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50 Jahre SkF-Schwangerenberatungsstelle in Neunkirchen:Ein halbes Jahrhundert Sicherheit und Solidarität für Frauen

Die Schwangerenberatung des SkF in Neunkirchen feiert 50-jähriges Bestehen. Beraterinnen blicken dabei auf den gesellschaftlichen Wandel zurück.
In einer Podiumsdiskussion berichtete das Team der SkF-Schwangerenberatung von Veränderungen in der Beratung.
Datum:
6. Sept. 2025
Von:
Ute Kirch
Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft, darunter Staatssekretärin Bettina Altesleben und Generalvikar von Plettenberg, kamen zum Jubiläum des SkF Neunkirchen.

Neunkirchen – Getragen von der Überzeugung, dass keine Schwangere mit ihren Fragen, Sorgen und Nöten allein sein sollte, hilft der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) seit 50 Jahren in Neunkirchen Betroffenen in seiner Schwangerenberatungsstelle. Gefeiert wurde das Jubiläum am Donnerstag, 4. September, mit Gästen aus Politik und Gesellschaft in der Stummschen Reithalle. Unter den Gratulanten waren Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, Sozial-Staatssekretärin Bettina Altesleben sowie Generalvikar Ulrich von Plettenberg.

„Die Gründung 1975 war ein Meilenstein, um Schwangere in dieser sensiblen Phase begleiten und ihnen Sicherheit bieten zu können“, sagte die hauptamtliche SkF-Vorständin Andrea Wolter. Der SkF berate unabhängig des Geschlechts, der Nationalität, Kultur, Religion oder Weltanschauung. Kostenlos und auf Wunsch auch anonym. „Unsere Beratungsstelle ist ein besonderer Ort des Vertrauens, an dem Frauen offen ihre Sorgen, Ängste und Fragen einer Beraterin mitteilen können. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Selbstbestimmung und zum Schutz der Frauen und ihrer ungeborenen Kinder“, ergänzte SkF-Ratsvorsitzende Gaby Schäfer. Neben Beratung während der Schwangerschaft und rund um die Geburt, gehörten inzwischen auch sexualpädagogische Angebote an Schulen zu den Aufgaben des SkF.

"Gut, dass es Sie gibt!"

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger dankte den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des SkF, dass sie Frauen unterstützen.

Die Einrichtung der Beratungsstelle ist eine Folge der Reform des Paragrafen 218 zum Abbruch von Schwangerschaften. Im Februar 1975 verwarf das Bundesverfassungsgericht die Fristenregelung, was die sogenannte Indikationsregelung zur Folge hatte. Insgesamt wurden im Bundesgebiet 54 Modellberatungsstellen eingerichtet, zwei davon im Bistum Trier, eine in Neunkirchen in der Trägerschaft der SkF. Der Start war im März 1975 mit zwei Beraterinnen in der Haspelstraße. Aufgrund der hohen Nachfrage kam 1997 eine weitere SkF-Beratungsstelle in St. Wendel hinzu.

„Eine solidarische Gesellschaft lebt von Menschen, die hinschauen, anpacken und beistehen und das tun Sie hier in Neunkirchen. Gut, dass es Sie gibt“, dankte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger den Haupt- und Ehrenamtlichen in ihrem Grußwort. Früher seien die Fragen und Haltungen der Frauen andere gewesen als heute. „Doch jede dieser Fragen ist wichtig und verdient, gehört zu werden. Da ist es gut zu wissen, dass diese Frauen hier eine Anlaufstelle haben.“ Ohne die Arbeit der Träger sei die Politik nicht in der Lage, so nah an den Menschen zu sein. Kirche und Politik stünden in großer Verantwortung für die Menschen. Sie dankte den Kirchen, dass sie dieser Verantwortung trotz finanzieller Schwierigkeiten nachkommen.

Schutz jedes Lebens, egal welcher Herkunft

Generalvikar von Plettenberg blickte auf die Geschichte der Schwangerenberatung zurück.

