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Rahmenleitbild für die Pfarrei und den Pastoralen Raum

Ebene 1: Synodaler Rahmen

Das Rahmenleitbild für die Pfarrei und den Pastoralen Raum ist unterteilt in drei Ebenen. Die erste Ebene des Rahmenleitbildes umfasst sieben Leitsätze, die unser Wirken in allen Gruppen und an allen Orten von Kirche in Zukunft prägen sollen.

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Weitere Infos zur Synodenumsetzung

Die sieben Leitsätze im Wortlaut

(6) Wir leben inmitten einer Gesellschaft, in der die Kirche deutlich spürbar an Bedeutung verliert. Angesichts vieler Skandale und großer Fehler innerhalb der Kirche können wir die Menschen verstehen, die enttäuscht sind und Vertrauen verloren haben. Zu lange hat die Kirche – auch im Bistum Trier – sich mehr mit sich selbst beschäftigt, statt sich zu fragen: Wozu sind wir Kirche? Dabei sind wir davon überzeugt, „dass die Kirche nicht aus sich selbst lebt, sondern daraus, dass Gott selbst sich uns in Jesus Christus mitteilt und diese Mitteilung konkretisiert in seiner Botschaft, in konkreten Feiern, Zeichen und Personen. Die Kirche ist nicht von Menschen ausgedacht, sondern entspringt der Initiative Gottes. Sie geht immer unserem Tun voraus.“[1] Darum ruft die Synode „die Kirche im Bistum Trier heraus, sich in all ihrem Tun von der Verheißung des Reiches Gottes leiten zu lassen[2]“.

Auch heute gilt ja Gottes Zusage, dass sein Reich wächst und in dieser Welt immer mehr Wirklichkeit wird.

(7) Die Bibel spricht vom Reich Gottes in Bildern und Gleichnissen. Es sind Bilder von Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit, von abgewischten Tränen und von Versöhnung. In Jesus Christus ist Gottes Reich unwiderruflich angebrochen; es findet sich mitten in unserer Lebenswelt. Jesus Christus selbst sagt: „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lk 17,21)

(8) Jesu Weg war nach menschlichem Verständnis keine Erfolgsgeschichte, sondern eine Leidensgeschichte. Durch das Leiden hindurch hat Jesus den Tod besiegt. So wurde seine Auferstehung zur Hoffnung für die Jüngerinnen und Jünger damals wie für uns heute. Darum sind wir solidarisch mit den Menschen in unseren Lebensräumen, die individuell oder strukturell unter unheilvollen Zuständen leiden. Wir unterstützen alle, die sich für gerechte Lösungen einsetzen. Dabei lassen wir uns vom Vorbild und Beispiel Jesu leiten.

(9) Die Hoffnung auf das Gottesreich befreit und macht lebendig. In uns lebt und wirkt der Geist Gottes. In dieser Kraft und verbunden mit Jesus Christus können wir diese Welt verändern und Rede und Antwort stehen, wenn uns jemand nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15).

(10) Die Synode fordert uns dazu auf, in allem glaubwürdig zu sein. Darum müssen wir uns fragen: „Sind wir, was wir im Zeugnis unserer Hoffnung bekennen?“[3] Diese Frage richtet uns neu aus an Jesus Christus und seiner Frohen Botschaft und an der Lebenswirklichkeit der Menschen. Papst Franziskus sagt: „Wir sind nie genügend auf Gott ausgerichtet und müssen ihm ständig unseren Geist und unser Herz zuwenden.“[4]

(11) Daher fragen wir uns:

  • Was bedeutet die Verheißung des Reiches Gottes für uns selbst, für Gemeinschaften, für die Pfarrei, für den Pastoralen Raum und für die Gesellschaft? Wie können wir uns je neu vergewissern? Von welcher Hoffnung lassen wir uns leiten?
  • Inwiefern stellen wir die Menschen mit ihren Fragen, Brüchen und Herausforderungen, mit ihrer Sehnsucht und Freude in den Mittelpunkt unseres Handelns?
  • Wie können Orte der Begegnung aussehen, an denen auch Fragen und Zweifel ihren Platz haben?
  • Von wem oder was lassen wir uns unterbrechen, damit wir uns immer wieder neu an Jesus Christus und seinem Evangelium ausrichten können? Persönlich und in Gemeinschaft? In verschiedenen Formen – zum Beispiel im Gebet, in der Stille, im Teilen der Heiligen Schrift, im Austausch?

