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Wallfahrtspfarrer Waldorf beendet seinen Dienst als Leiter der Bistums-Pilgerfahrten:Gottesdienst mit 20.000 Menschen

Nach gut 33 Jahren gibt Joachim Waldorf, der Pfarrer in St. Paulin in Trier-Nord ist, die Aufgabe als Geistlicher Leiter für die Pilgerfahrten im Bistum Trier im Herbst 2025 ab.
Ein Pfarrer steht vor einem Gebäude. Neben ihm ist ein blühender Hortensienbusch
Datum:
27. Juni 2025
Von:
Judith Rupp

Trier – Hauptzelebrant bei einem Gottesdienst mit 20.000 Pilgerinnen und Pilgern sowie rund 350 Konzelebranten, also mitfeiernden Priestern, zu sein: Diese Erfahrung teilt der Trierer Pfarrer Joachim Waldorf vermutlich mit nicht vielen Priesterkollegen im Bistum Trier. Möglich wurde dieses besondere Erlebnis im Mai 1994 in der unterirdischen Basilika Pius X. in Lourdes. Weil an dem Tag kein Bischof anwesend war, wurde Waldorf bei der täglichen Konferenz der Pilgerleiter in dem französischen Wallfahrtsort ausgewählt – ein Ereignis, an das sich der 66-Jährige bis heute gerne erinnert. Und das ist wahrhaftig nicht das einzige Highlight, von dem er aus der Zeit als Geistlicher Leiter für die Pilgerfahrten im Bistum Trier erzählen kann. Nach gut 33 Jahren gibt Waldorf, der Pfarrer in St. Paulin in Trier-Nord ist, diese Aufgabe im Herbst 2025 ab.

1980, noch als angehender Priester, war Waldorf das erste Mal in Lourdes – nicht ahnend, dass dieser Ort später jährlich sein Reiseziel sein würde. Im Mai 1992 – Waldorf war Pfarrer in Stadtkyll – übernahm er die Aufgabe von Prälat Hubert Mockenhaupt. „Ich habe mich sehr intensiv darauf vorbereitet, habe mich vier Tage nach St. Thomas zurückgezogen“, erinnert sich Waldorf. Aufgabe des „Wallfahrtspfarrers“ ist es, für die geistliche Ausrichtung der Bistums-Pilgerfahrten zu sorgen. Dazu gehört es, die Gottesdienste auf dem Weg und an den Pilgerorten zu planen und zu organisieren, Impulse, Gebete und passende Bibelstellen herauszusuchen – und für die Pilgerinnen und Pilger ansprechbar zu sein, als geistlicher Leiter, aber oft auch bei ganz praktischen Fragen. 16 Jahre lang hat er das zusammen mit Doris Fass als Mitarbeiterin im Bischöflichen Generalvikariat gemacht; mittlerweile steht ihm Mirjam Lutgen aus der Abteilung „Seelsorge und Lebenswelten“, die zum Bereich Seelsorge und Kirchenentwicklung im BGV gehört, zur Seite.

Rom, Fatima, Santiago, Irland – und immer wieder Lourdes

Nach der ersten Wallfahrt im Mai 1992 folgten zahlreiche weitere Pilgerreisen: nach Rom, Fatima, Santiago des Compostela, Irland – und immer wieder Lourdes. „1993 sind wir mit einem Sonderzug mit 19 Waggons und über 1.000 Pilgernden dorthin gefahren“, erzählt Waldorf – das sei die größte Fahrt gewesen. Seine weiteste Pilgerreise führte ihn nach Israel, die kürzeste außerhalb Deutschlands ins belgische Banneux. Ein Gottesdienst im Petersdom in Rom im Heiligen Jahr 2000 am berühmten Kathedra-Altar mit dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger und dem früheren Trierer Weihbischof und emeritieren Bischof von Münster Felix Genn zählt Waldorf ebenso zu den Höhepunkten wie die Pilgerreise nach Fatima 2017 mit Weihbischof Jörg Michael Peters, als am 100. Jahrestag des „Sonnenwunders“ beim Freiluft-Gottesdienst pünktlich zur Mittagsstunde an einem eigentlich trüben Tag der Himmel aufriss und die Sonne zu strahlen begann.  

Auch traurige Erlebnisse gehören dazu: „Zweimal sind Menschen während der Pilgerfahrt in Lourdes verstorben“, berichtet der gebürtige Koblenzer. Damit müsse man bei einer Fahrt, bei der traditionell auch viele Kranke dabei sind, rechnen. „Und die Pilgergruppe hat das so gut mitgetragen, sie hat sich gerade in diesen Situationen als echte Pilger-Familie erwiesen.“ Für Waldorf haben gerade die Wallfahrten, bei der Gesunde und Kranke miteinander unterwegs sind, eine besondere Qualität. Ein wenig trauert er deshalb auch den Pilgerzügen nach: „Der Zug war gerade für Kranke das beste Transportmittel.“ Doch die Sonderzüge wurden zu teuer, mittlerweile sind die Pilgernden mit Bus und Flugzeug unterwegs. „Der Weg gehört dazu“, betont Waldorf, weswegen er den Bus bevorzugt: „Dort können wir uns schon kennenlernen, miteinander beten und singen, Gottesdienst feiern.“ 

Pilgern hat Zukunft

Waldorf ist davon überzeugt, dass Pilgern eine Zukunft hat, nicht nur im aktuellen Heiligen Jahr unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“, in dem er schon mit einer Gruppe in Rom war. Nach wie vor gebe es großes Interesse an der Bistumswallfahrt, in der klassischen Form, aber auch bei jungen Leuten. So seien bei den Lourdes-Wallfahrten immer Schülerinnen und Schüler einer 8. Klasse im Rahmen eines Sozialpraktikums zur Betreuung der Kranken dabei. Und 2024 gab es eine gemeinsame Wallfahrt mit der Jugendabteilung des Bistums.

Trotz des hohen Zeitaufwands für die Vorbereitung der jährlichen Lourdes-Fahrten, die in der Regel durch eine weitere Pilgertour pro Jahr ergänzt werden, könne er den Job weiterempfehlen, sagt Waldorf. „Es ist eine bereichernde Aufgabe. So viele Kontakte und Beziehungen sind entstanden, so viele wunderbare Erinnerungen.“ Vermutlich um die 20.000 Menschen habe er auf den Pilgerreisen begleitet, schätzt er – und gesteht: „Ich war vor jeder Fahrt ein bisschen aufgeregt.“ Eine besondere Aufgabe, die er seinem Nachfolger übergeben wird, ist die Überarbeitung des Pilgerbuchs. Das gibt es mittlerweile in der zehnten Auflage aus dem Jahr 2023 und bedarf einer Aktualisierung.

Nach Lourdes wird Waldorf sicherlich weiterhin regelmäßig fahren, ist er doch „Ehrenkaplan Unserer Lieben Frau von Lourdes“. Der Ehrentitel wurde ihm am 21. September 2004 vom früheren Bischof von Tarbes und Lourdes, Jacques Perrier, verliehen – noch so eine Erfahrung, die Waldorf in dankbarer Erinnerung hält.  

Informationen zu den Pilgerreisen des Bistums Trier sind unter Wallfahrten | Glaube & Seelsorge im Bistum Trier zu finden.