Bischof Stephan Ackermann hat am 18. November 2020 das Umsetzungsgesetz (aus Oktober 2019) zurückgezogen (Dekret im Kirchlichen Amtsblatt 164 (2020) Nr. 201) Die bisher geplanten Modelle geben daher nur einen Zwischenstand wieder, die hier eher dokumentarisch wiedergegeben werden. Es finden weiterhin Gespräche mit den römischen Behörden sowie Beratungen der Diözesanen Gremien statt, wie die Ergebnisse der Bistumssynode weiter umgesetzt werden können.
Aktuelle Entwicklungen zum Stand der Synodenumsetzung finden Sie jeweils unter herausgerufen.bistum-trier.de
Die jeweils aktuelle Ausgabe der Einblicke, die den Stand zum Erscheinungsdatum der Zeitung wiedergibt, finden Sie unter www.bistum-trier.de/einblicke.
Fast drei Jahre ist es nun schon her, dass unsere Diözesansynode abgeschlossen wurde. „Hat sich seitdem überhaupt schon etwas im Sinne der Synode bewegt?“, so werde ich manchmal gefragt. „Es ist kaum noch etwas vom positiven Aufbruch der Synode zu spüren …“ Manch einem mag es tatsächlich so vorkommen, aber ich darf Ihnen sagen, dass in einer Vielzahl von Gruppen und Personen intensiv daran gearbeitet wird, die Synodenbeschlüsse zu konkretisieren und für ihre Verwirklichung im Leben unseres Bistums vorzubereiten. Vieles davon ist tatsächlich in der großen Öffentlichkeit des Bistums noch nicht zu sehen und zu spüren. Anderes, insbesondere das, was die zukünftige Gestalt der Pfarreien betrifft, hat schon für erhebliche Diskussion gesorgt.
In den letzten drei Jahren stand auch die Welt nicht still: Das gilt für gesellschaftliche Prozesse in unserem Land und international. Das gilt in besonderer Weise aber auch für unsere Kirche, die gerade in den letzten Monaten massive Erschütterungen erlebt hat. Es sind Erschütterungen, die die Menschen bis hinein in unsere Kerngemeinden erfasst haben. Angesichts der aufgewühlten Situation und hitziger Diskussionen mag man sich fragen, ob die Antworten, die unsere Synode auf die Zeichen der gegenwärtigen Zeit geben wollte, nicht schon durch die jüngsten Ereignisse überholt sind. Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen auch persönlich gestellt. Aber ich meine, die Antworten unserer Synode sind noch nicht veraltet. Sie enthalten Zukunftspotenzial auch noch drei Jahre nach ihrer Verabschiedung. Sie sind nach meinem Eindruck sogar noch dringlicher geworden.
Nicht nur die Synodalen haben uns aufgetragen, uns zu fragen: „Wozu sind wir Kirche im Bistum Trier?“ (vgl. Synodendokument Nr. 1). Auch kritische Zeitgenossen fragen, wozu Kirche (noch) gut ist, wozu sie dient. Unsere Antwort kann nur heißen: Wir wollen und müssen als Kirche „Zeichen und Werkzeug“ für die Botschaft des Reiches Gottes sein, sonst sind wir nicht die Kirche Jesu, sondern ein Verein oder eine internationale Organisation unter vielen anderen.
Wenn wir angesichts von Versagen und Schuld in der Kirche, angesichts epochaler Umwälzungen und angesichts vieler Widerstände von außen und von innen manches Mal in der Versuchung stehen, aufzugeben und wie der Prophet Elia zu sagen: „Jetzt ist es genug, Herr“ (1 Kön 19,4), dann müssen wir uns zugleich sagen lassen, dass der Herr seine Kirche nicht aufgibt, sondern ihr – das sind wir – Veränderung und Erneuerung zutraut. Voraussetzung dafür ist, dass wir uns ihm überlassen und daran glauben, dass er es ist, der uns führt auch in dieser herausfordernden Zeit.
Zu einem zentralen Schlüsselbegriff ist für mich das Wort „Teilen“ geworden:
Mehr als bisher geht es darum, Ressourcen und Fähigkeiten zu teilen. Sonst werden wir nicht bestehen. Und das ist noch nicht alles: Wir müssen off en und ehrlich auch die Fragen teilen, die uns umtreiben, müssen unsere Lebenserfahrung teilen, und vor allem ist es an der Zeit, neu unseren Glauben zu teilen.
Hoffnungsvolle Ansätze dazu konnte ich bei den vielen Informationsveranstaltungen, die wir in den letzten Wochen und Monaten vor Ort angeboten haben, erleben! Menschen haben mit dem, was sie bewegt, nicht hinter dem Berg gehalten – auch nicht mit ihrer gläubigen Überzeugung. Aber ich will nicht verschweigen, dass viele Engagierte in unserem Bistum zurzeit eher von Verlustängsten geplagt sind. Und es stimmt ja: Auch wenn ich Jesus glaube, dass dann, wenn ich nicht ängstlich um meinen Besitz kreise, sondern mit anderen teile, mein Leben nicht ärmer, sondern reicher wird (vgl. Lk 9,24) – der Erfolg stellt sich oft nicht unmittelbar ein. Nicht selten komme ich mir als Verlierer vor, und es braucht einen längeren Atem, um die Wahrheit dieses Jesuswortes zu erfahren.
Liebe Mitchristen, wenn Sie diese Zeitung in den Händen halten, stehen wir in der Osterzeit: Sie ist die Zeit des ganz und gar überraschenden Neuanfangs nach der Zertrümmerung aller Hoffnungen. Sie ist die Zeit des neuen Glücks nach dem völligen Desaster von Verrat und Kreuzigung. Sie ist die Zeit, in der sich die junge Kirche sammelt und ihren eigenen Weg sucht.
In diese Zeit fällt die Anhörung über die Pfarreien der Zukunft. Ich würde mich freuen, wenn diese besondere Gnadenzeit des Kirchenjahres uns dazu hilft, mit wachem Verstand, mit kluger Unterscheidungsgabe und zugleich mit österlicher Zuversicht die nächsten Schritte in die Zukunft unseres Bistums zu wagen.
Herzlich grüßt Sie Ihr Bischof
† Dr. Stephan Ackermann