Bischof Ackermann besucht Ehranger Café International:Solche Orte braucht es

Trier – „Wir kümmern uns hier nicht um die große Politik, wir kümmern uns um die Integration.“ So bringt Hans Casel, einer der Initiatoren des „Café International“ in Trier-Ehrang, die Motivation des Arbeitskreis Flüchtlinge auf den Punkt. Der Arbeitskreis hat Ende November sein 10-jähriges Bestehen gefeiert – und er wird auch weiterbestehen, zeigt sich Casel überzeugt. Denn: „Es braucht solche Orte auch heute noch!“ Das Konzept sei über die Jahre gewachsen, der Ausgangspunkt denkbar einfach: „Wir wollen denen helfen, die zu uns kommen, eine neue Heimat zu finden.“
Rund 20 Frauen und Männer begleiten Geflüchtete, die in den letzten zehn Jahren nach Ehrang gekommen sind. Sie helfen bei der Wohnungs- oder Jobsuche, gehen mit zum Arzt oder zu Behörden; sie geben Sprachunterricht, sind Lesepatinnen oder vermitteln hilfreiche Kontakte wie kürzlich für zwei syrische Ärzten zu einem früheren Trierer Chefarzt. Vor allem aber sind die Frauen und Männer da, trinken einen Kaffee mit denen, die zum ersten Mal Kontakt mit dem Arbeitskreis aufnehmen, reden mit den Geflüchteten aus Nigeria, Syrien, dem Sudan oder Afghanistan, hören sich ihre Sorgen an und überlegen zusammen mit ihnen, was sie brauchen, um gut leben zu können.
Café Internation als Ort der Begegnung

Zentrale Anlaufstelle dafür ist zweimal im Monat das Café International im Ehranger Pfarrheim. Gut 30 Menschen sind an diesem Montagnachmittag Mitte Dezember gekommen, sitzen zusammen und unterhalten sich, Kinder wuseln zwischen den Tischen umher. Mittendrin sitzt Bischof Stephan Ackermann. Und auch er hört erstmal einfach zu, was ihm die Menschen anvertrauen: Fluchterfahrungen, Probleme mit der Bürokratie, aber auch Erfolgserlebnisse im neuen Job oder dass sich auch religiös eine neue Heimat gefunden hat. Dass Ackermann selbst schon Länder bereist hat, aus denen die Menschen mit Fluchterfahrungen kommen, hören viele seiner Gesprächspartnerinnen und -partner mit Interesse.
Streit gibt es kaum hier, berichtet Casel – höchstens mal um das letzte Gebäckstück. „Diejenigen, die hierherkommen, wollen sich integrieren.“ Und dazu gehören neben den alltäglichen Herausforderungen, die zu bewältigen sind, auch anregende Angebote wie ein interreligiöses Friedensgebet oder Kunst und Kultur.
Thema Integration ganzheitlich im Blick

Ganzheitlich geht der Arbeitskreis das Thema Integration an, wie sich bei der anschließenden Sitzung zeigt, an der Bischof Ackermann ebenfalls teilnimmt. Der Rückblick auf das Jubiläum Ende November wirft die Frage auf, wie das Erreichte sichtbar gemacht werden kann. Einen Kurzfilm soll es geben, der die Erfolge dieser Arbeit mit Menschen zeigt: „Was wir hier tun, ist diakonische Kirchenentwicklung“, zeigt sich AK-Mitglied Gertrud Casel überzeugt. „Und dazu gehört auch, das Positive zu benennen und zu fördern.“ Das bekräftigt Helmut Steinmetz: „Die Diskussion um geflüchtete Menschen und Integration wird so oft nur auf negative Aspekte reduziert.“ Er will zeigen, was gut läuft – und deutet auf die Bilder, die an der Wand im Pfarrheim hängen: „Die Ausstellung hieß ‚Ehrang malt‘ – nicht etwa ‚Flüchtlinge malen‘“, betont er.
Besonders engagiert wird die Diskussion, wenn es um einzelne Menschen geht: Wer braucht was, welche Netzwerke können aktiviert werden, wer kennt jemanden, der helfen kann? Die Mitglieder im Arbeitskreis nutzen ihre Kontakte und knüpfen neue Verbindungen, etwa zur Ehrenamtsagentur. Bischof Ackermann sitzt in der Runde, hört zu, gibt aber auch Tipps, etwa für die Öffentlichkeitsarbeit. Erst als es an die Terminsuche für die nächste Sitzung geht, verabschiedet er sich – nicht ohne den Frauen und Männern herzlich zu danken, stellvertretend für die vielen Menschen, die sich seit vielen Jahren in der Arbeit mit und für Geflüchtete engagieren – denn, so hält Hans Casel fest: „Das Thema bleibt.“
Informationen und Kontaktmöglichkeiten sind unter www.ehrang.de/vereine/arbeitskreis-fluechtlinge zu finden.