GrAFiTi-CORE Festival: Neue Zugänge zum Glaubensbekenntnis :Von Liebe, Mobbing, kritischen Fragen und aktuellen Glaubensbildern

Trier – Am 12. Juni 2025 haben Schülerinnen und Schüler der Bischöflichen Förderschule St. Josef Trier, des evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Schweich, der Blandine-Merten-Realschule Trier sowie des Bischöflichen Angela-Merici-Gymnasiums Trier im Rahmen des Theater-Festival GrAFiTi-CORE ihre selbst erarbeiteten Theaterstücke zum Thema „Unglaublich. Ich glaube“ in der Aula der Grundschule am Dom in Trier präsentiert. Das Festival, das Theater, Theologie und inklusive Bildung verbindet, hat sich in diesem Jahr mit dem Jubiläum des Konzils von Nizäa befasst. In der Auseinandersetzung mit einem der Gründungstexte des Christentums, dem Glaubensbekenntnis von Nizäa, stellten die Schülerinnen und Schüler in ihren Stücken eindrücklich aktuelle Sinnfragen, eigene Glaubensbilder, Kritik an der Institution Kirche und gesellschaftliche Verantwortung in den Mittelpunkt.
So legten die Schülerinnen und Schüler der Förderschule St. Josef unter anderem einen Schwerpunkt auf Gemeinschaft und Zusammenhalt: In ihrem eindrucksvoll dargestellten „Religionsunterricht“ stellten sie die Frage nach Gott und ihrem Glauben. Und machten mit Gesang und Tanz deutlich, dass Gott auch in der Musik zu finden sei – und sie unter anderem daran glauben, dass es nur gemeinsam, in Freundschaft und Zusammenhalt, ginge. Die eigens für diesen Anlass gegründete Theatergruppe aus Schülerinnen und Schülern der 7. Klassen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Schweich fragte mit wirkungsvollen Szenen im Talkshow-Format nach Gott angesichts drängender Themen wie Krieg, Pflegenotstand oder auch Mobbing an Schulen sowie in Social Media und setzte „Gott auf die Anklagebank“.
Die Schülerinnen und Schüler der Blandine-Merten-Realschule nahmen das wichtige Thema der Inklusion etwa von Menschen mit Behinderung und LGBTQI+ in ihrer Aufführung auf. Mit berührend dargestellten Geschichten von Tom, einem Jungen mit Hörschädigung, der sich in einen anderen Jungen verliebt, und einem Mädchen, dem ihr geliebtes Stofftier, von der großen Schwester geschenkt, in der Schule abgenommen wird, machten sie deutlich, dass Mobbing alle angehe, und es gelte, sich klar dagegen zu stellen. Das Angela-Merici-Gymnasium beschäftigte sich kritisch mit Fragen nach Rolle und Stellenwert der Frau in der Kirche, Abtreibung und Verhütung wie auch dem Missbrauchsskandal. Die Schülerinnen der Jahrgangsstufe 11, die Darstellendes Spiel als Fach belegt haben, beeindruckten zum einen durch darstellerische Elemente, wie einem Theatervorhang aus Schauspielerinnen, sowie durch mehrere, miteinander verwobene Szenen, in denen sie die umstrittenen Themen eindrucksvoll auf die Bühne brachten.

Den Aufführungen war am Vorabend ein Austausch mit Bischof Dr. Stephan Ackermann vorausgegangen. „Ich finde es spannend, den Text des Glaubensbekenntnisses lebendig werden zu lassen im Schauspiel“, sagte der Bischof und ließ sich von den Schülerinnen und Schülern im Alter von elf bis 17 Jahren erklären, wie aus deren Ideen die Texte entstanden. Es gehe darum, wie sie das Glaubensbekenntnis interpretierten, erläuterte eine Schülerin und bestätigte: „Unsere Themen kommen in den Szenen vor.“ Bei der Erarbeitung der Stücke unterstützt wurden die Gruppen von Marc-Bernhard Gleißner, Regisseur, Dramaturg, Theaterpädagoge und Mitarbeiter im Bereich Kinder, Jugend und Bildung des Bistums Trier, der das Projekt betreut und geleitet hat.
Mehrtägiges Programm zur Auseinandersetzung mit dem Glauben

Pastorin Britta Lehmkuhl, Schulreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Trier, war beeindruckt, wie sich die Schülerinnen und Schüler dem Glaubensbekenntnis gestellt haben: „Es ist etwas ganz Besonderes, wie die Schülerinnen und Schüler dieses Thema so eindrücklich, berührend und aktuell in ihren Stücken auf die Bühne gebracht haben. Auch das macht Glauben aus – Glauben ist nicht starr, Glauben verändert sich, weil Glauben gelebt wird und immer wieder neu, auch kritisch, erfragt wird. Und dann bewegen kann – so wie auch die Aufführungen der Schülerinnen und Schüler!“
Das Projekt mit den Schülerinnen und Schülern war eingebettet in ein mehrtägiges Programm, in dem sich, wie Bischof Ackermann es vor der Premiere des Stücks „Unglaublich. Ich glaube...“ am 11. Juni sagte, Menschen „mit kreativen Ideen den 1.700 Jahre alten Text aneignen und in die heutige Zeit übersetzen“. Das Festival war am 10. Juni in der Trierer Herz Jesu Kirche gestartet mit dem Workshop „Fluid Boarders“ und einem Vortrag von Theologin Margit Eckholt über „Kontextuelle Theologie und Glaubensbekenntnis“, gefolgt von einem performativen Glaubensbekenntnis der Theatergruppe Kreuz&Quer. Tänzerin Hannah Ma präsentierte ihr Stück „Kosmos“ in der Herz Jesu Kirche. Den Abschluss bildete am 13. Juni eine Fortbildung für Lehrkräfte und Schüler*innen zu inklusiver Religionspädagogik und den Lebensfragen der so genannten „Generation Z“ (Jahrgänge von ca. 1995 bis 2010).
Patrick Wilhelmy, von Seiten der Schulabteilung des Bistums Trier für das Projekt verantwortlich, äußerte sich zufrieden: „Ich bin begeistert, welche Wirkung dieses exemplarische Projekt entfaltet hat, gerade in der Vernetzung mit nicht-kirchlichen Playern. Als Kirche ist es uns gelungen, dieses durchaus sperrige Thema ‚Glaubensbekenntnis‘ auf die Beine und die Bühne zu bringen, indem wir kreativ, innovativ und performativ arbeiten. So gelingt die intensive Auseinandersetzung mit theologischen Themen: Sie macht sprachfähig und ist für die jungen Menschen ein Beitrag zur Persönlichkeitsbildung.”
Auch Projektleiter Gleißner zog ein überaus positives Fazit: „Mit etwa 350 Besucher*innen war die Strahlkraft nach außen besser als erwartet. Es ist uns gelungen, dass sich Menschen mit dem Glaubensbekenntnis auseinandersetzen – auch Andersgläubige oder Agnostiker, die das Thema als existentiell wichtig benannt haben. Und gerade bei den Schülerinnen und Schüler hat mich berührt, wie fest und tief sie im Glauben drin sind. Durch das Projekt sind sie gewachsen und haben Selbstbewusstsein bekommen, weil ihre Auseinandersetzung mit Glauben und Welt wertgeschätzt wurde.“