Vortrag in Koblenz mit ehemaliger Staatsministerin zog fast 100 Personen an :Religion und Demokratie

Koblenz – Wie viel Religion verträgt die Demokratie? Mit dieser Frage hat sich Prof. Monika Grütters (Staatsministerin a.D.) in ihrem Vortrag am 1. September im Rahmen des Katholischen Forums in Koblenz beschäftigt und lockte fast 100 Personen in den Klangraum des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums.
„Wo das Christentum im öffentlichen Raum verschwindet, erklingt ein Klagelied vom Untergang des Abendlandes“, aber wo sich Kirche offen zeige, befremde sie – in diesem Zwiespalt bewege sich Religion in der heutigen Zeit, stellte Grütters fest. Es sei also wahrlich „ein Kreuz mit der Religion“, so die CDU-Politikerin.
„Es scheint notwendig und bequem, Religion vollkommen in das Privatleben zu verbannen“, gab Grütters eine verbreitete These wieder. Schließlich wendeten sich insbesondere viele Christen von ihrem eigenen Glauben ab. Doch es gelte zu bedenken, dass Kirche zum einen kulturelle Identität über ihre Mitglieder hinausschaffe und zum anderen sich viele Haupt- und Ehrenamtliche im Namen des Glaubens für das Gemeinwohl einsetzten und Zusammenhalt stifteten. Sie persönlich wurde durch die religiöse Erziehung in ihrer Familie und durch den Besuch auf einem Bischöflichen Mädchengymnasium in Münster nachhaltig geprägt. „Ich habe einen sozial-ethischen Kompass erhalten“, sagt Grütters, die auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist und am Synodalen Weg in Deutschland mitgewirkt hat. Die Werte Menschlichkeit, Respekt und Anstand auszufüllen, sei ihr auch in ihrem beruflichen Alltag wichtig. „Mir hat es oft geholfen, dass ich in meiner Religion verwurzelt bin,“ blickt sie auf schwierige politische Entscheidungen zurück. Demokratie brauche Religion als eine Art Leitbild. Der erste Satz im Grundgesetz fuße auf dem christlichen Glauben: „Die Würde des Menschen ins unantastbar“. Und auch die Grundorientierung des Zusammenlebens, von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität seien christlich geprägt.
„Demokratie lebt vom Diskurs und der aktiven Verständigung von gemeinsamen Werten“, fasste Grütters abschließend zusammen. Eine Kirche, „die nach sinnstiftenden Werten sucht, die die Gesellschaft zusammenhält und Orientierung bietet“, könne dazu einen Beitrag leisten.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem CV Philisterzirkel Confluentia zu Koblenz statt, wurde durch das Kultur- und Schulverwaltungsamt der Stadt Koblenz unterstützt und vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert.
Die nächste Veranstaltung im Rahmen des Katholischen Forums findet statt am Montag, 24. November. Zum Dialog über christliche Spiritualität und Zen-Meditation lädt Pater Dr. Paul Rheinbay um 19 Uhr in das Bischöfliche Cusanus-Gymnasium (Zugang Südallee 30, neben dem Parkhaus) ein.
Weitere Informationen gibt es bei der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Koblenz telefonisch unter Tel.: 0261-9635590 oder per E-Mail an keb.koblenz@bistum-trier.de.