Neue Gemeindereferentin:Aus der Pädagogik in die Seelsorge

Hermeskeil – „Der Glaube war schon immer ein großer Bestandteil meines Lebens“, sagt Anke Bailey. Die 49-jährige Pädagogin aus Gutweiler wird am 30. August von Weihbischof Robert Brahm im Trierer Dom zur Gemeindereferentin beauftragt. Danach wird sie im Pastoralen Raum Hermeskeil tätig sein, wo sie bereits ihre Assistenzzeit verbracht hat.
Anke Bailey, deren Elternhaus in einem 700-Seelen-Dorf nahe Zweibrücken im Bistum Speyer evangelisch und katholisch geprägt war, zog 1995 als junge Pädagogik-Studentin nach Trier. Inzwischen ist sie verheiratet und lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern im Ruwertal. Während der Erziehungszeit engagierte sie sich ehrenamtlich in ihrer Gemeinde, gestaltete Kindergottesdienste und Erstkommunionkatechesen und unterstützte musikalische Krippenspiele sowie weitere Aktivitäten des kirchlichen Kinder- und Jugendchores im Ort. In dieser Zeit kam sie ins Grübeln und orientierte sich letztlich neu: „Ich habe gemerkt, dass mir in der pädagogischen Arbeitspraxis das explizite Ausdrücken des Glaubens fehlt.“ Dieser Gedanke, dem Glauben im Arbeitsalltag mehr Gewicht zu geben, war die Initialzündung für ihren Berufswechsel. Eine befreundete Gemeindereferentin bestärkte sie in ihrem Wunsch, eine Seelsorge-Ausbildung zu beginnen, und stand ihr zur Seite. 2019, als ihre jüngste Tochter fünf Jahre alt war, hatte Anke Bailey den Grundkurs Theologie schon in der Tasche und schrieb sich für den pastoraltheologischen Kurs ein – übrigens die 60.000ste Einschreibung im Würzburger Theologie-Fernkurs. In Abstimmung mit den Verantwortlichen im Bischöflichen Generalvikariat Trier konnte sie das berufspraktische Jahr, das eigentlich in Vollzeit abgeleistet wird, auf zwei Jahre in Teilzeit splitten. Zunächst war sie in der Pfarrei St. Paulin Trier, danach im Pastoralen Raum Hermeskeil, wo sie auch nach ihrer Beauftragung zur Gemeindereferentin tätig sein wird. Zwar sei der Mitgliederschwund in der katholischen Kirche spürbar, bedauert sie. Gerade in den kleineren Ortschaften gebe es aber viele Menschen, die „hochengagiert“ seien und sich tatkräftig in das Gemeindeleben einbringen.
Vorbereitung auf die Erstkommunion – pragmatisch und flexibel
Mit am wichtigsten sei ihr der diakonische Bereich ihrer Arbeit, betont Anke Bailey, die ihre Freizeit am liebsten draußen in der Natur verbringt. Bereits im Pädagogikstudium interessierte sie sich für soziale Aspekte, war etwa an einem wissenschaftlichen Projekt beteiligt, das Herausforderungen junger Menschen in Trier Nord beim Übergang von der Schule in den Beruf beleuchtet; langfristig engagiert war sie im Willkommenscafé „Palaver“ in Waldrach. Einen Fokus wird die angehende Gemeindereferentin künftig auf die Erstkommunionen im Pastoralen Raum Hermeskeil legen. „Wir bieten einen großen, bunten Blumenstrauß an Erstkommunionvorbereitungen, darunter die klassische Gruppenkatechese durch Ehrenamtliche, eine Familienvorbereitung, aber auch einen Crash-Kurs. Ergänzend kommt nun noch eine Ferienfreizeit in der Karwoche dazu, in der die Erstkommunionvorbereitung stattfindet.“ Eine Idee, die Anke Bailey in ihrem pastoralpraktischen Projekt umsetzt, auch um erwerbstätigen Eltern unter die Arme zu greifen, wenn es um die Kinderbetreuung in den Ferien geht. „So viel Urlaub, wie Schulkinder Ferientage haben, hat ja kaum ein Elternteil. Wenn man dann noch alleinerziehend ist, wird es noch schwieriger, die Kinderbetreuung während der Ferien zu organisieren“, erklärt sie. Laut der studierten Pädagogin sei dies ein Missstand, der auf politischer Ebene gelöst werden müsse: „Ich sehe da eine gesellschaftliche Notwendigkeit, Kinderfreistellung oder Ferienfreizeitmaßnahmen der Arbeitgeber zu garantieren. Hier fangen Kirche und soziale Träger auf, was von staatlicher Seite nicht gut organisiert ist. Das ist ungerecht und tut mir so leid für alle Familien, die sich so sehr bemühen, ihr Leben gut in den Griff zu kriegen.“
