Wohin führt das Projekt über die in der Studie erlangten Erkenntnisse hinaus?:Integration und Teilhabe - Ein Ausblick zur Studie
Es sind keine sofort umsetzbaren Rezepte, sondern Ziele, die es anzusteuern gilt. Die Umsetzung ist Aufgabe der mit Integration befassten Akteure.
1. Kürzungen werden teuer
Die beabsichtigen Kürzungen der Bundesmittel für Migration und Integration um bis zu 40 % werden den Staat, d.h. uns, teuer zu stehen kommen. Ein Beispiel: mangelnder Sprachunterricht in Kita und Schule erhöht die Zahl verpasster Schulabschlüsse und später lebenslanger Leistungsbezieher. Oder: Gesundheitliche Probleme, die nicht rechtzeitig behandelt werden, werden in der Regel umso teurer, je später sie behandelt werden.
Wer so spart, muss später mehr zahlen.
2. Das Verhältnis Haupt- und Ehrenamtliche neu ausgestalten
Ehrenamtliche sind meist Menschen mit großer Lebens- und Berufserfahrung. Dieses Potential muss besser genutzt werden. Ehrenamtliche haben z.B. Verbindungen zu Betrieben und können bei der Vermittlung in Arbeit erfolgreich sein. Ausländerbehörden, Jobcenter, Gesundheitsämter können Ehrenamtliche in ihre Kundenkontakte einbinden, dann geht beispielsweise der ganze Formularkram in der Regel komplikationslos. Jede Aktivität eines Ehrenamtlichen entlastet einen Behördenmitarbeiter und stärkt die Integrationspotentiale von Flüchtlingen.
Die entscheidende Voraussetzung, der entscheidende Schlüssel für jede Integration ist die persönliche Zuwendung. Das Gefühl, als Mensch mit seinen ganz individuellen Eigenschaften und der je eigenen Geschichte angenommen zu sein. Das können Behörden nicht leisten. Sie müssen den „Kunden“ auf eine ganz bestimmte Funktion reduzieren. Ehrenamtliche nehmen den ganzen Menschen wahr und gehen auch auf die emotionalen Bedürfnisse ein.
3. Qualitätsmanagement mit Betroffenen
Flüchtlinge als Kunden von Behörden und Organisationen sind eine besondere Herausforderung für das QM. Zettel, was hat Ihnen gefallen, was können wir besser machen, helfen da nicht weiter. Hier muss der direkte Kontakt, der ernsthafte Austausch mit Betroffenen und ihren ehrenamtlichen Helfern gesucht werden.
4. Gute Integration stärkt die gesellschaftliche Akzeptanz von Flüchtlingen
Angesichts der gesellschaftlichen Spaltungstendenzen ist die Frage der Qualität der Integration ebenso wichtig wie Reduzierung der Zuwanderung. Es sind zwei Seiten einer Medaille. Wenn der „normale“ Weg der bei uns lebenden Geflüchteten in sozial prekäre Verhältnisse führt, dann haben Populisten und Extremisten leichtes Spiel. Leistungs-bezieher prägen nämlich ein Bild in der Nachbarschaft, gute Steuerzahler ebenfalls. Um die schwindende Akzeptanz für Flüchtlinge zu stoppen, ist eine effizientere Integrationspraxis gefragt. Ein Beispiel: Aus der Arbeitsmarktforschung wissen wir, dass nach mehr als einem Jahr Arbeitslosigkeit die vorhandenen Fähigkeiten langsam verloren gehen. Also: kein Tag länger als notwendig ohne sinnvolle Beschäftigung.
5. Werben für Integration
Wir alle, jeder von uns ist gefordert, für ein Integrationsverständnis zu werben, das sich von Assimilation deutlich unterscheidet. Werben für eine Integration, die zu einer Kultur der Vielfalt führt, zum Austausch von Ideen und Erfahrungen und damit Fortschritt. Aber, auch das ist zentral: wir brauchen eine neue, vertiefte Verständigung über die notwendigen Gemeinsamkeiten, die verbindlichen Regeln und das im Grundgesetz verankerte Menschenbild.