 


[1] So Bischof Dr. Stephan Ackermann am 16. März 2019 in Trier, am 21. März 2019 in Vallendar und am 27. März 2019 in Illingen in seinem Statement zur Pastoral der Zukunft.

[2] heraus gerufen, Kapitel 1: „Die Synode […] ruft die Kirche im Bistum Trier heraus, sich in all ihrem Tun und Wirken von der Verheißung des Reiches Gottes leiten zu lassen (vgl. Mt 6,33). Das Reich Gottes ist in Jesus Christus angebrochen. Es hält die Hoffnung auf eine neue Welt offen. Diese Hoffnung lässt auch die Kirche im Bistum Trier aus sich herausgehen, ruft sie zu einem Suchprozess heraus und ermutigt sie zur Neuorientierung.“

[3] Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Beschlüsse der Vollversammlung, Offizielle Gesamtausgabe Bd. I, Freiburg i. Br. 1976, S. 101.

[4] Angelus-Gebet, 18. Februar 2018

(12) „In der Kirche geht es um Gott und um sein Reich, und deshalb um die Menschen – um jeden einzelnen Menschen genauso wie um die Einheit der ganzen Menschheitsfamilie.“ Darum ermutigt die Synode, „sich grundlegend neu auszurichten und in allen kirchlichen Vollzügen diakonisch-missionarisch in die Welt hinein zu wirken“[1]. Dies ist die grundlegende Kernbotschaft der Synode.

Die Begriffe „diakonisch“ und „missionarisch“ klingen vielen fremd.

(13) „Diakonisch“ [2] fragt die Kirche:

  • Was dient dem Menschen? Hier vor Ort, ganz konkret? Persönlich? Kulturell? Politisch?[3]
  • Welche Fragen treiben sie und ihn um? Wie entdecken wir diese Fragen? Wie können wir mit den Menschen und angesichts ihrer Fragen zu einem heilvollen Handeln kommen?
  • Wo sind bei uns vor Ort Benachteiligte, Schwache, Arme? Wie können wir ihnen begegnen, zuhören und was können wir mit ihnen zusammen tun?

„Zusammen mit allen Menschen guten Willens arbeitet die Ortskirche von Trier mit an der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort […]. Als verbindendes Handlungsprinzip […] wird das Konzept der Sozialraumorientierung zugrunde gelegt.“[4] Wir wollen also präsent sein, wo Menschen um ihre Würde ringen, wo Menschen Not leiden – sei es durch persönliche Lebenskrisen oder durch ungerechte Verhältnisse in unserer Gesellschaft.

(14) „Missionarisch“ fragt die Kirche:

  • Wie gehen wir zu den Menschen und leben mit ihnen mitten in der Welt das Evangelium? Wo wirft das Evangelium ein Licht auf das Leben der Menschen? Wie fördern wir Begegnung?
  • Was inspiriert uns, Neues zu wagen? Wo sehen wir Grenzen? Wie gehen wir über bisherige Grenzen hinaus? Welche neuen Wege wollen wir gehen?

„Die Kirche hat Anteil an der Sendung Jesu. Jesu Mission ist ihre Mission.“[5]

(15) Als diakonisch-missionarische Kirche lassen wir uns berühren und veränderndurch die Begegnung mit den anderen. Wir sind lernbereit. Wir hoffen, dass Menschen, die uns begegnen, erfahren: Der Glaube ist lebensdienlich. Christen haben inspirierende Ideen für das Zusammenleben hier vor Ort. Sie sind auf mich zugekommen, sie haben Wege eröffnet, mich den Glauben neu verstehen zu lassen.

Eine diakonisch-missionarisch ausgerichtete Pastoral versteht sich deutlicher als bisher nicht vom Inneren der Kirche her. Sie blickt mehr nach außen und an die Ränder.

Wir erkennen damit neu an, von welcher Sendung wir geprägt sind.[6] Es geht uns mehr um die Frage, wozu wir da sind, als darum, wer oder was wir sind.[7]

Das bedeutet:

In allem,

was wir als Kirche tun,

wie wir Gottesdienste feiern,

wie wir Gemeinschaft leben,

wie wir vom Glauben erzählen,

wollen wir diakonisch-missionarisch sein.

