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Hintergrund: Der Prozess der Haushaltssicherung bisher

bewahren - loslassen - entwickeln

Seit mehreren Jahren verzeichnet das Bistum Trier einen negativen Haushaltsabschluss. Bereits im Dezember 2020 hatte Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg daher angekündigt, mit Blick auf die Ziele, die die Synode vorgegeben hat, zu entscheiden, wofür die vorhandenen Ressourcen zukünftig verwendet und welche konkreten Aufgaben vorrangig angegangen werden. Dies ist nun möglich, weil sich die Synodenumsetzung inhaltlich wie organisatorisch mehr und mehr konkretisiert und ein klares Zielbild für die diakonische, missionarische, lokale und synodale Kirchenentwicklung vor Augen ist.

Ein klares Ziel vor Augen

Mit diesem klaren Ziel vor Augen lässt es sich leichter unterscheiden: Welche Wege führen eher zum Ziel, welche tragen weniger dazu bei? Welche Aufgaben belasten, welche fördern und motivieren auf das Ziel hin? Was ist sinnvoll zentral anzulegen, was sollte dezentral und vor Ort behandelt und entschieden werden? Diese Fragen werden durch den Ausfall von erheblichen Kirchensteuermitteln aufgrund der Corona-Pandemie und durch die langfristige Bewältigung der Folgen der Flutkatastrophe im Juli 2021 noch verstärkt. Neben der seelsorglichen und psychosozialen Begleitung der vom Hochwasser betroffenen Menschen werden die Bau- und Sachschäden an Kirchen, kirchlichen Gebäuden und Kindertagesstätten trotz vieler Spenden und voraussichtlich hoher Zuschüsse aus Bundesmitteln zu Buche schlagen.

Ursachen für den negativen Haushalt 

Ursache für den seit mehreren Jahren negativen Haushalt sind einerseits die hohen Summen, die in der nach wie vor anhaltenden Niedrigzinsphase für die Absicherung künftiger Pensionsleistungen zurückgestellt werden müssen. Mit Blick auf die Entwicklung der nächsten 15 Jahre zeichnen sich jedoch noch zwei weitere einschneidende Veränderungen für das Bistum ab: Es muss damit gerechnet werden, dass bis 2035  die Kirchensteuer um ein Drittel zurückgeht – das bedeutet kaufkraftbereinigt, dass ab 2035 etwa 130 Millionen Euro weniger Einnahmen im Jahr vorhanden sind. Das ist bezogen auf das Bistum die zentrale Aussage der Studie "Kirche im Umbruch", die vom Freiburger Forschungszentrum Generationenverträge für 27 deutschen (Erz-)Bistümer und 20 evangelischen Landeskirchen erstellt wurde.

Tiefgreifende Veränderungen in der Gestalt der Kirche

Dazu kommt, dass sich bis 2030 das pastorale Personal im Bistum Trier fast halbieren wird, weil viele Frauen und Männer in den Ruhestand gehen. Diese begründet erwartbaren Rahmenbedingungen machen deutlich: Das Bistum steht vor sehr tiefgreifenden Veränderungen der Gestalt der Kirche und des kirchlichen Lebens, die weit über reine Haushaltsfragen hinausreichen. Es muss im Rahmen einer Aufgabenkritik beraten und entschieden werden, wie diese Herausforderungen bewältigten werden sollen, was und in welcher Form mit den deutlich zurückgehenden Mitteln weitergeführt werden soll - und was in Zukunft nicht mehr fortgeführt werden kann. Es steht ein Umbauprozess von großer Komplexität an - ohne schnell greifbare Antworten und Lösungen - der langfristig und nachhaltig angelegt sein soll.

Deshalb steht in den kommenden Jahren ein Prozess der Haushaltssicherung im Bistum Trier an.

 

Beratung der erweiterten diözesanen Gremien am 13./14. Mai

Rund 150 Vertretungen von Diözesanen Räten, Dekanaten und Pastoralen Räumen, Berufsgruppen, Verbänden und Institutionen im Bistum Trier haben am 13. und 14. Mai in St. Maximin in Trier den weiteren Fortgang der diözesanen Haushaltssicherung besprochen. Anhand von durch die Lenkungsgruppe unter Leitung von Generalvikar Dr. Ulrich von Plettenberg erarbeiteten Thesen wurden einzelne Handlungsfelder im Bistum Trier aus Kostensicht beraten (zur Pressemeldung).

