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Malworkshop für ukrainische und deutsche Jugendliche:Wenn Zukunft verschiedene Gesichter hat 

Ein Malworkshop zum Thema „Zukunft“ mit dem Künstler Uwe Appold bringt deutsche und ukrainische Schülerinnen und Schüler zusammen. 
Uwe und Marliese Appold sprechen mit Diana über ihr Gemälde.
Datum:
1. Sept. 2025
Von:
Ute Kirch
Die Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Werke.

Saarbrücken – Wie stellst Du Dir die Zukunft vor? Was kannst Du selbst für die Zukunft tun? Mit diesen beiden Fragen haben sich in der vergangenen Woche 17 ukrainische und deutsche Schülerinnen und Schüler bei einem Malworkshop mit dem Künstler Uwe Appold in der Kirche der Jugend eli.ja in Saarbrücken auseinandergesetzt. Entstanden sind 24 Bilder, die noch bis zum 12. Oktober zu sehen sind. „Während bei den deutschen Schülerinnen und Schülern die Themen Umweltschutz und Klimawandel im Vordergrund stehen, sind die Bilder der Ukrainerinnen stark vom Krieg in ihrer Heimat beeinflusst. Hier dominieren Gewalt, Zerstörung, Krieg, der Wunsch nach Frieden und Freiheit, aber auch Frauenpower“, sagt Appold. 

Die entstandenen Werke sind voller Symbolik: Ein Mann kehrt nach langer Trennung zurück, fällt seiner Frau in die Arme, im Hintergrund die ukrainische Flagge – ein Bild voller Sehnsucht gemalt von der 15-jährigen Andriana. „Es gibt keine Zukunft ohne die Vergangenheit“, sagt ihre Mitschülerin Sophia (16) über ihr Gemälde: Es zeigt sowohl Krieg und Zerstörung als auch die Hoffnung auf Frieden: Hände, die gereicht werden, Brücken, die gebaut werden. Zu erkennen ist auch der russische Präsident Wladimir Putin, der in seinem Spiegelbild Adolf Hitler sieht – beide weinen blutige Tränen. Dass die Vergangenheit nicht vergessen werden kann, davon ist auch Diana (13) überzeugt. „War is over! Let’s forget the past“ – liest ein Junge auf ihrem Bild die Nachrichten auf seinem Smartphone. „Aber er kann die Vergangenheit nicht vergessen, weil er Angst und Stress empfindet“. Hinter ihm explodieren nach wie vor Bomben, „weil die Sicherheitsgarantien nicht umgesetzt wurden“, erklärt Diana.  

Kunst sei eine Form der Persönlichkeitsbildung, ein Raum, in dem Jugendliche ihre Gedanken sichtbar machen können, sagt Künstler Appold. Gleichzeitig könne Kunst Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Vor Beginn des Workshops hat er der Gruppe die Grundlagen der Acrylmalerei und der Farbenlehre erklärt. „Ansonsten war meine Aufgabe, Impulse zu setzen und Hinweise zu geben.“ Von den Ergebnissen sei er tief beeindruckt: „Die Werke der Ukrainerinnen zeichnet eine hohe Anmut und eine Ernsthaftigkeit aus, die man so jungen Menschen noch gar nicht zugetraut hätte.“  

Kontakt zur ukrainischen Schule vor einem Jahr geknüpft

Sophia (16) hat zum ersten Mal mit Acryl gemalt.

Die zehn ukrainischen Schülerinnen im Alter von 13 bis 16 Jahren und ihre Lehrerinnen Helena Syvohryvova und Natalija Karman vom katholischen St. Basilius-Gymnasium aus Ivano-Frankivsk sind auf Einladung von Jugendpfarrer Thomas Hufschmidt ins Saarland gekommen, der 2024 bei einer Reise in die Ukraine den Kontakt hergestellt hatte. Die deutschen Schülerinnen und Schüler kamen vom Willi-Graf-Gymnasium, der Marienschule Saarbrücken sowie dem Albertus-Magnus-Gymnasium in St. Ingbert. 26 Stunden war die Gruppe in einem Kleinbus von der Ukraine unterwegs nach Saarbrücken, wo sie in Gastfamilien wohnte. Neben dem Malworkshop standen in der Woche auch Ausflüge auf dem Programm: In Trier traf die Gruppe Bischof Stephan Ackermann und nahm an einer Kundgebung in Saarbrücken anlässlich des ukrainischen Nationalfeiertags teil. Mit ihren Gastfamilien fuhren viele nach Frankreich und Luxemburg. Dank zahlreicher Sponsoren, darunter das saarländische Kultusministerium, die Union Stiftung, die Stiftung GlaubenLeben des Bistums Trier sowie die Stiftung ME-Saar konnten sämtliche Ausgaben gedeckt werden, sodass für die Jugendlichen keine Kosten anfielen. 

 

Im Saarland sehen, dass Frieden stattfinden kann

Die Jugendkirche eli.ja wurde zum Atelier.

„Es war unser Wunsch, dass sie sehen, dass in unserer Region, die in der Vergangenheit oft von Kriegen zwischen Frankreich und Deutschland geprägt war, Versöhnung und Frieden stattfinden kann“, sagt Jugendpfarrer Hufschmidt. Eine Fahrt über die Grenze müsse nicht mit Angst verbunden sein, Grenzen können ihre Sichtbarkeit verlieren. Die Lage in der Westukraine sei weniger gefährlich als für die Menschen an der Front im Osten oder in der Hauptstadt Kyiv, berichtet Lehrerin Helena Syvohryvova. „Aber mit unseren Herzen sind wir immer bei ihnen und es schmerzt. Aber wir müssen stark sein.“ In Deutschland erlebten sie die Leichtigkeit der Menschen, aber die Unruhe und die Gedanken an die Situation in der Ukraine blieben.  „Wir erziehen unsere Kinder für eine glückliche Zukunft. Wir alle hoffen das Beste.“ 

Der Malworkshop fand im Rahmen des Ausstellungszyklus „SEND | schreiben | JETZT" statt. Noch bis zum 12. Oktober zeigt Uwe Appold an sieben Orten im Saarland insgesamt 89 Bilder – jeder Ausstellungsort widmet sich einem anderen Themenkomplex. Die Themen sind u.a. Würde, Zuversicht, Liebe, Zukunft, Migration, Krieg. Die Bilder der Jugendlichen ergänzen die in der Kirche der Jugend gezeigten Bilderzyklen Uwe Appolds zu den Themen Ukraine-Krieg, Flucht/Migration und Hiroshima. Die Finissage findet am Sonntag, 12. Oktober, 17 Uhr, in eli.ja statt. Neben der Ausstellung finden an jedem Ausstellungsort weitere Veranstaltungen statt, darunter eine Radtour, Führungen, Mal-Workshops, Lesungen und Konzerte. Alle Veranstaltungen finden sich online unter: https://t1p.de/sendschreiben 

Malworkshop mit Uwe Appold:Wie stellst Du Dir die Zukunft vor?

9 Bilder