 

(16) Dies hat unter dem Blickwinkel von drei Formen kirchlicher Präsenz[8] zu erfolgen. 

 


[1] heraus gerufen, Kapitel 1.

[2] Vgl. die Umschreibungen von „diakonisch“ und „missionarisch“ in: Auszüge aus dem Abschlussdokument der Synode im Bistum Trier, übertragen in Einfache Sprache B1, S.8. www.bistum-trier.de/abschlussdokument .

[3] Vgl. heraus gerufen, Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 1.1: Entwicklung zu einer diakonischen Kirche.

[4] Ebd., Anlage zum Abschlussdokument, Empfehlung 2.1: Sozialraumorientierung.

[5] heraus gerufen, Kapitel 1.

[6] Vgl. ebd.: „Eine Kirche, die Jesus Christus folgt, weiß sich an die Ränder und Grenzen gesandt …“

[7] Vgl. ebd.: „Deshalb bekennt die Synode: Kirche ist nicht für sich selber da. … In der Kirche geht es um Gott und um sein Reich, und deshalb um die Menschen …“

[8] Grafik in: Teilprozessgruppe Diakonische Kirchenentwicklung. Konzept zur diakonischen Kirchenentwicklung im Bistum Trier, Trier 2019, S. 29, Abb. 5: Drei Grundformen kirchlicher Präsenz einer diakonischen Kirche, die dem Handlungsprinzip der Sozialraumorientierung folgt.

(17) Wir glauben an Gottes Gegenwart in jedem Menschen. Der erste Perspektivwechsel der Synode „Vom Einzelnen her denken“[1] fordert uns auf, den Menschen in der eigenen Lebenswirklichkeit, mit den eigenen Grundfragen wahrzunehmen und aufzusuchen. Wir wollen eine „fragende, sich interessierende, sich solidarisierende und eine zugewandte Kirche“[2] sein. Durch unsere Zuwendung zu jedem Menschen wird Gottes Gegenwart erfahrbar.[3] Dadurch getragen können wir selbst die Frohe Botschaft neu entdecken. Was gibt heute Hoffnung? Was verhilft den Einzelnen zu mehr Lebensqualität?

(18) „Vom Einzelnen her denken“ bedeutet auch: weg von einer Haltung, in der die Kirche beurteilt, „ob ein Leben gelungen oder gescheitert ist“[4]. Wir achten die persönliche Freiheit, die jede und jeder hat. Wir kennen die Schattenseiten von Vereinzelung und das Gefühl, in einer Ellbogengesellschaft abgehängt zu werden.[5]

(19) Vom Einzelnen her denken:

  • Was gibt dem heutigen Menschen Hoffnung?
  • Woran freut er sich und was macht ihm Angst?
  • Welche Fragen beschäftigen ihn und woran leidet er?
  • Wo entdecken wir in seinem Leben die Frohe Botschaft?

 


[1] Heraus gerufen, Kapitel 2.1.

[2] Vgl. ebd., Kapitel 2.1.1 und 3.

[3] Ebd., Kapitel 2.1.1.

[4] Ebd., Kapitel 2.1.3.

[5] Vgl. ebd., Kapitel 2.1.1.

[Anmerkung zur Überschrift in der Fußnote [1]]

(20) Wir glauben, dass Gott uns Menschen einzigartig geschaffen hat (vgl. Gen 2). Darum sind wir Menschen auch verschieden und mit vielfältigen Fähigkeiten und Talenten beschenkt. Gerade in den unterschiedlichen Gesichtern der Menschen spiegelt sich etwas vom Reichtum Gottes.

(21) Vielfalt annehmen bedeutet deswegen für uns, Barrieren abzubauen, damit allen Menschen Teilhabe und Teilgabe ermöglicht wird, denn wir gehören zusammen. Dies ist uns tägliche Herausforderung.[2]

(22) So unterschiedlich wir sind, so unterschiedlich entdecken, leben und teilen wir auch unseren Glauben in den verschiedenen Lebensbereichen. Wir leben als Christen in einer pluralen Gesellschaft. Wir sind bereit, in dieser Gesellschaft respektvoll unsere Hoffnung zu bezeugen und mit ihr in den Dialog zu treten. Dabei blicken wir besonders auf die Menschen, die verletzt, traurig, allein, verzweifelt oder in anderer Weise herausgefordert sind und die Schutz und Begleitung brauchen.