Informationsunterlage (pdf): zur Sitzung der erweiterten Diözesanen Räte am 13./14. Mai 2022

Thesen und Voting der Räte (pdf)

Präsentation (pdf): Zukünftige Finanzierung der Pastoralen Räume und der weiteren Kirchengemeindeverbände sowie der Kirchengemeinden

Wie wir damit umgehen: Die Prozessstruktur

Haushaltssicherung Bistum Trier Präsentation 09 Oktober 2021

Ziel und Anspruch des Prozesses ist die Sicherung des Haushalts aufgrund inhaltlicher Kriterien. In einem ersten Schritt wurde der Prozess in mehrere Phasen mit unterschiedlichen Aufgaben aufgeteilt.

Was ansteht: Arbeitspakete und Verantwortliche

In den ersten beiden Phasen wurden in fünf Arbeitspaketen die Grundlagen für den weiteren Prozess gelegt. Für jedes Arbeitspaket gab und gibt es jeweils eine Leitung aus dem Bistum Trier.

Erstellung belastbarer Aufwands- und Ertragsprognosen und Festlegung eines Kostensenkungsziels.

Verantwortlicher: Johannes Thielmann

Sammlung und Komplettierung bereits bestehender Maßnahmenvorschläge.

Verantwortlicher: Dr. Hans Günther Ullrich

Darstellung der Aufwendungen nach Aufgabenbereichen und Vorbereitung Erstellung Übersichtsblätter für Angebote.

Verantwortlicher: Direktor Manfred Wagner

Erarbeitung eines Kriterienvorschlags zur Beurteilung der Angebote des Bistums.

Verantwortliche. Direktorin Mechthild Schabo

Organisation von Kommunikation, Information und Beteiligung

Verantwortliche: Direktorin Judith Rupp

Wer sich darum kümmert

Die Entscheidungen trifft Bischof Dr. Stephan Ackermann. Er wird beraten von einer Lenkungsgruppe: In diesem Gremium sollen die Entscheidungen des Bischofs für konkrete Maßnahmen vorbereitet und diskutiert werden. Sie besteht aus der Kerngruppe und den Vertretungen aus den diözesanen Gremien, Berufsgruppen, Einrichtungen und Diensten. 

Die Kerngruppe versteht sich als Arbeitsgremium, das der Lenkungsgruppe zuarbeitet und die Entscheidungsvorbereitung unterstützt. Hierin wird auch die Arbeit der jeweiligen Arbeitspakete koordiniert, in denen konkrete Vorarbeiten geleistet werden.

Lenkungsgruppe

Bischof Dr. Stephan Ackermann

Die Kerngruppe

  • Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg
  • Direktorin Mechthild Schabo
  • Direktorin Kirsten Straus
  • Direktor Manfred Wagner
  • Direktorin Andrea Gerards
  • Direktorin Judith Rupp
  • Dr. Hans Günther Ullrich, Abteilungsleiter
  • Johannes Thielmann, Abteilungsleiter
  • Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel

Vertretungen aus den diözesanen Gremien, Berufsgruppen, Einrichtungen und Diensten:

  • Peter Edlinger
  • Dr. Elfriede Franz
  • Dr. Tobias Gschwendner-Lukas
  • Thorsten Hauer
  • Dagmar Heib, MdL
  • Frank Kettern
  • Markus Krogull-Kalb
  • Cordula Scheich
  • Dechant Patrik Schmidt
  • Lydia Schmitt
  • Dechant Jörg Schuh
  • Monika Urbatsch

Womit wir uns beschäftigen: Die Ausgangslage und die Inhalte

18 Bilder

Hier finden Sie die Folien der Präsentation zum Auftakt der Beratungen der diözesanen Gremien zum Haushaltssicherungs-Prozess am 8. / 9. Oktober 2021. Sie können die Präsentation auch hier als PDF herunterladen.

Häufige Fragen

Zum Prozessdesign

Seit mehreren Jahren verzeichnet das Bistum Trier einen negativen Haushaltsabschluss (siehe hier). 

