Das Jahr 2022 war – und ist – geprägt von grundlegenden Veränderungen, die aus vielfältigen Krisen resultieren. Es sind Veränderungen, die uns alle betreffen.
Neben den konstanten Herausforderungen der vergangenen Jahre (Klimakrise, Corona-Pandemie) beschäftigen uns nach wie vor die verheerenden Auswirkungen der Flut an Mosel, Ahr und in der Eifel. Wir haben erlebt, wie die Menschen in unserem Bistum im Angesicht der Katastrophe enger zusammenrücken und kirchliche, staatliche und gemeinwohlorientierte Akteure noch intensiver Hand in Hand arbeiten. Der Geschäftsbericht 2022 bildet dieses Engagement anhand einzelner Beispiele ab. Allerdings zeigt er auch deutlich, dass die Folgen der Flutkatastrophe noch lange nicht bewältigt sind.
Mit dem Krieg in der Ukraine ist eine weitere Krise hinzugekommen, die zunächst schreckliche Folgen für die Menschen in der Ukraine hat, aber auch von internationaler Tragweite ist und sich spürbar auf das Leben in den Gemeinden auswirkt. Dort finden zahlreiche Menschen, die vor dem Krieg fliehen mussten, Aufnahme und Unterstützung. Zur gleichen Zeit sind Inflation und Energiepreise enorm gestiegen – wie sie sich in den kommenden Monaten entwickeln werden, ist noch nicht abzusehen.
Trotz aller Unwägbarkeiten blicke ich zuversichtlich auf das kommende Jahr. Mit der missionarisch-diakonischen Kirchenentwicklung haben wir den inhaltlichen Fokus gesetzt; mit der Haushaltssicherung haben wir einen Plan entwickelt, der es uns erlaubt, die gesetzten inhaltlichen Impulse langfristig umzusetzen, aber auch auf kommende Herausforderungen flexibel zu reagieren.
Für die Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation im Sinne der Frohen Botschaft Jesu da zu sein: Das sehe ich als originären Auftrag der Kirche von Trier. Das bedeutet auch, schnell und unkompliziert auf akute Notsituationen zu reagieren und Notleidenden zur Seite zu stehen. So können wir mit zusätzlichen Kirchensteuereinnahmen aus der Energiepauschale einen Energie-Nothilfefonds in Höhe von 2 Millionen Euro einrichten. Mit diesem Geld kann die Caritas bedürftige Menschen mit Beratung, Projekten und Einzelfallhilfen unterstützen.
In dieser von Unsicherheit geprägten Zeit schaffen wir stabile und zukunftssichere Strukturen, die es uns ermöglichen, unsere Kräfte zu bündeln, Synergien zu schaffen und die Botschaft der Hoffnung zu den Menschen zu tragen. Was bedeutet das konkret?
Anfang des Jahres haben 15 von 35 Pastoralen Räumen ihre Arbeit aufgenommen, am 1. Januar 2023 gehen die übrigen 20 an den Start. Damit wahren wir die Eigenständigkeit der Pfarreien, erleichtern aber deren strukturelle Vernetzung und geben so mehr Raum für die inhaltliche Zusammenarbeit. Ich denke da etwa an das Solidaritätsnetz, das tatkräftige Hilfe für Geflüchtete leistet, Expertise bündelt und ehrenamtliches Engagement vor Ort fördert.
Mit dem bistumsweiten Immobilienkonzept, das wir im Januar veröffentlichen werden und das 2023 in zunächst einmal vier bis fünf Pfarreiengemeinschaften oder fusionierten Pfarreien angewendet werden soll, werden wir ein Verfahren haben, das bistumsseitig die Zuschüsse für Baumaßnahmen steuert und gleichzeitig den Kirchengemeinden eine Orientierungshilfe an die Hand gibt zum Erhalt oder zur Veräußerung von Immobilien. Gleichzeitig werden dabei auch die Klimaschutzziele eine Rolle spielen.
Der Haushaltsplan 2023 ist im Gesamtkontext der Haushaltssicherung und deren Notwendigkeit zu Kostensenkungen zu betrachten. Zwar zeigen sich bereits erste Effekte, etwa bei der Absenkung der Personalkosten für pastorale Mitarbeitende, die im nächsten Jahr in Rente gehen. Zu erkennen sind aber auch notwendige Investitionen wie der Ausbau der digitalen Infrastruktur. Denn das braucht es, um unsere Arbeit zukunftsfähig und agil zu machen sowie langfristig Kosten einzusparen.
Wir sind auch schon dabei, das angestrebte Controlling-Konzept zu verfeinern und umzusetzen. Das ist ein Instrument, mit dem wir erreichen wollen, dass wir auf unvorhersehbare Ereignisse mit Auswirkungen auf unsere Ressourcenlage flexibel reagieren können und dass die Kostensenkungsziele so nachhaltig erreicht werden. Mit den Budgetverantwortlichen wurden vergangene Woche Gespräche geführt, um die Maßnahmen-Planungen konkreter zu fassen, die die Zeit bis 2027 in den Blick nehmen. Bis zum Frühjahr 2023 sollen diese 5-Jahres-Pläne, die dann die Grundlage für das Controlling sein werden, stehen.
Ich bin mir sicher, dass die nun angestoßenen Veränderungen für einen Weg stehen, der geprägt ist von zuverlässigem Handeln, von einer vertrauensvollen und in die Zukunft gerichteten Personalarbeit und einem verantwortungsbewussten Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Dr. Ulrich Graf von Plettenberg
Bischöflicher Generalvikar
Trier, 15. Dezember 2022