Die Geschichte des Heiligen Rockes, der Tunika Christi, ist von ihren Anfängen bis zum Mittelalter dunkel. Die Frage, ob die Tunika echt oder falsch ist, mag für den heutigen Zeitgenossen ein wichtiges Kriterium sein, kann in der historischen Betrachtung aber nicht eindeutig beantwortet werden. Sicher bezeugt ist die Geschichte des Heiligen Rockes ab dem 12. Jahrhundert.
So war das Datum "1. Mai 1196" Anlass für die Bistumswallfahrt 1996. Vor 800 Jahren fand die Weihe des Hochaltars im damals neu errichteten Ostchor des Trierer Domes durch Erzbischof Johann I statt, der in diesem Altar den Heiligen Rock eingeschlossen hatte. Wie der Heilige Rock nach Trier kam und ob das Gewand Christi echt ist, ist wissenschaftlich nicht mehr nachzuweisen. Die Überlieferung sagt, die Heilige Helena, die Mutter Konstantins des Großen, habe die Tunika Christi bei ihrer Pilgerfahrt in Jerusalem gefunden und anschließend der Trierer Kirche geschenkt.
Der Mönch Altmann von Hautvillers verfasste im 9. Jahrhundert eine Lebensbeschreibung der Flavia Julia Helena; darin nennt er Trier als ihren Geburtsort. Weder schriftliche Quellen, Münzen, Inschriften noch große kaiserliche Bauwerke in Trier können diese Behauptung verlässlich belegen. Im Mittelpunkt der spätantiken und mittelalterlichen Überlieferung von Helenas Pilgerfahrt Anfang des 4. Jahrhunderts steht allerdings die Auffindung des Heiligen Kreuzes. Vom Heiligen Rock ist zunächst nicht die Rede. Die Tunika Christi taucht erstmals in den "Gesta Treverorum" und der Deutschen Kaiserchronik aus dem 12. Jahrhundert auf. Auch diese Beschreibungen sind Legenden von der Auffindung des Heiligen Rocks. Es wurde ein geschichtliches Ereignis erfunden, um einen Tatbestand zu erklären und Tradition und Ansehen zu schaffen. Die Aussagen zum Heiligen Rock und die Verbindung der Helena mit Trier sind nur im Zusammenhang mit der mittelalterlichen Trierer Kirchenpolitik und den damit verbundenen Herrschafts- und Machtansprüchen zu verstehen.
Den ersten historisch nachgewiesenen Ansatz finden wir im Datum 1. Mai 1196, als der Heilige Rock vom Westchor zum Hauptaltar des Domes geführt wurde. Wie lange die Tunika im Westchor vorher aufbewahrt worden war, wissen wir nicht. Auch von 1196 an bis zu dem Jahr 1512 schweigen wieder die Quellen zum Heiligen Rock. Von hier an kommt Licht ins Dunkel der Überlieferung. Kaiser Maximilian (1493-1519) war zu einem Reichstag nach Trier gekommen und verlangte das Gewand zu sehen. Dem damaligen Erzbischof Richard von Greiffenklau (1511-1531) scheint es schwer gefallen zu sein, sich zur Öffnung des Altars zu entschließen. Dennoch ließ er am 14. April 1512 im Beisein des Kaisers und vieler Bischöfe und Prälaten den Hochaltar öffnen. Die Zeigung des Heiligen Rocks und das Öffnen des Altars ist auf zwei Holzschnitten festgehalten. Einer davon stammt von Albrecht Dürer.
Auch das Volk wünschte nun, den Heiligen Rock zu sehen. Dieser Bitte wurde entsprochen und die Nachricht verbreitet sich so schnell, dass eine große Wallfahrt entstand; die erste ihrer Art. Jährliche Wallfahrten fanden nun bis 1517 statt. Von 1524 bis 1545 bekam die Ausstellung des Heiligen Rock einen Rhythmus von sieben Jahren. Die nächsten Wallfahrtstermine fielen kriegerischen Ereignissen zum Opfer. Danach gab es noch eine Reihe "privater Zeigungen" für hochgestellte Persönlichkeiten, wobei die Kunde sich natürlich schnell verbreitete und viele Menschen zum Dom kamen, um den Heiligen Rock zu sehen.