Die Haupt-Ursache für das Haushaltsdefizit sind  die hohen Summen, die für die Absicherung künftiger Pensionsleistungen für Priester und vor allem beamtenähnlich angestellte Lehrer zurückgestellt werden müssen.

Gleichzeitig werden viele Männer und Frauen, die zurzeit im pastoralen Dienst sind, in den kommenden Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Wir gehen davon aus, dass es in unserem Bistum 2030 nur noch halb so viel pastorales Personal geben wird wie heute. 

Mit Blick auf die Entwicklung der nächsten 15 Jahre zeichnen sich zudem zwei weitere einschneidende Veränderungen für das Bistum ab: Wir müssen damit rechnen, dass bis 2035 die Kirchensteuer-Einnahmen um ein Drittel zurückgehen. Das bedeutet kaufkraftbereinigt, dass wir ab 2035 etwa 130 Mio. Euro  weniger Einnahmen im Jahr zur Verfügung haben werden. Das wissen wir seit der Studie „Kirche im Umbruch” von 2019, die das Forschungszentrum Generationenverträge der Albert-Ludwig-Universität Freiburg erstellt hat. (vgl. hier)

Diese Rahmenbedingungen machen deutlich: Die Gestalt unserer Kirche und das kirchliche Leben werden sich tiefgreifend verändern. Und: diese Veränderungen reichen weit über reine Haushaltsfragen hinaus. Deshalb müssen wir kritisch beraten und entscheiden, wie wir damit umgehen wollen, dass wir künftig deutlich weniger Mittel zur Verfügung haben als in der Vergangenheit. Das stellt uns vor die Herausforderung abzuwägen, was wir an Altbekanntem in welcher Form fortführen möchten und worauf wir uns künftig fokussieren. Das bedeutet zugleich, dass wir gezwungen sind abzuwägen, wovon wir uns in Zukunft trennen müssen. Denn vor uns liegt  ein komplexer Umbauprozess, den wir nicht übers Knie brechen wollen, sondern langfristig und nachhaltig gestalten möchten.

Wenn wir keine haushaltssichernden Maßnahmen ergreifen, müssen wir weiterhin Jahr für Jahr unsere Rücklagen angreifen, um den Haushalt auszugleichen. Spätestens 2028 wären die Rücklagen erschöpft - ab diesem Zeitpunkt müsste das Bistum “von der Hand in den Mund” leben und wäre kaum mehr handlungsfähig.

Das Bistum geht diesen Weg zusammen mit der Beratungsfirma 2denare. Der Prozess ist mit einer Information und einer ersten Beteiligung der diözesanen Gremien, Dechanten sowie Vertretungen aus Berufsgruppen, Diensten und Einrichtungen gestartet. In mehreren Arbeitspaketen werden die notwendigen Daten erhoben (Link zum Prozessplan). Die Kern-Arbeitsgruppe trägt alle wichtigen Informationen zusammen. Dann werden auf Basis der Informationen alle Möglichkeiten abgewogen. Das geschieht in der Lenkungsgruppe rund um Bischof Stephan Ackermann.

Es gibt verschiedene Arbeitspakete, dazu eine Kerngruppe für die operative Arbeit. Die Lenkungsgruppe steuert den Prozess. (Vgl.hier). Immer wieder werden auch Expertinnen und Experten aus der Seelsorge und dem Finanzbereich hinzugezogen werden.

Neben rechtlichen, betriebswirtschaftlichen und personalen Kriterien sind im Arbeitspaket 4 inhaltliche Kriterien vorgeschlagen worden, die auf dem Synodendokument basieren. Diese Kriterien sind von den diözesanen Gremien und Vertretungen von Berufsgruppen, Einrichtungen und Diensten beraten worden. Die Hinweise werden eingearbeitet; dann werden die Kriterien in die Lenkungsgruppe übergeben. Diese kann dann konkrete Maßnahmen in den Blick nehmen und anhand der Kriterien prüfen. Die Kerngruppe bereitet die Entscheidungsfindung vor. Die einzelnen Entscheidungen trifft letztlich der Bischof, nachdem er sich ausführlich mit der Lenkungsgruppe beraten hat.

