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Finissage des Ausstellungszyklus „SEND | schreiben | JETZT“:Finissage verbindet Kunst, Glauben und Gedenken

Der Ausstellungszyklus „SEND | schreiben | JETZT“ ist am Sonntag mit einer Finissage geendet. Gleichzeitig wurde des Widerstandskämpfers Willi Graf gedacht.
Gedenken an Willi Graf und die Finissage des Ausstellungszyklus Sendschreiben jetzt standen im Zentrum des Gottesdienstes in eli.ja.
Datum:
13. Okt. 2025
Von:
Ute Kirch
Thomas Hufschmidt und eine Messdienerin läuteten vor Gottesdienstbeginn die Willi-Graf-Glocke.

Saarbrücken – Mit einem Gedenkgottesdienst in der Kirche der Jugend eli.ja haben Christinnen und Christen am Sonntag an den 82. Todestag des Widerstandskämpfers Willi Graf erinnert. Graf, Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, war am 12. Oktober 1943 nach mehr als 250 Tagen in der Todeszelle wegen seiner Beteiligung an den Flugblättern der Gruppe von den Nationalsozialisten hingerichtet worden. Zu Beginn des Gottesdienstes läuteten Jugendpfarrer Thomas Hufschmidt und eine Messdienerin von 17 bis 17.03 Uhr – den Todesminuten Grafs – die Willi-Graf-Glocke. Seit fünf Jahren erinnert ihr tägliches Läuten zu dieser Stunde an den Mut und die Zivilcourage Willi Grafs.

Sendschreiben übersetzt für die Gegenwart

Schirmherrin Dagmar Heib und SR-Intendant Martin Grasmück lasen die von ihnen verfassten Sendschreiben vor.

Zugleich bildete der Gottesdienst den Abschluss des saarlandweiten Ausstellungszyklus „SEND | schreiben | JETZT“ des Künstlers Uwe Appold. Seit 15. Juni waren an sieben Orten im Saarland insgesamt 89 Bilder des Künstlers zu verschiedenen Themenkomplexen – wie Würde, Zuversicht, Liebe, Zukunft, Migration, Krieg – ausgestellt. Begleitet wird die Ausstellungsreihe von zahlreichen Veranstaltungen, darunter eine Radtour, Führungen, Mal-Workshops, Lesungen und Konzerte. 

Der Titel des Ausstellungszyklus „Sendschreiben“ nimmt Bezug auf die sieben biblischen Sendschreiben aus der Offenbarung des Johannes. Appold setzte diese Briefe künstlerisch um. Seine Bilder standen in der Kirche St. Peter in Merzig im Dialog mit „modernen Sendschreiben“, verfasst von bekannten Persönlichkeiten. Während des Gottesdienstes trugen Schirmherrin Dagmar Heib, Vizepräsidentin des Saar-Landtags, und der Intendant des Saarländischen Rundfunks Martin Grasmück, ihre Sendschreiben vor.

Aufruf zu Mut und Potenzial

Künstler Uwe Appold rief dazu auf, die Zusammenarbeit fortzusetzen.

In seiner Predigt schlug Jugendpfarrer Hufschmidt die Brücke zwischen Willi Graf, den biblischen Sendschreiben und dem Lukasevangelium von der Heilung der zehn Aussätzigen. Darin kehrt nur einer der Geheilten zu Jesus zurück und bedankt sich. „Auch wir richten den Blick zu sehr auf das, was nicht gelungen ist, fehlt oder nicht mehr da ist als auf das, was gut ist, und auf das Potenzial in uns.“ Dies gelte für den einzelnen persönlich, aber auch für Kirche und Gesellschaft. „Das Glas ist aus dieser Perspektive halb leer und das, obwohl wir in Freiheit leben und sagen dürfen, was wir denken.“ Willi Grafs Briefe und sein Lebenszeugnis zeigten hingegen, dass für ihn – trotz Krieg und Repressionen – das Glas aufgrund seines Glaubens halb voll war. „Sein Leben und das Evangelium sollen für uns ein Weckruf und eine Ermutigung sein, den Blick auf den einen Geheilten zu richten, der dankbar ist. Wir sollten uns trauen, dass das Glas in unserem Leben halb voll ist und diese Haltung in die Gesellschaft tragen.“ Diese Einstellung passe auch zu den biblischen Sendschreiben aus der Offenbarung des Johannes – die Namensgeber für den Ausstellungszyklus waren. „Auch Johannes möchte uns mit den Sendschreiben wachrütteln und Mut machen.“

Er dankte allen Engagierten, die den mehrmonatigen Ausstellungszyklus inklusive der rund 40 Veranstaltungen ermöglicht haben, darunter der Kunstworkshop für ukrainische und deutsche Jugendliche mit Uwe Appold oder die Fahrradtour „Bike und Bischof“ mit Bischof Stephan Ackermann. Die Gesamtkosten von 32.500 Euro konnten gegenfinanziert werden dank der Spenden durch das saarländische Kultusministerium, der Kerber Stiftung, der Union Stiftung, der Stiftung ME Saar, der Stiftung Glauben Leben, der Marienhaus Stiftung, den Sparkassenverband sowie den beteiligten Kirchengemeinden und Einzelpersonen.

„Wir sind in dieser Zeit zusammengerückt. Es wurde ein Wir-Projekt, das Mut macht, neue Wege auszuprobieren“, sagte Uwe Appold. Er sei dankbar, in dieser Zeit viele Menschen und ihre teils bewegenden Lebenswege kennengelernt zu haben. Er ermutigte die Engagierten, auch nach dem Ausstellungszyklus gemeinsam Projekte anzugehen: „Seid neugierig wie die Kinder und entdeckt euch selbst dabei!“ Zum Schluss verlas Gisela Rink von der Kirchengemeinde St. Eligius in Völklingen ein Sendschreiben, wie es Willi Graf heute an uns schreiben könnte. Darin appelliert er an unsere Verantwortung: „Lasst euch nicht blenden. Lasst euch nicht verführen von der Bequemlichkeit des Wegschauens.“ Und weiter: „Tragt weiter, was wir begonnen haben. Vielleicht nicht mit Flugblättern, aber mit Worten, mit Taten, mit Haltung und mit Hoffnung.“