helfen
Josef Still äußerte seinen Dank an alle Weggefährtinnen und -gefährten und an die Gottesdienst- und Konzertbesucherinnen und -besucher. Nie habe er gedacht „jetzt muss ich schon wieder in den Dom“; nie sei sein Dienst zur Routine geworden. Die Schwalbennestorgel sei ein „perfektes Instrument“, die ihm geholfen habe, umzusetzen, was ihm wichtig war, nämlich, dass die Musik und das Orgelspiel „helfen soll, zu beten“.
Der 1959 in Deggendorf an der Donau geborene Josef Still hat Katholische Kirchenmusik und Orgel in München studiert sowie ein Aufbaustudium im Konzertfach Cembalo absolviert. Ab 1983 war er Kirchenmusiker und Dekanatskantor in Neu-Ulm. Seit 1994 war Still Organist am Hohen Dom zu Trier und Orgelsachverständiger im Bistum Trier. Zum 1. Oktober hat Marcel Eliasch seinen Dienst als Domorganist angetreten. Weitere Informationen sind unter Start | Dommusik im Bistum Trier zu finden.