Wir haben „den Mut, neue Orte von Kirche zu entwickeln und sich entwickeln zu lassen“[3].

(23) Wir zeigen uns offen und dialogbereit gegenüber Menschen anderen Glaubens und respektieren sie. In der Begegnung mit Fremden und dem Fremden – an uns vertrauten wie an neu zu entdeckenden Orten – sehen wir die Chance, Eigenes zu hinterfragen und neu zu sehen. Worin liegt für uns die Kraft eines glaubwürdigen christlichen Lebens inmitten einer vielfältigen Gesellschaft? Ökumene gehört für uns

Christen selbstverständlich zum Lebens- und Glaubensvollzug, was uns zu vielfältigen Formen der Zusammenarbeit motiviert.[4]

(24) Wie achten wir Familien und Einzelne mit ihren Lebensentwürfen in all ihrer Vielfalt?[5] Inwiefern entsprechen Form und Sprache unserer liturgischen Feiern und anderer Veranstaltungen den Menschen und den Situationen, um die es geht? Was müssten wir verändern?

Wie können wir eine Kultur der Offenheit schaffen und stärker aus der Begegnung mit dem Fremden lernen?

Wie können wir verstärkt Ökumene leben und mit anderen religiösen Gemeinschaften zusammenarbeiten?

Was braucht es, um den interreligiösen Dialog zu begleiten und zu stärken? (vgl. Leitsatz 6)

(25) Wir glauben, dass Gott jeden Menschen beschenkt. Deshalb können wir im Pastoralen Raum mit den Pfarreien und den vielfältigen Gemeinschaften auf niemanden und auf niemandes von Gott geschenkte Gaben verzichten. Alle sind eingeladen, mit ihren Gaben die Kirche zu gestalten. Denn mit den Charismen der Menschen ist alles da, was die Kirche Jesu braucht.[1] Wir tun in den Pfarreien und im Pastoralen Raum alles dafür, um die Charismen in ihrer Vielfalt zu fördern und sie zum Zug kommen zu lassen.[2]

„Mit [dem Perspektivwechsel] ‚Charismen vor Aufgaben in den Blick nehmen‘ will die Synode deutlich machen, dass sich die Kirche vom einzelnen Getauften her mit seinen spezifischen Charismen aufbaut. Jede Christin und jeder Christ hat Charismen und ist eingeladen, diese eigenverantwortlich in die Gemeinschaft der Kirche einzubringen.“[3]

(26) Charismen entdecken und fördern heißt, miteinander das zu suchen, was die und derEinzelne nicht (nur) für sich haben, sondern für die anderen. Gott vertraut jeder und jedem etwas für die anderen an und traut jedem Menschen etwas zu (vgl. 1 Kor 12). Ein Charisma ist Gabe (von Gott) und Aufgabe (gegeben für die anderen) zugleich. Der Glaube daran, dass allen Menschen Charismen geschenkt sind, verändert unseren Blick auf uns selbst und die Menschen um uns.[4]

(27) Nur in der Begegnung mit anderen Menschen und mit Gott entdecken wir Gottes Wirken im anderen und bei uns selbst. Dabei ist es wichtig, Fragen zu stellen und sich fragen zu lassen – von den anderen und vom Evangelium her. Wir wollen es den Menschen ermöglichen, das für die anderen einzusetzen, was Gott ihnen anvertraut hat.

(28) Durch die Überprüfung von Aufgaben und durch Unterbrechungen im Kreislauf des immer gleichen Tuns wird es möglich, dass durch Charismen, Initiativen und Gruppen Neues entsteht.

(29) Was tun wir, damit Menschen ihre Charismen entdecken und sie einsetzen können?

  • Wie fördern wir die Möglichkeiten, dass Menschen ihren jeweiligen Ort finden und diesen für sich und zusammen mit anderen gestalten können?
  • Wie gehen wir miteinander um?
  • Wie zeigt es sich, dass wir Gottes Wirken im (anderen) Menschen trauen? In welchen Momenten unseres Alltags lassen wir uns vom anderen Menschen und vom Evangelium anfragen?
  • Welche Aufgaben wollen und müssen wir hinterfragen?
  • Welche Unterbrechung ist gut und sinnvoll?

