Mit Papst Franziskus beten wir im Monat Juni, dass die internationale Gemeinschaft sich zu konkreten Schritten zur Abschaffung der Folter verpflichtet und den Opfern sowie ihren Familien Hilfe zusichert.
Das Verbot von Folter ist schon in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 festgeschrieben und wurde 1984 von der UN-Generalversammlung in der Antifolterkonvention manifestiert, die 1987 in Kraft getreten ist. Es ist das Übereinkommen der Vertragsstaaten, Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe zu verhindern und strafrechtlich zu verfolgen. Daran erinnert seit 1997 auch der jährliche internationale Gedenktag zur Unterstützung der Folteropfer (26. Juni).
Doch die Realität ist schockierend: Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden von 2009 bis 2014 Folter und Misshandlung in 141 Ländern dokumentiert, das heißt in Dreiviertel aller Länder. In einigen Ländern geht es um Einzelfälle, in vielen wird systematisch oder routinemäßig gefoltert.
Gerade mit Blick auf unsere heutigen Krisen- und Kriegssituationen wird uns diese menschenverachtende Praxis sehr deutlich vor Augen geführt. Ja, es gehört zu den himmelschreienden Ungerechtigkeiten, die es seit Beginn der Menschheitsgeschichte gibt: die Erfahrung von grausamer, erniedrigender und unmenschlicher Behandlung bis hin zur Folter. Nicht umsonst formuliert der Prophet Jesaja etwa 500 vor Christus: „Die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, Unterdrückte freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen.“ (Jesaja 58,6b)
Mit unserem Gebet machen wir bewusst, was unser christlicher Grundauftrag ist: die Rechte aller Menschen zu stärken; als Weltgemeinschaft gegen jegliche Form von Gewalt einzutreten und sich für die Abschaffung der Folter einzusetzen. Gleichzeitig soll uns das Leid der vielen sensibel machen und uns zum Handeln bewegen.
Gebet:
Herr und Vater der Menschheit,
du hast alle Menschen mit gleicher Würde erschaffen.
Gieße den Geist der Geschwisterlichkeit in unsere Herzen ein.
Wecke in uns den Wunsch nach einer neuen Art der Begegnung,
nach Dialog, Gerechtigkeit und Frieden.
Sporne uns an, allerorts bessere Gesellschaften aufzubauen
und eine menschenwürdigere Welt
ohne Hunger und Armut, ohne Gewalt und Krieg.
(Papst Franziskus – Enzyklika „Fratelli Tutti“)
(Andrea Schwindling)