Katholikenrat im Bistum Trier:Mehr Miteinander wagen

Trier/Saarwellingen – Wie kann Gemeinschaft gestärkt und in der Kirche mehr Begegnung zwischen den Menschen entstehen? Hierfür Ideen und Vorschläge zu entwickeln, hat der Sachausschuss „Zukunftsfragen der Kirche vor Ort“ des Katholikenrats im Bistum Trier zu seiner Hauptaufgabe erklärt. „Der Wunsch nach mehr Begegnung wird von vielen Gläubigen geäußert“, sagt der Sachausschuss-Leiter Bernhard W. Zaunseder aus Saarwellingen. Der 63-Jährige gehört seit acht Jahren stellvertretend für den Arbeitskreis Geistlicher Gemeinschaften dem Katholikenrat an und ist vergangenen Herbst zum zweiten Mal zum Vorsitzenden des Sachausschusses gewählt worden.
Zu oft sei in den Pfarreien der Ruf nach einem Hauptamtlichen zu hören, wenn es darum gehe, Angebote zu organisieren. „Wir glauben hingegen – und so sagt es auch das Abschlussdokument der Bistumssynode –, dass jeder Getaufte, also auch der Laie, den Auftrag und die Befähigung hat, für das Reich Gottes tätig zu sein“, sagt Zaunseder, der selbst Mitglied der Bistumssynode war. So sei es nur gut und konsequent, dass Laien inzwischen auch Beerdigungen leiten dürften. „Wenn es das noch nicht gäbe, müsste man es schleunigst erfinden!“ Auch angesichts weniger werdender Hauptamtlicher brauche es mehr engagierte Laien. „Früher hat man von einer selbstsorgenden Kirche gesprochen. Laien müssen dafür sorgen, dass es weitergeht, und sie können das auch“, sagt Zaunseder, der viele Jahre als Bildungsreferent und Ausbildungsleiter Jugend- und Erwachsenenbildung für das Bistum Trier arbeitete, aktuell als Vorstandsmitglied des Nationalvorstandes Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) abgeordnet ist.
Dem Sachausschuss „Zukunftsfragen Kirche vor Ort“, dem fünf Frauen und drei Männer angehören, gehe es nicht darum, Statements und Empfehlungen für den Bischof oder Gremien auszuformulieren. „Wir wollen Best-Practice-Beispiele aufzeigen und Empfehlungen für Pfarreien und Orte von Kirche geben, wie diese – angepasst an die individuelle Situation vor Ort – auch von anderen umgesetzt werden können“, sagt Zaunseder. Nicht jedes Projekt funktioniere an jedem Ort, dazu sei die Pfarreienlandschaft viel zu unterschiedlich: Manche lägen im sozialen Brennpunkt, andere in wohlhabenden Vierteln, in manchen Dörfern gebe es noch viele Elemente der Volkskirche, anderenorts befänden sich herkömmliche Strukturen in der Auflösung.
Der Schwerpunkt der Arbeit für die laufende Amtsperiode (2024 bis 2028) liege darin, Begegnungen zu fördern. Dass dies ein Wunsch vieler Gläubigen ist, habe etwa eine Umfrage in der Pfarrei St. Odilia Dillingen ergeben. „Die Menschen wünschten sich Treffen nach den Gottesdiensten und dass das Sozialcafé als Begegnungsort gestärkt wird.“ Dass dies funktioniere, zeige der Blick ins Ausland: „In vielen Kirchen ist es üblich, dass am Ende des Gottesdienstes der Leiter der Liturgie am Ausgang steht, den Menschen die Hand gibt und Gespräche führt.“ Hierzulande seien die Liturgen leider oft unter Stress und müssten direkt zur nächsten Veranstaltung. „Aber ein Beisammensein nach dem Gottesdienst muss nicht in der Verantwortung eines Hauptamtlichen liegen – Kaffeeausschenken kann jeder.“ Treffen nach der Messe seien früher üblich gewesen: „Wir haben uns als Jugendliche nach dem Gottesdienst im Pfarrheim getroffen, während die Älteren beim Stammtisch saßen“, erinnert sich Zaunseder. Zudem seien solche Zusammenkünfte für die Vernetzung innerhalb der Pfarrei wichtig: „Es ist nicht mehr so wie früher, dass jeder jeden kennt. Die unterschiedlichen Gruppen von der Krabbelgruppe über den Chor bis zum Seniorentreff kennen sich häufig nicht mehr.“ Daher sei es wichtig, dass bei den Treffen auch Vertretungen der pastoralen Räte seien, die Impulse aus den Gesprächen an Verantwortliche weitergeben könnten.
Treffen auch im Restaurant denkbar
Begegnungsort müsse nicht zwangsläufig eine Kirche sein. Der Sachausschuss will sich in der laufenden Amtsperiode mehrere solcher Begegnungsorte nach den Gottesdiensten anschauen. „In Schwarzenholz trifft man sich zum Beispiel im Restaurant“, nennt Zaunseder ein Beispiel. Am Anfang müsse die Frage stehen: Wo kann der Zugang gelingen? Wo kann man Leute erreichen, die keinen oder nur wenig Bezug zur Kirche haben, aber Interesse am Christentum haben und christliche Werte schätzen? Denn es sei genauso Aufgabe, für alle Menschen da zu sein, nicht nur denen, die der Kirche nahestehen.
Um die Impulse weiterzugeben und Hauptamtliche und Laien miteinander ins Gespräch zu bringen, organisiert der Sachausschuss regelmäßig Studientage, die sich an alle Interessierten richten. So gab es im März 2023 einen Studientag zum Thema „Was trifft den Nerv? Gemeinsam Kirche gerne (und engagiert) gestalten“. Neben Impulsvorträgen wurden Best-Practice-Beispiele aus dem Bistum vorgestellt. Nach Möglichkeit soll auch Ende der laufenden Amtsperiode ein solcher Austausch stattfinden.
Info: Der Katholikenrat
Der Katholikenrat fördert die apostolische Tätigkeit im Bistum und koordiniert die Kräfte des Laienapostolats – er ist damit das oberste „Laien-Gremium“ im Bistum Trier. Der Rat hat unter anderem die Aufgabe, die Entwicklungen im gesellschaftlichen, staatlichen und kirchlichen Leben zu beobachten und die Anliegen der Katholik*innen des Bistums in der Öffentlichkeit zu vertreten. Dem Katholikenrat gehören rund 40 Männer und Frauen aus den Pastoralen Räten und kirchlichen Verbänden delegierte sowie berufene Mitglieder an. Die Amtszeit des aktuellen Katholikenrates geht noch bis 2028. Der Rat hat vier Sachausschüsse gebildet: Zukunftsfragen Kirche vor Ort, Geschlechtergerechtigkeit, Ethik und Inklusion und Ländlicher Raum. Alle Informationen sind auch unter www.katholikenrat.bistum-trier.de zu finden.