(30) Wir glauben Kirche als Gemeinschaft, in der jede und jeder Einzelne aufgehoben und angenommen ist, aber nicht eingeengt und vereinnahmt wird.[1] Weil die Menschen und die Gaben, die Gott ihnen schenkt, vielfältig sind, bestehen Pfarrei und Pastoraler Raum aus einer Vielfalt von Gemeinschaften und Gemeinschaftsformen.[2]

Dadurch entsteht echte Nähe und es können sich neue Orte von Kirche bilden.[3]

„Dieser Perspektivwechsel (‚Weite pastorale Räume einrichten und netzwerkartige Kooperationsformen verankern‘) erfordert, einen deutlichen inhaltlichen und strukturellen Einschnitt zu setzen. Er ermutigt, in den sich verknappenden materiellen und personellen Ressourcen auch Chancen zu entdecken, das Verhältnis von Nähe und Weite neu zu bestimmen und in den Sozialräumen der Menschen aktiv Gemeinde und Kirche zu bilden. Der Perspektivwechsel regt auch an, die lokale Kirchenentwicklung neu anzugehen.“[4]

(31) Es braucht zum einen verlässliche Orte des Austauschs mit anderen, aber auch der heilvollen Begegnung mit Gott und mit sich selbst, Orte, an denen Gemeinschaft erfahrbar und erlebbar wird. Dabei ist zu beachten, dass Christinnen und Christen sehr vielfältige Ausdrucksformen ihres Glaubens haben und dass diese ihnen Heimat geben.[5] Wichtig ist, dass die Menschen verlässliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden.

(32) Neue Gemeinschaften und Gemeinschaftsformen mit Anders- oder Nichtgläubigen in den Pfarreien und im Pastoralen Raum nehmen wir ausdrücklich wahr als eine Art und Weise, wie Gott heute handelt. Gemeinschaft entsteht nicht von selbst, sie muss aktiv gesucht und gestaltet werden.[6]

(33) Wo kann ich andere Christinnen und Christen treffen und mit ihnen den Glauben leben?

Wie lebe ich als gläubige Christin und gläubiger Christ meinen Glauben heute – gerade auch in der Beziehung zu Menschen, die nicht oder anders glauben?

Wie gestalten wir Begegnungen, in denen die Beziehung zu Gott und untereinander erfahrbar wird?

Wie suchen wir Menschen auf?

Welche Menschen fragen wir: „Was brauchst du? Was treibt dich an? Was können wir für dich und mit dir tun?“

Wie und wo lassen wir uns anfragen?

Wo und wer sind die verlässlichen Orte und Personen in unserer Pfarrei und in unserem Pastoralen Raum?

Was sehen wir an Neuem?

 


[1] Vgl. ebd., Kapitel 2.1.2.

[2] Vgl. ebd., Kapitel 2.3.1; vgl. ebenso „Gemeinsam Kirche sein“. Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral vom 01. August 2015 (Die deutschen Bischöfe, Nr. 100), Bonn 2015, S. 51.

Vgl. auch heraus gerufen, Kapitel 2.3.2.

[3] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 2.3.4 und 4.4.1.

[4] Ebd., Kapitel 2.3.1.

[5] Vgl. Instruktion Die pastorale Umkehr, Nr. 24: „Verkündigung des Evangeliums [geschieht] durch Männer und Frauen, die das glaubwürdig machen, was sie durch ihr Leben in einem Netz zwischenmenschlicher Beziehungen, das Vertrauen und Hoffnung weckt, verkünden.“

[6] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 3.

(34) „Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens, in dem Bewusstsein, dass das Zuhören ‚mehr ist als Hören‘. Es ist ein wechselseitiges Anhören, bei dem jeder etwas zu lernen hat: […] jeder im Hinhören auf die anderen und alle im Hinhören auf den Heiligen Geist, den ‚Geist der Wahrheit‘ (Joh 14,17), um zu erkennen, was er ‚den Kirchen sagt‘ (Offb 2,7).“[1]

(35) Viele und sehr verschiedene Orte von Kirche in den Pfarreien und im Pastoralen Raum brauchen eine gemeinsam getragene Verantwortung. Sie erfordert eine Zusammenarbeit, bei der möglichst alle aufeinander hören und sich aufeinander einlassen. Wir anerkennen und leben, dass wir auf Dialog, Austausch und Beratung angewiesen sind.[2]