Auch ein Format wie der Crash-Kurs orientiert sich an den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten der Familien. „Da sind zum Beispiel Kinder dabei, deren Eltern getrennt sind, und die Kinder daher nicht nur an einem Ort leben. Oder wenn Eltern im Schichtdienst arbeiten oder alleinerziehend sind und es deshalb gar nicht schaffen, jede Woche in die Gruppenkatechese zu kommen oder den Sonntagsgottesdienst zu besuchen.“ Oder wenn andere regelmäßige Vereins- und Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel das Fußballtraining oder Mannschaftsspiele in Konkurrenz zur Katechese stünden und mit den Terminen kollidierten. Daher gelte es, flexible Wege zu finden, die ohne großen Stress für alle umsetzbar seien. Denn: „Es wäre sehr schade, wenn Kinder nach der Erstkommunion froh wären, dass es vorbei ist und sie endlich wieder zum Fußball gehen dürfen. Die Erstkommunionvorbereitung soll ja gewinnbringend sein, die Kinder sollen Spaß haben und angesteckt werden von dem Feuer des Glaubens, das irgendwo schon brennt. Das funktioniert aber nur, wenn man in aller Offenheit diverse Modelle anbietet.“
Neue Wege gehen – und vermitteln
Seit der Diözesansynode (2013-2016) und dem Synodalen Weg habe es einige überfällige Perspektivwechsel gegeben, findet Anke Bailey. „Da sind wir schon auf einem guten Weg.“ Damit meint sie zum Beispiel die 2023 novellierte Grundordnung für den kirchlichen Dienst, die sich unter anderem auf die private Lebensführung und sexuelle Orientierung der Mitarbeitenden bezieht. Leider werde manches, was im Synodenabschlusspapier beschlossen wurde, noch nicht überall umgesetzt, so ihr Eindruck. Dies weiter voranzutreiben, sei eine Aufgabe für alle Hauptamtlichen im Bistum Trier. Damit meint sie nicht, alte Traditionen über Bord zu werfen. Progressive und konservative Ansichten könnten durchaus nebeneinander und miteinander existieren – auch wenn es zuweilen schwierig sei, Verständnis füreinander aufzubringen. Ihre Aufgabe als Gemeindereferentin sieht sie daher auch in der Vermittlung und im Einbringen von innovativem Potential. „Es ist wichtig, Gemeinschaft zu ermöglichen. Es geht darum, die unterschiedlichen Positionen wahrzunehmen und zu versuchen, sie zu verstehen, sich darauf einzulassen, und dann durch Transparenz, Kommunikation und Offenheit Verbindung zu befördern.
Am Samstag, den 30. August, wird Anke Bailey um 9 Uhr im Trierer Dom von Weihbischof Robert Brahm zu ihrem Dienst als Seelsorgerin beauftragt. Derzeit (Stand 2024) arbeiten 238 Gemeindereferentinnen und -referenten sowie 185 Pastoralreferentinnen und -referenten mit den Menschen in Pfarreien, Pfarreiengemeinschaften und Pastoralen Räumen des Bistums. Sie sind in verschiedenen pastoralen Feldern unterwegs, unter anderem mit Kindern und Jugendlichen, deren Eltern, Paaren und Singles, Männern und Frauen und begleiten diese in verschiedenen Lebensphasen. In verschiedenen Rollen tragen sie Verantwortung in der Pastoral zusammen mit allen Hauptamtlichen und ehrenamtlich Engagierten. Sie teilen, leben und geben Zeugnis für den christlichen Glauben und unterstützen andere dabei, den eigenen Glauben zu entdecken und ins Wort und in die Tat zu bringen in Kirche und Welt.
Weitere Informationen gibt es unter www.bistum-trier.de/personal/ausbildung-pastoraler-berufe und beim Bistum Trier, Mustorstraße 2, 54290 Trier, sowie beim Ausbildungsleiter Matthias Beer, Telefon 0651-7105-518, E-Mail: matthias.beer@bistum-trier.de