Generalvikar Ulrich von Plettenberg, der in Vertretung von Bischof Stephan Ackermann nach Neunkirchen gekommen war, erinnerte an die Gründungszeit. Es sei ein „großer Erfolg“, dass die deutschen Bischöfe seinerzeit beschlossen hätten, Beratungsstellen zu gründen. „Es ist nicht immer Freude zu Beginn einer Schwangerschaft. Frauen in dieser Situation nicht allein zu lassen, halte ich für eine genuine christliche Aufgabe“, sagte von Plettenberg. Den Streit um den Beratungsschein vor 25 Jahren habe er intensiv verfolgt: „Ist das Ausstellen dieses Scheins Mithilfe an der Tötung oder Chance zum Zugang zu den Frauen?“, beschrieb er den Gewissenskonflikt. Der damalige Bischof Hermann Josef Spital habe sich nach innerem Ringen gesagt, wenn mit dem Schein auch nur ein Leben gerettet werden könne, sei es das wert. Doch aus Rom kam eine andere Entscheidung, katholische Beratungsstellen dürfen seitdem keine Beratungsscheine ausstellen. Auch heute sei die Diskussion um den Paragrafen 218 wieder aktuell. Das Selbstbestimmungsrecht der Frau dürfe nicht gegen das Lebensrecht des ungeborenen Kindes ausgespielt werden. Beides bedürfe Schutz. Aktuell versuche die AfD das Familienbild der Kirche zu vereinnahmen. Hier grenzte sich der Generalvikar deutlich ab: „Der AfD geht es um ein völkisches Bild von Familie. Ihr geht es nur um Deutsche. Zum SkF kommen auch viele muslimische Familien. Wir setzen uns jedes Leben, egal welcher Herkunft, ein.“

Probleme sind heute vielfältiger

Gaby Schäfer und Andrea Wolter begrüßen in der Stummschen Reithalle die Gäste.

In einer Podiumsdiskussion erzählte das Team der Neunkircher Beratungsstelle unter der Moderation der geschäftsführenden Leiterin Tina Botta-Leinen, wie sich die Beratung von Gründung bis heute gewandelt hat. „Die Situation war früher eine andere. Frauen kamen nicht mit so vielfältigen und schwerwiegenden Problemen wie heute“, sagt Heike Knapp, seit 1988 im Beratungsteam. So habe es früher mehr Unterstützung durch die Familie gegeben. Dadurch, dass Frauen selten berufstätig waren, sei das Betreuungsproblem weniger gravierend gewesen. Auch sei die finanzielle Situation in Familien heute angespannter. Ihre Kollegin Marion Matula ergänzt: Unsichere Beschäftigung, Patchwork-Familien und Alleinerziehende hätten zugenommen, doch „zentrales Problem“ sei der Mangel an Kinderbetreuung. Eine große Herausforderung seien Sprachbarrieren, weswegen man den Dolmetscherinnen des Caritasverbandes sehr dankbar sei. Dass es in Neunkirchen aktuell nur einen Kinderarzt gebe, der Aufnahmestopp habe, sei für viele Ratsuchende ein großes Problem., ergänzt Andrea Schütz. „Wir brauchen mehr Betreuung und weniger Bürokratie. Es ist schade, wenn wir die meiste Zeit mit Ausfüllen von Formularen beschäftigt sind. Und wir brauchen Kindergartenplätze und finanzielle Unterstützung für Familien in Notsituationen“, fasst Knapp die Wünsche des SkF-Teams zusammen.

Die Jubiläumsfeier endete mit einem Fachvortrag von Professorin Dr. Eva Möhler zum Thema „Bindung – die Psychodynamik und Neurobiologie dysfunktionaler Eltern-Kind-Beziehungen.“

Info: SkF-Beratungsstelle, Hüttenbergstraße 42, Neunkirchen, Telefon (0 68 21) 1 30 41 oder E-Mail: schwangerenberatung-nk@skf-saarland.de; Hilfetelefon für Schwangere in Not: 08 00-4 04 00 20