(36) Dies gilt auf allen Ebenen, an jedem Ort von Kirche. Unterschiedliche Rollen erfordern unterschiedliche Formen von Verantwortung und Entscheidungskompetenzen.[3]

(37) „[Die Kirche] lebt vom persönlichen Glaubenszeugnis und von den vielfältigen Gaben der Getauften. Menschen engagieren sich in der Kirche, wenn sie erleben, dass sie angesprochen, beteiligt und wertgeschätzt sind.“[4] Alle getauften Menschen sind eingeladen, ihre Fähigkeiten, Qualifikationen, Erfahrungen und Charismen eigenverantwortlich in die Gemeinschaft der Kirche einzubringen.[5]

(38) So werden alle – Ehrenamtliche wie Hauptamtliche – zu Akteuren und Mitgestaltern. So wird Teilhabe ermöglicht und wird Verantwortung geteilt. Geteilte Verantwortung drückt sich in gemeinsamer Entscheidungsfindung, Mitverantwortung und Mitbestimmung aus. Die Leitung und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pastoralen Raum und in den Pfarreien – insbesondere die Ansprechpersonen in der Engagemententwicklung – unterstützen ehrenamtliches Engagement durch Beratung und Hilfe und durch Bereitstellung erforderlicher Ressourcen.[6]

(39) Unsere Gestaltungs-, Beratungs- und Entscheidungsprozesse sind transparent, verbindlich und von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Dies zeigt sich insbesondere in einer konstruktiven Dialog- und Streitkultur. Beratungsergebnisse und Entscheidungen werden gut kommuniziert.[7]

(40) Welches sind die Kriterien für einen guten Umgang in (unseren) Gremien/Projekten/Teams?

Wie gehen wir konkret auf Menschen zu und ermutigen sie, Verantwortung zu übernehmen?

Welche Rahmenbedingungen und Unterstützungsformen bieten wir an, um Aufgaben attraktiv zu gestalten?

Wie funktioniert das Miteinander zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen? Wie gehen wir mit Anregungen, Ideen oder Vorschlägen um, die an uns herangetragen werden?

Wie entstehen Gestaltungs- und Mitsprache-Möglichkeit(en)? Wie werden sie gesichert?

Wie gehen wir in Konfliktsituationen miteinander um, wie verhalten wir uns bei Meinungsverschiedenheiten?

Wie gelingen uns gegenseitige Anerkennung und Dank?

(41) Diese sieben Leitsätze bestimmen in Zukunft unser Wirken in Gruppen, Gremien, an allen Orten von Kirche. Sie sind eine Grundlage dafür, die nächsten „Schritte in die Zukunft“ zu wagen.

 


[1] Papst Franziskus, Ansprache bei der 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (17. Oktober 2015), in:Dokument in deutscher Sprache auf den Seiten des Vatikan ; siehe auch heraus gerufen, Kapitel 2.4.

[2] Vgl. heraus gerufen, Kapitel 2.4.1; vgl. auch Instruktion Die pastorale Umkehr, Nr. 123: „Das erfordert, dass die historische Institution ‚Pfarrei‘ nicht in die Unbeweglichkeit oder in einer Besorgnis erregenden pastoralen Monotonie gefangen bleibt, sondern jene ‚missionarische Dynamik‘ verwirklicht, die sie durch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Pfarrgemeinden und eine gestärkte Gemeinschaft zwischen Klerikern und Laien wirklich auf die evangelisierende Mission ausrichtet. Dies ist eine Aufgabe des gesamten Volkes Gottes, das in der Geschichte als ‚Familie Gottes‘ voranschreitet und durch die Synergie der verschiedenen Glieder für das Wachstum des ganzen kirchlichen Leibes arbeitet.“

[3] Vgl. ebd., Kapitel 4.4.2, ebenso auch Kapitel 4.5.1 und 4.5.2.

[4] Ebd., Kapitel 4.5.1.

[5] Vgl. ebd., Kapitel 2.2.4.

[6] Vgl. ebd., Kapitel 4.4.2. (Das Synodendokument bezieht sich hier auf die Leitung der Pfarrei der Zukunft.)

[7] Vgl. ebd., Kapitel 3.

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