Bereits beteiligt wurden - und  werden weiterhin - die diözesanen Gremien, die Dechanten sowie die Vertretungen aus Berufsgruppen, Diensten und Einrichtungen. Ebenfalls beteiligt wird die Mitarbeitervertretung. 

Die Kerngruppe bereitet die Entscheidungsfindung vor; die Entscheidung trifft am Ende Bischof Ackermann nach Beratung mit der Lenkungsgruppe.

Zum Zeitplan

Die Arbeitspakete-Gruppen arbeiten fortlaufend. Die Kerngruppe trifft sich nach Bedarf mehrmals zwischen den Lenkungsgruppentreffen, die Lenkungsgruppe voraussichtlich fünf Mal im Jahr. 

n der laufenden Phase geschieht Folgendes: Wir erheben alle relevanten Daten, legen die oben genannten Kriterien fest (siehe Phasen 1 und 2 in der Prozessstruktur) und klären alle Rahmenbedingungen. Konkrete Entscheidungen fallen voraussichtlich Mitte des Jahres 2022, damit sie ab dem Haushalt 2023 wirksam werden können (s. Phase 4 in der Prozessstruktur).

Zur Finanzsituation

Der gesamte Haushalt des Jahres 2020 betrug im Bistum Trier ca. 480 Mio. €. Darin enthalten sind unter anderem Aufwendungen für Personal, Immobilien und Pensionsrückstellungen. Finanziert wurden diese Aufwendungen zum größten Teil aus Kirchensteuereinnahmen, die 2020 ca. 340 Mio. € betrugen. Weitere Komponenten sind Refinanzierungen z. B. für Schulen, aber auch Entnahmen von Rücklagen. Diese werden vor allem für hohe Pensionsrückstellungen für die Lehrer und Lehrerinnen der kirchlich getragenen Schulen und der Priester aufgewendet. Langfristig werden einem Gutachten zufolge die Kirchensteuereinnahmen um ca. 30% zurückgehen. Diese Entwicklung in Kombination mit steigenden Aufwendungen für Personal und Immobilien führt in der Prognose zu einem strukturellen Defizit in Höhe von 40 Mio. € p.a. im Jahr 2026 und 130 Mio. € im Jahr 2035 p.a.

Prognosen sind grundsätzlich der Versuch aus Erfahrungswerten und Abschätzungen von Entwicklungen möglichst genau eine erwartete Entwicklung darzustellen. Die im Haushaltssicherungsprozess gemachte Prognose setzt sich aus der Mittelfristplanung des Bistums zusammen, in die z. B. die mittelfristigen Steuerschätzungen des Bundes einfließen. Die langfristige Entwicklung wurde anhand linearer Fortschreibung der Werte vorgenommen. Konkret bedeutet dies z. B: die erwartete Steigerung der Personalkosten um 2 % aufgrund des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank. Die Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen wurde anhand eines vom Freiburger Ökonomen Prof. Bernd Raffelhüschen durchgeführten Gutachten prognostiziert. In der kurzfristigen Haushaltsplanung kann es zu größeren Abweichungen der langfristigen Prognose kommen. Grund hierfür sind z. B. konjunkturelle Entwicklungen oder Sonderereignisse wie die Coronapandemie.

Hauptgründe für rückläufige Kirchensteuereinnahmen sind einerseits die Verrentung geburtenstarker Jahrgänge ab dem Jahr 2026. Hinzu kommen die weiterhin hohe Zahl an Kirchenaustritten. Eine Trendwende ist hier nicht erkennbar oder zu erwarten. Auf der anderen Seite steigen mit der Inflation die Personal-, Immobilien- und Baukosten. Auch die Anforderungen an die Verwaltung steigen stetig (Digitalisierung, Arbeitsschutz, Datenschutz etc.), was dort zu höherem Aufwand führt. 

Sie haben noch weitere Fragen?

Unter der Funktionsadresse haushaltssicherung@bistum-trier.de können Sie Ihre Fragen und Anliegen zum Thema Haushaltssicherung anbringen.

Beratungsinstitut 2denare

Der Prozess wird begleitet vom Beratungsinstitut "2denare"