Beten wir für die Menschen, die unter oft unmenschlichen Bedingungen an den Rändern der Gesellschaft leben; dass sie von Einrichtungen weder übersehen, noch als unwichtig betrachtet werden.
Es ist nicht so, dass Armut und Ausgrenzung irgendwo im Verborgenen stattfinden. Die „Ränder der Gesellschaft“ liegen nicht immer weit draußen vor der Stadt. Die Formulierung ist nicht „geographisch“ zu verstehen. Kein Ort, den man erst einmal aufsuchen müsste. Nein, die Ränder der Gesellschaft durchziehen unsere Stadtzentren und Fußgängerzonen, unsere Gemeinden, unsere Schulen, unsere Pflegeheime und Krankenhäuser, unsere Betriebe. Die sog. „Ränder der Gesellschaft“ liegen mitten in unserer Gesellschaft, begegnen uns in unserem alltäglichen Umfeld. Aber wir übersehen sie oft. Vielleicht wollen wir sie auch übersehen. Weil Sehen Voraussetzung für das Erkennen ist. Erkennen verlangt wiederum, dass ich tätig werde. Menschen in Not sehen und ihre Not erkennen verlangt Handeln. So wie der Barmherzige Samariter den Überfallenen gesehen, seine Not erkannt und ihm geholfen hat. So wie der Heilige Martin den Bettler gesehen, seine Not erkannt und seinen Mantel mit ihm geteilt hat. Handeln bedeutet, den gewohnten Gang zu unterbrechen, Zeit und Energie, u. U. auch Geld zu investieren. Handeln kann unangenehm sein, kann bedeuten, selber auf etwas verzichten zu müssen. Handeln kann Mut und einen Perspektivwechsel verlangen, kann Veränderung bedeuten, für das persönliche Leben aber auch für Kirche, Gesellschaft, Strukturen und Organisationen. Reichlich Gründe, warum die Versuchung, erst gar nicht hinzuschauen, an der Not vorbeizulaufen, um sie erst gar nicht zu sehen, sehr groß ist. Als Christen gilt es, dieser Versuchung immer wieder zu widerstehen und genau hinzuschauen. Jeder und jede einzelne, aber auch Einrichtungen, gesellschaftliche und politische Organisationen und vor allem auch kirchliche Institutionen, die sich der Hilfe von Menschen in Not verschrieben haben und in Jesu Auftrag unterwegs sind.
Gebet:
Herr Jesus Christus,
der Du die Not der Menschen gesehen und erkannt hast;
der du den Menschen aus ihrer Not heraus geholfen hast, unabhängig ihrer kulturellen, sozialen und religiösen Herkunft:
Öffne unsere Augen, damit wir die Not der Menschen sehen; schärfe unseren Verstand, damit wir erkennen was zu tun ist und schenke und den Mut und die Kraft gemäß unserer Erkenntnis zu handeln, um nach Deinem Vorbild und mit Deiner Hilfe, Menschen aus ihrer Not zu befreien.
Amen.
Markus Leineweber,
Hausoberer, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier,
Vorsitzender Caritasverband Trier e. V.