Erstes Interreligiöses Sportfest in Saarbrücken:Sport als Schlüssel zur Verständigung

Saarbrücken. „Alle bereit? Dann One – Two – Three – und loooos!“ Auf das Kommando des Trainers hin versuchen zwei Jugendliche die Hand ihres Partners nach unten zu drücken. Anfeuerungsrufe füllen die Turnhalle der Saarbrücker Willi-Graf-Schulen. Armdrücken deluxe als Sport mit vollem Körpereinsatz, das sieht man nicht alle Tage. Beide geben alles, gewinnen kann letztlich nur einer. Wer es war, spielt nach Sekunden keine Rolle mehr. Am liebsten würden beide sofort nochmal ansetzen, aber die nächsten stehen schon bereit und möchten ihre Armmuskeln spielen lassen.
Der ungewöhnliche Sport ist der große Anziehungspunkt beim ersten Interreligiösen Sportfest in Saarbrücken. Nicht zuletzt liegt das auch am Enthusiasmus von Evgenij Mrinski. Er ist Trainer fürs Armdrücken beim jüdischen Sportverein des Saarlandes und stellt auch bei dem interreligiösen Begegnungsfest seine Sportart vor. Doch nicht nur das – er macht auch selbst mit, begeistert, feuert an. Mit Erfolg: Nicht nur Jungen, sondern vor allem einige Mädchen, viele mit Kopftuch, drängen sich um den speziellen Stehtisch mit Haltegriffen und Polstern, der beim Armdrücken-Sport genutzt wird.
Ein jüdischer Trainer trainiert muslimische Mädchen im Armdrücken – etwas, was sonst aufmerken lässt, ist an diesem Sonntag ein normales Bild. Fast 40 Kinder und Jugendliche zwischen zwei und 16 Jahren waren der Einladung der Religionsgemeinschaften im Regionalverband Saarbrücken gefolgt, um gemeinsam Spaß beim Sport zu erleben.
Ein Sportfest zur interreligiösen Verständigung? „Wir erleben, dass die Religionsgemeinschaften in Saarbrücken und Völklingen eigentlich sehr eng zusammenleben, aber im Alltag doch wenig miteinander zu tun haben“, berichtet Patrick Wilhelmy vom katholischen Bistum Trier, einer der Organisatoren. Das Team hätte ein Format gesucht, um Kinder und Jugendliche niedrigschwellig zusammenzubringen, „und das geht am besten beim Essen und beim Sport“, so Wilhelmy. Also kombinierten die Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, der Muslime und der Synagogengemeinde beides zum Interreligiösen Sportfest.
Trotz allem Wettkampfgedanken steht klar der Spaß im Vordergrund. Neben dem Armdrücken können sich die Jugendlichen auch in Basketball, Darts, Leitergolf, Seilhüpfen, beim Ringen und Torwandschießen miteinander messen. Am späteren Nachmittag gibt es noch ein großes gemeinsames Völkerballspiel. Geplante Aktivitäten unter freiem Himmel auf dem großzügigen Außensportgelände der Willi-Graf-Schulen mussten dagegen witterungsbedingt ausfallen. Das tut der Begeisterung der Teilnehmenden aber keinen Abbruch.
„Es ist spannend zu sehen, wie die Kinder die Grenzen ihrer Herkunftsgemeinschaften ganz schnell hinter sich lassen und hier gemeinsam Sport treiben“, freut sich Schulreferent Tim Kahlen, der auch evangelischer Vorsitzender der Christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft Saar ist. Ein Ziel der Veranstaltung ist also erreicht.
Damit das gemeinsame Essen nicht zu kurz kommt, wird draußen unter dem Vordach schon einmal kräftig gegrillt. Es duftet nach türkischen Hackbällchen, Maiskolben vom Grill und vielen Leckereien. Für jeden Geschmack und sämtliche Speisepläne ist gesorgt, ob halal oder koscher, vegan oder laktosefrei.
Das Interreligiöse Sportfest – ein krasser Kontrast zur weltpolitischen Lage. „Hier grillen jüdische und muslimische Eltern Seite an Seite für ihre Kinder, die in der Turnhalle zusammen Völkerball spielen“, sagt auch Kahlen. Das sei doch ein kleines Wunder. Eines, das im nächsten Jahr seine Fortsetzung finden könnte. Vielleicht dann auch bei schönem Wetter unter freiem Himmel.